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Typ-2-Diabetiker können sich selber heilen!
Medikamente vertuschen eigentliches Problem
Anstatt das Problem Diabetes mellitus Typ 2 an den Wurzeln Übergewicht und Bewegungsmangel zu packen und zu behandeln, spielen die eingeschränkten Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung in vielen Arztpraxen immer noch die bedeutendere Rolle, prangert heute Sven-David Müller-Nothmann, Sprecher der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik in Bad Aachen an.
Es ist vielfach bewiesen und wissenschaftlich gesichert, dass der Typ-2-Diabetes eng mit Übergewicht und Bewegungsmangel assoziiert ist, betont Müller-Nothmann. Dieser Zusammenhang ist sogar stärker als der zwischen Übergewicht und Bluthochdruck. Möglichkeiten zum ungesunden Essen und Trinken bestimmen das Bild in Städten und auf dem Land - Pizza und Pommes soweit das Auge blickt. Übergewicht ist die gesundheitsschädigende Folgeerscheinung eines unersättlichen Lebensstils.
In den USA ist der Typ-2-Diabetes, der früher unter dem Namen "Altersdiabetes" bekannt war, bereits im Jugendalter unter 20 Jahren weit verbreitet - ausgelöst durch zu viel und zu fettes Essen in Kombination mit einem Mangel an Bewegung. Doch bereits bei leichtem Übergewicht (Body Mass Index 25 - 27 kg/m2) liegt das Diabetesrisiko fünf- bis zehnmal höher als bei Normalgewicht, denn auch ein geringes Übergewicht bringt den Zuckerstoffwechsel gehörig durcheinander, erklärt Müller-Nothmann.
Vor allem bei älteren Diabetikern wird das Übergewicht häufig verständnisvoll "übersehen" - eine Gewichtszunahme scheint in den Augen vieler Mediziner mit wachsendem Alter völlig normal zu sein, ärgert sich Müller-Nothmann.
Doch Typ-2-Diabetiker haben die Lösung ihres Problems selbst in der Hand: Bereits minimale Gewichtsabnahmen reduzieren das Risiko für Diabetes beträchtlich, bei bereits betroffenen Diabetikern normalisierten sich die Stoffwechselparameter in Untersuchungen mit jedem verlorenen Kilogramm, betont der Diabetesexperte. Derartige Verbesserungen der Stoffwechsellage können Ärzte noch bei keinem Medikament zur Behandlung von Diabetes mellitus beobachten.
Deswegen ist es laut Diabetesberater Müller-Nothmann unbedingt notwendig, Diabetiker auf ihre individuellen Möglichkeiten zur Verbesserung ihres Gesundheitsstatus durch Gewichtsabnahme aufmerksam zu machen - so schont der Patient nicht nur seinen eigenen Geldbeutel, sondern auch den des Staates.
Eine kontinuierliche und nachhaltige Gewichtsreduktion ist nur durch Einhaltung eines 3-Punkte-Plans zu verwirklichen: Neben der geringeren Kalorienzufuhr führen mehr Bewegung und eine grundlegende Verhaltensänderung zum Erfolg - fehlt einer dieser drei Punkte, ist die Gewichtsreduktionstherapie aufgrund der hohen Rückfallgefahr zum Scheitern verurteilt, meint Müller-Nothmann.
Um Diabetes-gerecht zu essen, ohne auf den Genuss einer schmackhaften Mahlzeit verzichten zu müssen, empfiehlt Diabetesberater Sven-David Müller-Nothmann die Diabetes-Ampel. Dieses kleine, perfekt in jede Handtasche passende Büchlein bewertet über 2.600 Lebensmittel nach ihrer Tauglichkeit für den Diabetiker und ist im Knaur Ratgeber Verlag unter der ISBN-Nr. 3-426-66816-5 erschienen. Es kostet 8,90 Euro und ist in jedem Buchhandel erhältlich.
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