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Steigende Diabeteszahlen, weniger Beratung - Politik muss jetzt handeln!

VDBD fordert strukturelle und finanzielle Absicherung der Diabetesberatung im Gesundheitswesen

VDBD-Vorsitzende Kathrin Boehm Die Zahl der Menschen mit Diabetes wächst unaufhaltsam. Inzwischen sind etwa 9 Millionen Betroffene offiziell diagnostiziert, hinzu kommt eine Dunkelziffer von mindestens 2 Millionen. Doch während die Krankheitszahlen täglich steigen, bleibt die Diabetesberatung in der Gesundheitspolitik weitgehend unberücksichtigt. Anlässlich der Bundestagswahl legt der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e. V. (VDBD) ein neues Positionspapier vor und fordert: Die Diabetesberatung muss als essenzieller Bestandteil der Gesundheitsversorgung gesetzlich verankert und finanziell abgesichert werden. Andernfalls drohen massive Versorgungslücken - mit gravierenden Folgen für Millionen Menschen mit Diabetes.

Das Positionspapier steht hier zum Download zur Verfügung.

"Diabetesberatung ist kein 'Nice-to-have', sondern essenziell für die Therapie und Lebensqualität der Betroffenen", betont VDBD-Vorsitzende Kathrin Boehm. Diabetesberater:innen und Diabetesassistent:innen DDG begleiten Betroffene bei der Umsetzung von Therapieplänen, der Anwendung moderner Diabetestechnologien und der Prävention von Folgeerkrankungen. Trotz ihrer zentralen Rolle im Versorgungssystem fehlt ihnen die strukturelle Anerkennung in der aktuellen Krankenhausreform, kritisiert der VDBD in seinem neuen Positionspapier. "Die Politik muss endlich die wichtige Rolle von Gesundheitsfachberufen in ihren Reformplänen berücksichtigen - ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen funktioniert nur mit interprofessioneller Zusammenarbeit", appelliert Dr. Gottlobe Fabisch, Geschäftsführerin des VDBD, im Vorfeld der Bundestagswahlen an die Parteien.

Diabetes im Krankenhaus: Versorgungslücke droht

Jede fünfte stationär behandelte Person in Deutschland hat Diabetes - oft als Nebendiagnose mit erheblichen Auswirkungen auf den Behandlungsverlauf. Dennoch bleiben Diabetesberater:innen und Diabetesassistent:innen im Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) unberücksichtigt. "Ohne spezialisierte Diabetesteams in den Kliniken sind gesundheitliche Komplikationen vorprogrammiert", warnt Fabisch. Der Verband fordert daher, die Diabetesberatung als verpflichtendes Strukturmerkmal in der Krankenhausversorgung festzuschreiben. "Das schützt nicht nur die Patient:innen, sondern entlastet auch ärztliches und pflegerisches Personal."

Ambulante Versorgung stärken - statt abbauen

Die geplante Zentralisierung der stationären Versorgung erfordert einen gezielten Ausbau der ambulanten Strukturen. Doch das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) setzt falsche Anreize: Diabetologische Schwerpunktpraxen, die Menschen mit Diabetes intensiv betreuen, werden finanziell geschwächt. "Ohne Anpassung der Versorgungspauschalen drohen Versorgungstrukturen wegzubrechen", so Fabisch.

Versorgung sektorübergreifend und digital gestalten

Eine bessere Vernetzung zwischen Klinik und Praxis und Telemedizin könnten die Behandlungsqualität erheblich verbessern - wenn die richtigen Strukturen geschaffen werden. "Wir brauchen eine Finanzierung, die eine kontinuierliche Betreuung ermöglicht, anstatt in Sektorengrenzen zu denken", fordert Boehm. Der VDBD schlägt vor, Diabetesassistent:innen durch einen Strukturzuschlag in Hausarztpraxen zu fördern. Im stationären Sektor, insbesondere in den Krankenhäusern der Grundversorgung (Level 1-i), sollten Diabetesfachkräfte - auch telemedizinisch - eingesetzt werden. "Um das Potenzial digitaler und ortsunabhängiger Versorgungsangebote, wie beispielsweise Patientenschulung per Video, ausschöpfen zu können, braucht es bundesweit einheitliche Finanzierungsmodelle, die digitale und persönliche Leistungen zudem gleichwertig behandeln", betont Fabisch.

Prävention stärken

Jede neue Diabetesdiagnose bedeutet langfristig steigende Kosten für das Gesundheitssystem. Der VDBD fordert deshalb eine konsequente Präventionsstrategie, die auf wirksame Maßnahmen setzt - darunter eine höhere Besteuerung gesundheitsschädlicher Produkte und gezielte Förderprogramme für gesunde Ernährung. "Wir brauchen wirksame Maßnahmen, um Risikofaktoren für chronische Erkrankungen wie Diabetes frühzeitig zu minimieren", sagt Boehm.

Mehr Gesundheitsgerechtigkeit

Gesundheit umfasst weit mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit. Sie ist eine grundlegende Voraussetzung für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Teilhabe von Menschen sowie für das reibungslose Funktionieren von Gesellschaft und Wirtschaft. "Menschen mit niedrigem Einkommen und einem geringeren Bildungsstand erkranken häufiger an Diabetes und haben schlechtere Therapieergebnisse", erläutert Fabisch. Der VDBD fordert deshalb, die Gesundheitskompetenz von Menschen zu stärken und sie durch effektive Maßnahmen der Verhältnisprävention zu unterstützen.

Das VDBD-Positionspapier "Gesundheitswesen zukunftsorientiert aufstellen mit Prävention, Technologie und interprofessioneller Zusammenarbeit" steht hier zum Download zur Verfügung.

Hintergrundinformationen:

Quellen

Bildunterschrift: VDBD-Vorsitzende Kathrin Boehm
Bildquelle: VDBD

zuletzt bearbeitet: 17.02.2025 nach oben

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