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Reformen im Gesundheitssystem müssen Priorität für die neue Bundesregierung haben!

Statement von Professor Dr. med. Andreas Fritsche, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Leiter der Abteilung "Prävention und Therapie des Typ-2-Diabetes“ am Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen am Universitätsklinikum Tübingen, stellvertretender kommissarischer Ärztlicher Direktor im Bereich Diabetologie an der Medizinischen Klinik IV, Universität Tübingen, Deutsches Zentrum für Diabetesforschung e.V. (DZD), im Rahmen der Jahrespressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) am 20. Februar 2025 in Berlin.

Gefahren für Patienten mit Diabetes durch schwindende Diabetesexpertise in Krankenhäusern

Professor Dr. med. Andreas Fritsche Es herrscht allgemein die Ansicht, dass Reformen im Gesundheitswesen nötig sind, besonders auch im Krankenhausbereich. Von den insgesamt circa 500 Milliarden der jährlichen Gesundheitsausgaben (2022) fallen circa 25 Prozent auf die stationäre Behandlung in Krankenhäusern.
Die Einführung der Fallpauschalen (DRGs), im Wesentlichen geformt von Herrn Lauterbach vor 20 Jahren, war gedacht zur Kostendämpfung, hat aber das Gegenteil gebracht - die Kosten steigen unentwegt. Durch die DRGs wurde ferner eine kommerzialisierte Reparaturmedizin etabliert, mit Überversorgung, also unnötigen Eingriffen und Maßnahmen, aber auch Unterversorgung, gerade bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes. Die DDG befürchtet, dass gerade die stationäre Versorgung von Diabetespatienten (mindestens jeder 5. Patient im Krankenhaus hat Diabetes) gefährdet ist. Nach den neuesten Angaben der Krankenhausgesellschaft schreiben zudem 80 Prozent der Kliniken rote Zahlen, viele kleine Krankenhäuser stehen vor der Insolvenz.

Leider ist zu befürchten, dass die Ende 2024 beschlossene Krankenhausreform die Probleme nicht löst. Bei der Krankenhausreform steht die Ausgestaltung durch Rechtsverordnungen an, die Umsetzung wird einige Jahre dauern, die nächste Bundesregierung kann das Gesetz auch wieder ändern. Der ganze Prozess ist derzeit unübersehbar und verworren.

Die Gefahren für Diabetespatienten möchte ich an den in der Krankenhausreform geplanten Leistungsgruppen aufzeigen. Die Reform verspricht eine verbesserte und spezialisierte stationäre Medizin. Es ist bei definierten Eingriffen wie Knieoperationen, Organtransplantationen oder Herzkathetern offensichtlich, dass diese nur in Krankenhäusern durchgeführt werden, die hierauf spezialisiert sind. Hierfür werden Leistungsgruppen (insgesamt 65) eingeführt. Für die komplexe Diabetologie ist die Festlegung der Leistungsgruppenkriterien schwierig, zudem ist durch die Kombination mit Endokrinologie sowie pädiatrischer Endokrinologie und pädiatrischer Diabetologie eine hohe Heterogenität zwischen Zentren gegeben. Die Leistungsgruppen definieren, wie und ob ein Krankenhaus eine Diabetesbehandlung abrechnen darf.

Wir befürchten, dass immer weniger Diabetesexpertise in den Krankenhäusern vorhanden sein wird und Diabeteszentren schließen, wenn sie sich nicht für die Leistungsgruppe qualifizieren. Hierdurch ist auch die Weiterbildung von Diabetologen und Diabetologinnen gefährdet. Die DDG fordert hier keinen Abbau der diabetologischen Einrichtungen, sondern mindestens deren Erhalt und die Existenz diabetologischer Grundexpertise auch in allgemeinen inneren Abteilungen in kleineren Krankenhäusern.

Zusammengefasst:

Aufgaben für die neue Bundesregierung im Bereich von Gesundheitsreformen mit Blick auf Diabetes

Mein Appell an die neue Bundesregierung bei den laufenden Reformen im Gesundheitswesen: "Diabetes ernst nehmen". Denn:

Diabetes ist eine ernste Erkrankung, ist vielfältig, kommt selten allein und begleitet Menschen ein Leben lang.

Es gilt das gesprochene Wort!

Bildunterschrift: Professor Dr. med. Andreas Fritsche, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft.
Bildquelle: www.diabsite.de.

zuletzt bearbeitet: 22.02.2025 nach oben

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