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Beeinflusst ein hoher Insulinspiegel die Hirnaktivität des Ungeborenen?

Forschungsstipendium für Tübinger Wissenschaftlerin

Schwangere Studienteilnehmerinnen gesucht

Dr. med. Katarzyna Linder Am 9.5.2013 wurde Dr. med. Katarzyna Linder auf der Jahrestagung des Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Leipzig mit der Hellmut-Mehnert-Projektförderung in Höhe von 15.500 Euro ausgezeichnet. Das Forschungsstipendium unterstützt ihre Untersuchungen zu den Auswirkungen von erhöhten Insulinspiegeln beim Ungeborenem und der Mutter. Gesunde Schwangere und Schwangere mit einer familiären Häufung von Diabetes können u. a. im Rahmen des Forschungsprojektes am Tübinger Uniklinikum an der Deutschen Studie Schwangerschaftsdiabetes teilnehmen und sich über das individuelle Risiko für Mutter und Kind beraten lassen.

Forschungsprojekt

Dr. Linder, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Medizinischen Universitätsklinik, Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Angiologie, Nephrologie und Klinische Chemie erhält das Stipendium für das Forschungsprojekt "Einfluss von mütterlicher Glukosezufuhr auf fetale Hirnaktivität: Fetale magnetenzephalographische (fMEG) Untersuchung mit oralem Glukosetoleranztest", das gemeinsam mit dem fMEG-Zentrum des Universitätsklinikums Tübingen unter der Leitung von Dr. Hubert Preißl durchgeführt wird.

In dem Projekt soll mittels fMEG-Untersuchungen festgestellt werden, ob nach der Aufnahme von Zucker und den daraus resultierenden hohen Insulinspiegeln der Mutter und des Kindes Änderungen der fetalen Hirnaktivität stattfinden. Das Fetale MEG ist ein europaweit einmaliges Gerät, das die nicht-invasive Messung der Hirnströme von Ungeborenen ermöglicht. Es wird in einer Kooperation der Universitätsfrauenklinik Tübingen und dem Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Universität Tübingen betrieben.

Hintergrund

Der Wirkung von Insulin im Gehirn wird eine immer bedeutendere Rolle in der Entstehung von Adipositas (Fettleibigkeit) und Diabetes mellitus Typ 2 zugeschrieben. Sowohl Tier- als auch Humanstudien haben gezeigt, dass Insulinsignalwege im zentralen Nervensystem sich regulatorisch auf den Zuckerstoffwechsel und das Essverhalten auswirken.

Beim Erwachsenen konnte in Tübingen mit Hilfe der Magnetenzephalographie und Kernspinuntersuchungen im Rahmen eines Projektes des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD e.V.) bereits gezeigt werden, dass sich die Hirnaktivität von Normalgewichtigen und Übergewichtigen bei hohen Insulinspiegeln unterscheidet. Bei Übergewichtigen ist die Insulinwirkung im Gehirn vermindert und weist damit auf eine zentrale Insulinresistenz hin. Bei Feten übergewichtiger Mütter könnte sich eine Insulinresistenz schon im Mutterleib entwickeln. Dies bietet den Ansatz für vorbeugende Maßnahmen im Bereich des Lebensstils bei den Müttern.

Deutsche Studie Schwangerschaftsdiabetes

Was ist Schwangerschaftsdiabetes?

Als Schwangerschaftsdiabetes bezeichnet man eine Störung im Zuckerstoffwechsel, die erstmalig während der Schwangerschaft auftritt. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Zum einen führen verschiedene Schwangerschaftshormone zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels, andererseits sind die Ernährungsgewohnheiten in der Schwangerschaft häufig verändert. Aufgrund der Insulinresistenz muss der Körper vermehrt Insulin produzieren. Wenn dies nicht möglich ist, entstehen erhöhte Blutzuckerwerte und damit Schwangerschaftsdiabetes. Hierbei spielt auch die Vererbung eine wichtige Rolle.

Während die meisten Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes nach der Geburt wieder normale Blutzuckerwerte aufweisen, ist das Risiko später an Diabetes mellitus Typ 2 (dauerhafte Blutzuckererhöhung) zu erkranken, erhöht.

Die Medizinische Universitätsklinik und die Universitätsfrauenklinik Tübingen haben seit Jahrzehnten Erfahrung in der Betreuung von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes. Bei dieser Erkrankung spielt die Früherkennung eine wichtige Rolle. Die Blutzuckererhöhungen können dann meist ohne Medikamente behandelt werden.

Da Diabetes familiär gehäuft auftritt, kann das neue Wissen helfen, das individuelle Risiko für Mutter und Kind vorherzusagen und sie in Zukunft vor Diabetes und seinen Folgen zu schützen.

Ziel der Studie ist

Fetale Magnetenzephalographie (fMEG) im Rahmen der Studie

Durch die fetale Magnetenzephalographie (fMEG) besteht in der Studie zusätzlich die Möglichkeit, die Hirnfunktion des Kindes zu messen. Veränderungen im Blutzucker können auch zu Veränderungen in der Gehirnaktivität beim Kind führen, die möglicherweise Auswirkungen auf die weitere Entwicklung und das Übergewichts- und Diabetesrisiko haben.

Wer kann mitmachen?

Mitmachen können Frauen ab der 24. Schwangerschaftswoche und Frauen mit vorangegangenem Schwangerschaftsdiabetes, ein, zwei, fünf oder zehn Jahre nach der Entbindung.

Informationen und Termine: Tel. 07071-2984485 (in der Schwangerschaft) oder 07071-2980687 (nach der Schwangerschaft).

Bildunterschrift: Dr. med. Katarzyna Linder
Bildquelle: Universitätsklinikum Tübingen

Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

zuletzt bearbeitet: 14.05.2013 nach oben

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