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Diabetische Nierenschäden: Häufigste Ursache für chronisches Nierenversagen
Diabetiker sollten auf ihre Nieren achten
Durch einfache, kostengünstige Verfahren zur Früherkennung, wie beispielsweise Teststreifen zur Bestimmung des Albumingehalts des Urins und eine rechtzeitige umfassende Therapie, kann dem fortschreitenden Verlust der Nierenfunktion vorgebeugt werden. Bei etwa 30 bis 50 Prozent der Diabetiker lassen sich schon im Frühstadium diabetische Nierenschädigungen (diabetische Nephropathie) durch eine charakteristische leichte Erhöhung des Eiweißes Albumin im Urin nachweisen, so Birgit Bahnsen, ernährungsmedizinische Beraterin des Deutschen Instituts für Ernährungsmedizin und Diätetik (D.I.E.T.) in Bad Aachen.
Diese Mikroalbuminurie deutet auch auf ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen wie beispielsweise Herzinfarkt hin. In erster Linie ist sie aber aussagekräftiger Marker für die Nierenfunktion. Die von den Fachgesellschaften geforderte jährliche Untersuchung auf Mikroalbuminurie, wird nur in wenigen Fällen durchgeführt. Und dies obwohl bekannt ist, das jeder dritte Diabetiker von einer erhöhten Eiweißausscheidung betroffen ist und einfache Nachweisverfahren sowie effektive Behandlungsmaßnahmen zur Verfügung stehen, so Bahnsen weiter. Diesen Test können Diabetiker zuhause mit einem Urinteststreifen durchführen, der Test ist erstattungsfähig.
Das Therapiekonzept umfasst die Verbesserung des Blutzucker- und Fettstoffwechsels, die Absenkung des Blutdrucks auf Werte unter 120/80 mmHg, eine mäßige Eiweißreduzierung auf 60 bis 80 Gramm Eiweiß täglich sowie eine vierteljährliche Kontrolle der Albuminausscheidung. Durch eine flächendeckende Umsetzung der oben genannten Maßnahmen kann die Zahl der diabetesbedingten, chronischen Nierenversagen verringert werden, das sonst zur Dialysepflicht führt. Den Betroffenen bliebe dann eine Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes und ihrer Lebensqualität erspart und dem Gesundheitswesen eine hohe Kostenexplosion aufgrund nicht eingetretenen Nierenersatztherapiemaßnahmen.
Jeder Patient kann dazu beitragen, indem er die jährliche Mikroalbuminurie-Testung einfordert, die Therapie unterstützt und er den Gesundheits-Pass Diabetes als Kommunikationsmedium zwischen den Ärzten und sich einsetzt.
1993 startete in München das Projekt PROSIT® (Proteinurie Screening und Intervention), das den teilnehmenden Ärzten spezielle Handlungsempfehlungen zur Verfügung stellt und die Verlaufsdaten zentral auswertet. Bundesweit nehmen mehr als 600 Patienten aus 161 Praxen teil. Anhand von 1.087 Patientendaten, die mehr als sechs Monate am Projekt beteiligt waren, konnte man über einen Zeitraum von 14 Monaten eine deutliche Verbesserung des kardiovaskulären Risikoprofils nachweisen sowie eine Verbesserung der HbA1c-Werte, eine Blutdrucksenkung und Senkung der Cholesterinspiegel.
Bei 36 Prozent der Untersuchten wurde ein Rückgang der Albuminausscheidung in den Normalbereich erreicht und damit die Nierenfunktion entscheidend gebessert, so Bahnsen weiter. Im Vergleich zu einer nicht am Projekt beteiligten Patientengruppe konnte man innerhalb von fünf Jahren eine Verringerung der Herzinfarkt- und Sterberate um mehr als 50 Prozent beobachten. Diese positiven Ergebnisse zeigen, wie wichtig die Einhaltung der von den Fachgesellschaften geforderten Maßnahmen sind und sprechen für eine flächendeckende Umsetzung dieser, so Bahnsen.
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