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Charité-Mediziner erhält diesjährigen Paul-Martini-Preis

Krankhaftes Übergewicht und Typ-2-Diabetes mit neuem Wirkstoff vermeiden?

Genetische Störungen, die zu schwer behandelbarem, starkem Übergewicht führen, sind im Zentrum der Forschungsarbeiten von Prof. Dr. Peter Kühnen, Arzt und Wissenschaftler an der Charité - Universitätsmedizin Berlin. Für seine Studien zur Normalisierung des Körpergewichts ist er nun mit dem Paul-Martini-Preis ausgezeichnet worden. Der Preis wird jährlich von der gleichnamigen Stiftung mit Sitz in Berlin für herausragende Leistungen in der klinisch-therapeutischen Arzneimittelforschung verliehen. Er ist mit 50.000 Euro dotiert.

Noch immer ist nur in Teilen verstanden, wie Hunger und Körpergewicht reguliert werden. Bekannt ist jedoch die Bedeutung verschiedener Botenstoffe und Rezeptoren, die eine Rolle bei der zentralen Gewichtsregulation spielen. Mutationen in den entsprechenden Genen für diese Botenstoffe und Rezeptoren können zu massiver Fettleibigkeit, sogenannter Adipositas, führen. Auch mit einer Operation zur Magenverkleinerung ist diese nicht erfolgreich behandelbar, denn das gesteigerte Hungergefühl bleibt bestehen.

"Unser Ziel war daher, Menschen mit unterschiedlichen Gendefekten, die zu einer eingeschränkten Funktion der Signalkaskade und somit einer unzureichenden Übermittlung des Sättigungsgefühls führen, medikamentös zu unterstützen. Ein bereits in der Zulassung befindlicher Wirkstoff ersetzt hierbei einen fehlenden Botenstoff und hat bei ersten Patientinnen und Patienten zum Erfolg geführt - einer Gewichtsreduktion um bis zu 40 Kilogramm innerhalb eines knappen Jahres", sagt Prof. Kühnen, Institut für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie der Charité. "Gleichzeitig haben wir dabei weitere Signalwege identifiziert, die nicht nur bei diesen Seltenen Erkrankungen eine wichtige Rolle spielen, sondern auch für häufigere Erkrankungen von Bedeutung sein können."

Prof. Kühnen hat die Studien selbst initiiert und nachgewiesen, dass eine Behandlung mit dem Wirkstoff Setmelanotide zu einer Normalisierung des Hungergefühls und zu substanzieller Gewichtsreduktion führen kann. Schwere Nebenwirkungen sind dabei bisher ausgeblieben, abgesehen von einer stärkeren Pigmentierung von Haut und Haaren bei einigen der Behandelten. Im Namen der sechsköpfigen Jury der Paul-Martini-Stiftung, Berlin würdigte Prof. Dr. Stefan Endres, Direktor der Abteilung für Klinische Pharmakologie und Forschungsdekan der Medizinischen Fakultät der Universität München, die Arbeiten: "Der Preisträger hat beispielhaft neue molekulare Mechanismen der Adipositas identifiziert und diese Erkenntnisse in eine Therapie für Patienten umgesetzt. Seine Arbeit ist ein Musterbeispiel für eine zielgerichtete translationale Entwicklung."

Die Behandlungserfolge waren für Prof. Kühnen Anlass, die Rolle eines bisher wenig beachteten Signalwegs im Körper stärker herauszuarbeiten und weitere Mutationen zu identifizieren, die durch Störungen in der Signalübermittlung zu Übergewicht und Fettleibigkeit führen. Ein Ansatz, dem der DFG-Heisenberg-Professor Kühnen in den kommenden Jahren weiter nachgehen möchte. Seine Arbeiten verbinden klinische Studien mit grundlagenwissenschaftlichen Analysen und sollen dazu beitragen, die menschliche Gewichtsregulation besser zu verstehen und neue Therapiestrategien zu etablieren.

Prof. Dr. Peter Kühnen ist Arzt und Wissenschaftler am Institut für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie der Charité, seit September 2020 hat er eine DFG-Heisenberg-Professur inne. Seine Arbeiten wurden durch das SPARK-BIH Programm gefördert. 2018 erhielt er gemeinsam mit Charité-Wissenschaftlerin Prof. Dr. Heike Biebermann den Galenus-Preis für pharmazeutische Innovationen im Bereich Grundlagenforschung.

Die gemeinnützige Paul-Martini-Stiftung mit Sitz in Berlin fördert die Arzneimittelforschung sowie die Forschung über Arzneimitteltherapie und intensiviert den wissenschaftlichen Dialog zwischen medizinischen Wissenschaftlern in Universitäten, Krankenhäusern, der forschenden Pharmaindustrie, anderen Forschungseinrichtungen und Vertretern der Gesundheitspolitik und der Behörden. Träger der Stiftung ist der vfa, Berlin, mit seinen derzeit 45 Mitgliedsunternehmen. Die Stiftung ist benannt nach dem herausragenden Bonner Wissenschaftler und Arzt Prof. Dr. Paul Martini (1889-1964) in Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Förderung und Weiterentwicklung der klinisch-therapeutischen Forschung, die er mit seiner 1932 veröffentlichten "Methodenlehre der therapeutischen Untersuchung" über Jahrzehnte wesentlich geprägt hat.

Weitere Informationen zur : Paul-Martini-Stiftung, Berlin im Internet.

zuletzt bearbeitet: 22.11.2020 nach oben

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