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Aktion: Wahrheit über Diabetes - Politik verschläft Alarmsignale!

Pressemitteilung: Aktion: Wahrheit über Diabetes

Diabetes weitet sich epidemieartig aus!

Deutschland droht Diabetesflut

Jeder Zehnte in Deutschland leidet bereits unter Diabetes. Sechs Millionen Diabetiker sind in ärztlicher Behandlung. Unzählige Bürger haben aber die heimtückische Krankheit, ohne es zu wissen.
Aufgrund der demographischen Entwicklung muss man in den kommenden Jahren mit einer rapide steigenden Zahl von Neuerkrankungen rechnen. Das Durchschnittsalter sinkt. Es liegt inzwischen bei 53 Jahren. Wenn Diabetes nicht frühzeitig behandelt wird, drohen Folgekrankheiten, die langsam aber sicher zum Tod führen.

Bevölkerung ahnungslos

Niemand merkt von selbst, wenn ihn die unheilbare Stoffwechselkrankheit befällt. Denn die Zuckerkrankheit beginnt scheinbar harmlos, ohne Schmerzen und Symptome. Sogar bei normalen Blut- oder Urinuntersuchungen wird Diabetes oft nicht entdeckt. Die Krankheit kann unbemerkt im Körper wüten. Zu viel Zucker im Blut führt zu Schäden an Zellen und Blutgefäßen. Dadurch kann jedes Organ und jeder Muskel zerstört werden. Die Folgen: Herzinfarkt, Hirnschlag, Nierenversagen, Erblindung und Amputationen. Ärzte stellen bei über der Hälfte dieser Krankheitsbilder Diabetes als Ursache fest.

Bundesgesundheitsministerium verkennt die Gefahr

Die jetzige Gesundheitsreform zielt vor allem darauf ab, die Gesamtausgaben für Diabetes zu senken. Die gesetzlichen Krankenkassen setzen die Rechtsverordnungen in Disease Management Programme (DMP) um. Die vorgelegten Pläne zeigen deutlich, dass man für Diabetesbehandlungen entschieden weniger Geld ausgeben will. In der Konsequenz verurteilt das Bundesgesundheitsministerium die bei den gesetzlichen Krankenkassen versicherten Diabetiker zu langem Siechtum bis zum Tod.

"Diabetiker und Diabetologen sind entsetzt. Die Ärzte und Selbsthilfegruppen rechnen mit einer dramatischen Verschlechterung der Diabetikerversorgung durch das von der AOK geplante Betreuungsprogramm. Die angebliche Verbesserung droht in Wirklichkeit zu einer einschneidenden Qualitätsverschlechterung ... zu führen."
Arbeitsgemeinschaft Diabetologie Baden-Württemberg.

Prävention für Krankenkassen kein Thema

Die Krankenkassen haben in ihren jetzigen Disease Management Programmen Diabetes und Therapien neu definiert. Der international anerkannte Wissensstand der Diabetesforschung wird nicht berücksichtigt. Stattdessen soll ein Kassenpatient in Deutschland erst dann behandelt werden, wenn seine Blutzuckerwerte extreme Toleranzen überschritten haben oder bereits Komplikationen und Symptome der Folgeschäden auftreten. Die Chance, den Folgen vorzubeugen, wird vertan.

Sparmedizin führt zu Kostenexplosion

Wo es an Prävention fehlt, ist der Ernstfall unabwendbar. Die Fachärzte befürchten, dass die DMP der Krankenkassen eine beispiellose Flut von Diabetesfolgeerkrankungen auslösen werden. Wenn jetzt nicht auf die warnenden Stimmen gehört wird, ergibt sich ein wahres Schreckensszenario. Fast jeder Kassenpatient, der heute schon Diabetes hat, muss in zehn Jahren wegen schwerer Krankheiten behandelt werden. Die Summe der dann entstehenden Kosten wäre für unsere Volkswirtschaft nicht mehr zu verkraften.

"Durch ein Programm in der vorliegenden Form werden die Folgeschäden: Erblindung, Schlaganfall, Herzinfarkt, Amputation und Dialyse wieder drastisch zunehmen. Das bedeutet nicht nur zahlloses menschliches Leid, sondern auch eine weitere massive Kostenlawine. Aus Sicht der Betroffenen und der Ärzte müssen solche Programme zur Verbesserung der Betreuung von Diabetikern führen und dürfen nicht als Alibi für Leistungsverweigerung und Rationierung unter dem Deckmantel einer falsch interpretierten Evidence based Medicine dienen."
Prof. Dr. med. Jan Schulze, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden, Leiter Bereich Endokrinopathien und Klinische Stoffwechselkrankheiten.

