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Bewegung ist Medizin

Statement von Professor Dr. med. Dr. Sportwiss. Christine Joisten, Leiterin der Abteilung Bewegungs- und Gesundheitsförderung am Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft der Deutschen Sporthochschule Köln, Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention, Vorsitzende des Sportärztebundes Nordrhein, im Rahmen der 57. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) am 19. Mai 2023.

So finden Menschen mit Diabetes die Motivation für körperliche Aktivität

Prof. Christine Joisten Professor Dr. med. Dr. Sportwiss. Christine Joisten, Leiterin der Abteilung Bewegungs- und Gesundheitsförderung am Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft der Deutschen Sporthochschule Köln, Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention, Vorsitzende des Sportärztebundes Nordrhein.

Der gesundheitliche Nutzen von Bewegung, Spiel und Sport in der Prävention und Therapie nichtübertragbarer Erkrankungen ist heutzutage unbestritten. Auch im Kontext eines Diabetes mellitus Typ 1 und vor allem aber Diabetes mellitus Typ 2 bildet körperliche Aktivität eine wichtige Therapiesäule. Daher wird Bewegung zunehmend als Medizin bzw. "Poly-Pill" verstanden.

Trotz dieses Wissens aber erreichen viele Menschen insbesondere mit Typ-2-Diabetes nicht das empfohlene Maß von 150 bis 300 Minuten moderater Bewegungszeit pro Woche. Dies entspricht 30 bis 60 Minuten an mindestens 5 Tagen, die nicht "am Stück" absolviert werden müssen. Jeder Schritt zählt!

Leider ist die Liste der wahrgenommenen Barrieren lang. Neben teils Diabetes assoziierten körperlichen Einschränkungen, gesundheitlichen Gründen und mangelnder Motivation finden sich insbesondere auch Scham, eine depressive Stimmungslage, ein vermindertes Selbstvertrauen und eine unzureichende Angebotslage.

An sich kann Diabetessport verschrieben werden, die Zahl der Sportgruppen ist aber (zu) gering. In herkömmlichen Angeboten kommt es dagegen nicht selten zu negativen Erfahrungen, vor allem wenn neben der Diabeteserkrankung eine Adipositas (= extremes Übergewicht) vorliegt.

Eine weitere Sorge bei Menschen mit Typ-1- bzw. insulinpflichtigem Typ-2-Diabetes ist das Erleben bzw. die Sorge vor einer Unterzuckerung durch die Belastung.

Aufklärungsmaßnahmen, Schulungen und Diabetes-Management-Optionen, zum Beispiel der Einsatz von Diabetes-Technologie wie der kontinuierlichen subkutanen Glukosemessung und neuen Insulinpumpensystemen, können zu einer "Entängstigung" bzw. einem kompetenten Umgang mit Sport, belastungsbedingten Stoffwechselveränderungen und (insulinpflichtigem) Diabetes beitragen.

Im Zentrum der Gesundheits- und Bewegungsförderung sollten daher Partizipation und Empowerment stehen, um Patientinnen und Patienten zu befähigen, neue persönliche Fähigkeiten zu entwickeln, wie zum Beispiel Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen und eine Steigerung der lebensstilbezogenen Gesundheitskompetenz. Dazu hat sich in der Praxis ein niederschwelliger Start, zum Beispiel über die Steigerung der Alltagsaktivitäten, Einbau von Bewegungseinheiten in Selbsthilfegruppen, der Einsatz von Aktivitätstackern und die Entwicklung smarter Ziele bewährt.

Um das "Medikament Bewegung" wirksam einsetzen zu können, bedarf es zusätzlich flächendeckender Angebote wie zum Beispiel der Diabetessportgruppen, in denen Betroffene kompetent angeleitet werden, sowie der bewegungsfreundlichen Ausgestaltung von Lebenswelten im Sinne verhältnispräventiver Maßnahmen.

Bildunterschrift: Professor Dr. med. Dr. Sportwiss. Christine Joisten
Bildquelle: www.diabsite.de

zuletzt bearbeitet: 11.06.2023 nach oben

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