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Europa vereint gegen Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen

EDENT1FI Projekt gestartet

Prof. Dr. med. Anette-Gabriele Ziegler, Institutsdirektorin, Lehrstuhl für Diabetes und Gestationsdiabetes, Klinikum rechts der Isar und Technische Universität München. Typ-1-Diabetes stoppen, bevor er entsteht: Für die Forschungsplattform EDENT1FI haben sich europaweit Vertreter aus akademischer Forschung, Industrie und Patientenorganisationen zusammengeschlossen. Auch das Helmholtz Munich Institut für Diabetesforschung ist in leitender Funktion beteiligt. Mit vereinten Kräften möchte EDENT1FI Europa als Vorreiter in der Prävention von Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen positionieren. Gefördert wird das Projekt durch die Innovative Gesundheitsinitiative (IHI) mit rund 22 Millionen Euro.

Ein Aufruf zum Paradigmenwechsel

Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes zerstört das Immunsystem die körpereigenen insulinproduzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse. Patient:innen haben dadurch einen chronischen Insulinmangel, sie sind ihr Leben lang auf die Gabe von Insulin angewiesen. Typ-1-Diabetes ist unheilbar und beeinflusst damit nachhaltig die Lebensqualität der Betroffenen: Weltweit sind etwa 9 Millionen Menschen betroffen, darunter 300.000 Kinder in Europa.

Die Zahl der Neuerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen steigt weltweit an, insbesondere auch während der COVID-19-Pandemie wurde eine Zunahme beobachtet. Während bisherige Screening-Bemühungen hauptsächlich auf die Familiengeschichte ausgerichtet waren, zeigen Statistiken, dass 90 Prozent der Neuerkrankten keine Verwandten mit Typ-1-Diabetes haben. Über 100 Jahre nach der ersten klinischen Anwendung von Insulin fordern die Forschenden darum einen Paradigmenwechsel in der Behandlung und Früherkennung von Typ-1-Diabetes. In einigen europäischen Ländern gibt es bereits nationale Initiativen, wie beispielsweise die Fr1da-Studie in Deutschland. Eine flächendeckende Strategie mit umfassender Evaluation fehlte jedoch bisher.

Die gemeinsame Vision vereint

Mit EDENT1FI - kurz für "European action for the Diagnosis of Early Non-clinical Type 1 diabetes For disease Interception" - möchten die Forschenden diese Lücke nun schließen. Die gemeinsame Vision: die Entstehung von Typ-1-Diabetes im präklinischen Stadium stoppen. Dazu möchte das Konsortium bereits bestehende Screening-Programme optimieren und eine Strategie erarbeiten, um die Früherkennung von Typ-1-Diabetes in europäischen Gesundheitssystemen effektiv zu verankern. So könnte in Zukunft europaweit der Zugang zu krankheitsverzögernden oder präventiven Maßnahmen gewährleistet werden. Zusammengeschlossen haben sich 28 Partner aus 12 Ländern mit Vertretern aus Akademie, Industrie und Patientenorganisationen - darunter auch das Helmholtz Munich Institut für Diabetesforschung unter der Leitung von Anette-Gabriele Ziegler. Menschen mit Typ-1-Diabetes und deren Eltern werden über einen Patientenbeirat in die Aktivitäten von EDENT1FI eingebunden. Das Projekt wird im Rahmen des Horizon Europe-Programms als Innovative Health Initiative (IHI-JU) finanziert und erstreckt sich über fünf Jahre.

"Dank jahrzehntelanger engagierter Forschung, einschließlich wegweisender Studien in Deutschland, können wir heute den Typ-1-Diabetes in einem Frühstadium diagnostizieren. In Deutschland sind wir auf diesem Gebiet mit der Fr1da-Studie international Vorreiter. EDENT1FI ermöglicht uns nun unsere bahnbrechenden Vorarbeiten in ganz Europa anzuwenden. So können wir frühzeitig eine optimale Versorgung für die Betroffenen bereitstellen und den Verlauf der Krankheit verbessern," erklärt Anette-Gabriele Ziegler, Leiterin vom Helmholtz Munich Institut für Diabetesforschung und Stellvertretende Leiterin des EDENT1FI Konsortiums.

"Unsere enge Zusammenarbeit wird davon geprägt, dass wir uns einem gemeinsamen Ziel verschrieben haben: wir möchten das Leben von Menschen, die von Typ-1-Diabetes betroffen sind, spürbar verbessern. Gemeinsam wollen wir innovative Ansätze voranbringen, die Diagnose und Versorgung von Typ-1-Diabetes flächendeckend neu definieren werden," ergänzt Prof. Chantal Mathieu, KU Leuven, Leiterin von EDENT1FI.

Über EDENT1FI

Das übergeordnete Ziel von EDENT1FI ist die Erstellung einer umfassenden Roadmap für die Früherkennung von Typ-1-Diabetes im präklinischen Stadium bei 200.000 Kindern in ganz Europa. Dies umfasst die Bewertung des psychosozialen, medizinischen und wirtschaftlichen Einflusses einer solchen Früherkennung in verschiedenen europäischen Gesundheitssystemen und Bevölkerungen, einschließlich benachteiligter Familien. Zudem möchte das Konsortium die Verwendung von Typ-1-Diabetes Biomarkern präzisieren um die Risikoeinstufung, Stadieneinteilung und personalisierte Überwachung der Betroffenen zu verbessern. EDENT1FI ermöglicht so die Entwicklung innovativer, angepasster Therapiestrategien zur effektiven Vorbeugung und Behandlung von Typ-1-Diabetes. Auch die Aufklärung von Allgemeinbevölkerung, medizinischem Fachpersonal und Aufsichtsbehörden über neue Paradigmen in Diagnose und Versorgung von Typ-1-Diabetes ist Teil des Projekts.

EDENT1FI ist mit rund 22 Millionen Euro über die Innovative Health Initiative (IHI-JU) finanziert. Das Budget wird durch die European Commission, die Juvenile Diabetes Research Foundation International (JDRF), den Leona M. und Harry B. Helmsley Charitable Trust sowie durch Sachleistungen von teilnehmenden Pharmaunternehmen (Mitglieder von EFPIA und MedTech Europe) bereitgestellt. Eine Förderung der britischen Partner von 1,6 Millionen Euro wird durch den Research and Innovation Guarantee Fund (UKRI) gewährleistet. EDENT1FI wird hauptverantwortlich von der KU Leuven in Belgien und Prof. Chantal Mathieu koordiniert; Prof. Mark Peakman von Sanofi Deutschland und Prof. Anette-Gabriele Ziegler von Helmholtz Munich sind ebenfalls an der Leitung beteiligt.

Bildunterschrift: Prof. Dr. med. Anette-Gabriele Ziegler, Institutsdirektorin, Lehrstuhl für Diabetes und Gestationsdiabetes, Klinikum rechts der Isar und Technische Universität München.
Bildquelle: www.diabsite.de

zuletzt bearbeitet: 04.11.2023 nach oben

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