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Krankenkassen verfälschen Fachausdrücke - Beispiel EBM

Der Begriff "Disease Management Programm" lässt sich leicht verbiegen. Es kommt darauf an, was in einem solchen Behandlungsplan steht und wer ihn ausführt. Doch den Begriff "Evidenzbasierte Medizin" (EBM) verkehren die Krankenkassen geradezu ins Gegenteil. Unter Evidenzbasierter Medizin verstehen sie eine Medizin, die vor zehn oder fünfzehn Jahren als bewährt galt. Der gesamte zwischenzeitliche Fortschritt wird einfach ignoriert. Auf neue Behandlungsmethoden und moderne Medikamente sollen Kassenpatienten keinen Anspruch haben. Und das obwohl die Diabetesforschung gerade im vergangenen Jahrzehnt entscheidende Fortschritte gemacht hat. Die tatsächliche evidenzbasierte Medizin versucht aber, jede neue Erkenntnis zu nutzen.

"Evidenzbasierte Medizin ...
Dahinter steht die Idee, den aktuellen Stand der Forschung gewissenhaft, ausdrücklich und vernünftig in der medizinischen Versorgung jedes einzelnen Patienten zu gebrauchen. ...
Die Praxis der EBM bedeutet die Integration individueller klinischer Expertise mit der bestmöglichen externen Evidenz aus systematischer Forschung. ...
Die EBM ist nicht einfach ein Mittel zur Kostenreduktion. Ärzte, die EBM praktizieren, werden die effektivsten Verfahren identifizieren und anwenden, um die Lebensqualität und -dauer der Patienten zu maximieren..."
"Hintergrund: Was ist EBM?" Deutsches Cochrane Zentrum, Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (www.cochrane.de).

HbA1c - der kritische Wert, den jeder kennen sollte

Zur Überprüfung der Behandlung muss der HbA1c-Wert im Blut gemessen werden. Er gibt Auskunft über die mittlere Blutzuckerlage im Verlauf der vorhergehenden sechs bis acht Wochen und damit über die Qualität der Blutzuckereinstellung. Gesunde haben einen HbA1c-Wert von 4 bis 6 Prozent.

Früherkennung gegen Folgeschäden

In der Diabetesfrüherkennung liegt eine große Chance. Moderne Therapien und Medikamente helfen Folgeschäden bei Diabeteskranken massiv einzudämmen und zu vermeiden. Voraussetzung ist, dass die Zuckerkrankheit erkannt wird, bevor die ersten Symptome der Folgekrankheiten eintreten. Die Diabetiker müssen den Blutzuckergehalt mit Medikamenten und körperlicher Aktivität im Normbereich halten. Wissenschaftliche Studien belegen: Je genauer der Blutzucker reguliert wird, desto geringer sind die Gefahren für Folgekrankheiten. Lebensqualität und Lebenserwartung für Diabetiker steigen.

Krankenkassen akzeptieren Früherkennung nicht

Diabetiker müssen ihren Blutzucker mehrmals täglich messen und mit Medikamenten beherrschen. Die Kassen wollen aber Messstäbchen und Arzneimittel für Patienten im Frühstadium der Zuckerkrankheit nicht erstatten. Die Disease Management Programme der gesetzlichen Krankenkassen sehen erst sehr spät einen Behandlungsbedarf. Das ist nach Ansicht der Fachmediziner grob fahrlässig. Langzeitstudien zeigen unwiderlegbar: Hohe HbA1c-Werte führen zu schwersten irreversiblen Schäden.

Fachärzte haben das bessere Programm

Die jetzige Gesundheitsreform und die daraus abgeleiteten Disease Management Programme der Krankenkassen sind weltfremd und nicht praktikabel. Die Fachärzte haben längst ein anderes und realitätsbezogenes Programm vorgelegt, um die drohende Diabeteskatastrophe zu verhindern: die Nationale Versorgungsleitlinie Diabetes mellitus Typ 2. Die nachfolgend aufgezählten Organisationen haben sie gemein erarbeitet:

Forderung an die Politik:

Nationale Versorgungsleitlinie als Grundlage aller künftigen DMPs für Diabetes!

Dieses ist auch Ziel der "Aktion: Wahrheit über Diabetes". Die Zeit drängt. Wenn die Rechtsverordnungen der jetzigen Gesundheitsreform von den Krankenkassen forciert werden, entstehen der Volkswirtschaft mittelfristig schwere Schäden. Diabetes ist zwar teuer, die Folgen aber sind unbezahlbar, wenn man sie nicht vorsorglich bekämpft.

Die Initiatoren der "Aktion: Wahrheit über Diabetes"

Die "Aktion: Wahrheit über Diabetes" wurde vom Berufsverband Deutscher Diabetologen, dem Deutschen Diabetikerbund und dem Verband der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe in Deutschland gestartet. Der Initiative können sich weitere Ärzteverbände und Interessengruppen anschließen. Das Informationsprojekt wird durch Spenden finanziert.

zuletzt bearbeitet: 21.08.2002 nach oben

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Dr. phil. Axel Hirsch

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