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Sehstörungen können diabetesbedingt sein

Retinopathie früh erkennen und regelmäßig zur Kontrolle gehen

Wer Schwankungen seiner Sehschärfe im Tagesverlauf bemerkt, verzerrt oder verschwommen sieht oder gar sogenannten "Rußregen" vor dem Auge wahrnimmt, sollte umgehend zum Augenarzt gehen. Eventuell ist die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus Ursache der Beschwerden: Bis zu einem Drittel aller Menschen mit Diabetes Typ 2 weisen bereits bei ihrer Diagnose eine leichte Veränderung der Netzhaut auf. Die "diabetische Retinopathie" zeigt lange Zeit keine Symptome. Treten schließlich Sehstörungen auf, können die Schädigungen an der Netzhaut bereits so weit fortgeschritten sein, dass sie zu dauerhafter Sehbehinderung oder gar Erblindung führen. Darauf weist diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe anlässlich des Aktionstags "Tag des weißen Stocks" am 15. Oktober 2018 hin.

Mehr als 1,3 Millionen Menschen mit Diabetes leben bundesweit mit einer Erkrankung der Netzhaut, ungefähr 2.000 von ihnen erblinden jedes Jahr. Die "diabetische Retinopathie? ist einer der Hauptgründe für eine dauerhafte Sehminderung im Erwerbsalter in der westlichen Welt. Die Ursachen dieser Diabetes-Folgeerkrankung sind vielfältig, bei elf Prozent der Betroffenen spielen auch dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte eine Rolle. Sie schädigen die feinen Blutgefäße der Netzhaut. Tückisch ist, dass Betroffene in der frühen Phase zunächst keine Beschwerden haben. Im fortgeschrittenen Stadium bilden sich neue Gefäße, die bis in die Netzhaut oder den Glaskörper des Auges vordringen. Die Gefäße werden durchlässig und brüchig, Blut tritt in das umliegende Gewebe aus. Erst dann kommt es zu Sehstörungen und -einschränkungen.

Für die Barometer-Studie wurden 2015 in 41 Ländern Daten zur Versorgungssituation von Menschen mit Diabetes und Augenerkrankungen erhoben. In Deutschland wurde die Befragung Betroffener vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV) und der Deutschen Diabetes-Hilfe - Menschen mit Diabetes (DDH-M) durchgeführt. Diana Droßel ist stellvertretende Vorsitzende von diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe, Diabetesberaterin und selbst an Typ-1-Diabetes erkrankt sowie seit 1982 erblindet. Sie hat an der Studie mitgearbeitet: "27 Prozent der befragten Diabetespatienten mit Seheinschränkung berichteten über Probleme im Umgang mit ihrem Diabetes, unter anderem bei der Kontrolle und Einstellung des Blutzuckers." Doch obwohl Betroffene einen möglichen Sehverlust von allen Folgeerkrankungen am meisten fürchten, ginge nur ein kleiner Teil der Menschen mit Diabetes regelmäßig zur Augenkontrolle, erläutert Diana Droßel: "Als Gründe wurden neben den langen Wartezeiten auf einen Termin vor allem die Angst vor den Ergebnissen oder einer anschließenden Behandlung genannt."

"Um Sehminderungen und dem damit verbundenen Verlust an Eigenständigkeit und Lebensqualität vorzubeugen, sollten sowohl Menschen mit Typ-1 als auch mit Typ-2-Diabetes regelmäßig die Augen untersuchen lassen", sagt Professor Dr. med. Thomas Haak, diabetesDE-Vorstandsmitglied und Chefarzt am Diabetes Zentrum Mergentheim. In frühen Stadien lassen sich Netzhautveränderungen aufhalten. Menschen mit Typ-1-Diabetes sollten ab dem 11. Lebensjahr oder ab dem fünften Erkrankungsjahr eine Netzhautkontrolle nach vorheriger Pupillenerweiterung erhalten. Bei Menschen mit Diabetes Typ 2 sollte direkt nach der Diabetes-Diagnose die Netzhaut untersucht werden.

Liegen noch keine Schädigungen an der Netzhaut vor und bestehen keine allgemeinen Risiken wie ein erhöhter Langzeitblutzuckerwert, eine längere Diabetesdauer, ein hoher Bluthochdruck oder eine Nierenerkrankung, werden Kontrolluntersuchungen alle zwei Jahre empfohlen. Bei hohem Risiko sind jährliche Untersuchungen wichtig. Bei bereits bestehender Retinopathie können die Untersuchungsabstände auch individuell kürzer als jährlich sein. "Neben der regelmäßigen Augenkontrolle beim Arzt ist auch eine stabile Stoffwechseleinstellung mitentscheidend", betont Professor Haak. "Zum anderen sollte auch der Blutdruck gut eingestellt sein. Als Zielwert für den Blutdruck gilt 140/85 mmHg."

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zuletzt bearbeitet: 12.10.2018 nach oben

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