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Schmidt muss DMPs stoppen
Kritik aus der Ärzteschaft an den sogenannten Disease-Management-Programmen ist berechtigt
Zu der Kritik von Bundesgesundheitsministerin Schmidt an Ärzteverbänden wegen eines Aufrufs gegen die Chronikerprogramme erklären der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Horst Seehofer MdB und der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Wolfgang Lohmann MdB:
Die Union fordert Bundesgesundheitsministerin Schmidt auf, die Inkraftsetzung der DMPs für Diabetes mellitus Typ 2 und Mammakarzinom umgehend zu stoppen. Wir werden nach einer gewonnenen Bundestagswahl die Disease-Management-Programme unter Einbeziehung ärztlichen Sachverstandes einer kritischen Prüfung unterziehen und sie aus dem Risikostrukturausgleich herauslösen.
Die Kritik aus der Ärzteschaft an den sogenannten Disease-Management-Programmen ist berechtigt. Eingriffe in die Therapiefreiheit der Ärzte lassen sich allenfalls rechtfertigen, wenn die Programme fachlich abgesichert und ohne Gewissenskonflikte der behandelnden Ärzte durchführbar sind. Daran gemessen sind die von Bundesgesundheitsministerin Schmidt in die Welt gesetzten Programme untauglich. Sie verbessern nicht, sie verschlechtern die Versorgung der Patienten.
Die Empfehlungen für evidenzbasierte Behandlungsleitlinien im Bereich der Versorgung von Diabetikern bleiben nach einhelliger Meinung der Fachleute unterhalb des etablierten Qualitätsniveaus. Die wissenschaftlichen Studien, die den Behandlungsleitlinien für Versorgungsprogramme der Diabetiker zugrunde liegen, stammen aus den 70er Jahren und berücksichtigen innovative Medikamente überhaupt nicht.
Die Versorgung von Brustkrebspatientinnen verschlechtert sich nicht nur, sondern führt im Einzelfall nach Expertenangaben sogar zu einer Fehlbehandlung betroffener Frauen. Ein wesentlicher Mangel ist nach Ansicht eines Experten, dass die Früherkennung von Brustkrebs in den Leitlinien überhaupt nicht berücksichtigt wird.
Der Koordinierungsausschuss musste in Hast und Eile die Behandlungsleitlinien beschließen, damit Schmidt wahlkampfgerecht die Versorgungsprogramme zum ersten Juli starten konnte. Das Nachsehen bei dieser Eile haben die Patienten.