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Insulinpflichtiger Diabetes mellitus
Neue Studie belegt Zusammenhang zwischen Lipohypertrophien und schlechter Insulinaufnahme
Eine aktuelle Studie aus Deutschland weist erstmals nach, dass Insulin nach einer Injektion in Lipohypertrophien nicht effektiv absorbiert wird. Lipohypertrophien werden seit einiger Zeit in Verbindung mit schlechter Insulinaufnahme gebracht; Eine Studie aus 2013 zeigte, dass 39,1 % der Teilnehmer mit Lipohypertrophien unerklärliche Blutzuckerschwankungen hatten - im Vergleich zu Teilnehmern ohne Lipohypertrophien (5,9 %).
Bei dieser neuen Studie, durchgeführt von Famulla et al., wurde der Blutzuckerspiegel mithilfe der Glukose-Clamp-Technik bei allen Teilnehmern während der Testdauer über 24 Stunden konstant gehalten. Die normalen Insulininjektionen erfolgten dann in Lipos oder in gesundes Gewebe. Es zeigte sich, dass die Insulinkonzentration im Blut nach einer Injektion in Lipos in den ersten 4 Stunden 37 % niedriger war als bei Injektionen in gesundes Gewebe. Außerdem war hier die maximale Insulinkonzentration 34 % und die Insulinwirkung ebenfalls um 27 % geringer. Diese Ergebnisse belegen, dass die Aufnahme und die Wirkung von Insulin erheblich weniger zuverlässig sind, wenn es in Lipos anstatt in gesundes Gewebe injiziert wird.
Die Teilnehmer nahmen anschließend zwei identische Standardmahlzeiten im Abstand von 6 Stunden zu sich. Vor einer Mahlzeit wurde Insulin in gesundes Gewebe injiziert, vor der anderen in Lipos. Dann wurden der Blutzuckerspiegel und die Insulinaufnahme gemessen. Die Insulinwirkung innerhalb der ersten 5 Stunden war nach einer Injektion in Lipos um 46 % geringer. Im Vergleich zur Insulininjektion in gesundes Gewebe resultierte die Injektion in Lipos in beträchtlich höheren postprandialen Blutzuckerkonzentrationen (siehe folgendes Diagramm). Dabei wurden die maximale Butzuckerkonzentration 15 Minuten später erreicht.
Die Autoren der Studie kamen zu der Schlussfolgerung, dass Insulininjektionen in Lipos die Insulinaufnahme beeinträchtigen und zu einer schlechteren Blutzuckereinstellung nach den Mahlzeiten führen. Die Studienergebnisse liefern den wissenschaftlichen Beleg, dass Lipohypertrophien therapierelevant sind.
Die Vermeidung von Lipohypertrophien ist Voraussetzung für eine optimale Insulintherapie:
- Menschen mit Diabetes, die Insulin spritzen sollen Lipos bei sich selbst entdecken können.
- Sie sollen wissen, wie sie Injektionen in Lipos vermeiden können.
- Sie sollen die Injektionsstellen regelmäßig wechseln (Rotation).
- Sie sollen Nadeln nicht wiederverwenden.
- Sie sollen möglichst kurze Pen-Nadel (4 mm) verwenden, um den Injektionsbereich bis zu den Flanken ausdehnen zu können (4 mm Pen-Nadeln verringern deutlich das Risiko für intramuskuläre Injektionen).
- Prävention, Vermeidung und das Erkennen von Lipos in Verbindung mit Schulung der korrekten Injektionstechnik ist eine zentrale Aufgabe der Diabetesberatung.
Quellen
- Blanco M, Hernandez MT, Strauss KW, Amaya M. Prevalence and risk factors of lipohypertrophy in insulin injecting patients with diabetes. 2013 Diabetes and Metabolism Oct 39 (5): 445-53
- Famulla S et al. Insulin injection into lipohypertrophic tissue: blunted and more variable insulin absorption and action, and impaired postprandial glucose control. DIABETES CARE 39: 1486-1492, 2016
- Gibney MA, et al. Skin and subcutaneous adipose layer thickness in adults with diabetes at sites used for insulin injections: implications for needle length recommendations. Curr Med Res Opin 2010;26(6):1519-30
Bildunterschrift: Insulininjektionen in Lipohypertrophien
Bildquelle: Becton Dickinson GmbH/DIABETES CARE