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Überbelastung abbauen und damit Diabetesentstehung vorbeugen

Stress lass' nach! Dauerhafte Anspannung und Druck können Diabetes Typ 2 fördern

Dauerhafte Anspannung und Druck können Diabetes Typ 2 fördern. Eine hohe Arbeitsbelastung, viele familiäre Verpflichtungen und somit permanenter Zeitdruck setzen viele Menschen heutzutage unter dauerhaften Stress. Eine anhaltende Überbelastung auch die körperliche Gesundheit schädigen. Möglicherweise ist dauerhafter Stress sogar mitverantwortlich für die Entstehung von Typ-2-Diabetes gerade bei jüngeren, im Arbeitsleben stehenden Menschen. Große Längsschnittstudien zeigten, dass Menschen, die langfristig bestimmten Stresskonstellationen ausgesetzt oder psychisch erkrankt waren, statistisch häufiger einen Typ-2-Diabetes entwickeln. Das liegt zum einen an physiologischen Stressreaktionen des Organismus: Ein langfristig deutlich erhöhter Kortisolspiegel fördert eine Insulinresistenz und entzündliche Prozesse. Zum anderen fällt es Menschen unter hoher psychischer Belastung schwerer, einen gesunden Lebensstil aufrecht zu erhalten. Häufig sind anhaltende Spannungszustände mit höherem Nikotin- und Alkoholkonsum, ungesunder Ernährung, Schlafstörungen und Bewegungsmangel verbunden. Diese Faktoren fördern ebenfalls die chronische Stoffwechselerkrankung. Darauf weist die gemeinnützige Organisation diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe hin.

Physiologische Stressreaktionen, kritische Lebensereignisse und psychosoziale Belastungen sind mit dem Auftreten und dem Verlauf von Diabetes Typ 2 verbunden. Im Jahr 2020 wurde bei der damals erst 40-jährigen Maya Curman Diabetes Typ 2 festgestellt. Als dreifache Mutter und viel reisende Network-Marketingfachfrau war zu viel Stress über viele Jahre Teil ihres Alltags: "Ich stand lange Zeit wie unter Strom und hatte zu wenig Zeit für mich selbst." Das habe sicher zu ihren starken Gewichtsschwankungen und der Diabetesentstehung beigetragen.

"Doch die Beziehungen zwischen genetischen Risiken, Physiologie, sozialer Umwelt und Verhalten bei Typ-2-Diabetes sind so wechselseitig und komplex, dass weder 'Henne' noch 'Ei' immer eindeutig benannt werden können", erklärt Professor Dr. rer. nat. habil. Karin Lange, Fachpsychologin Diabetes DDG von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Zudem entwickelt sich Diabetes Typ 2 über längere Zeit und kann jahrelang unbemerkt bleiben.

Auf der anderen Seite fördere auch Diabetes selbst Stress. "Hohe Anforderungen an die Veränderung des Lebensstils, Stigmatisierung, Insulintherapien sowie Sorgen wegen akuter oder langfristiger Komplikationen sind typische Beispiele für den sogenannten Diabetes-Distress", betont die Diplom-Psychologin. Die Erfahrung von Misserfolgen bei der Behandlung des Typ-2-Diabetes wie weitere Gewichtszunahme, zu hohe HbA1c-Werte oder beeinträchtigende Folgeerkrankungen können ein Gefühl geringer Selbstwirksamkeit hervorrufen und eine depressive Stimmungslage bahnen.

Eine bewährte psychologische kognitive Therapie zur Stressverringerung ist die Neubewertung von belastenden Stressoren. Auch Entspannungstechniken wie zum Beispiel die progressive Muskelentspannung oder das autogene Training können starken körperlichen Stressreaktionen vorbeugen oder ihnen entgegenwirken. Körperliches Training ist eine andere bewährte Methode, um zu hohe Kortisolspiegel zu senken und sich vor ungünstigen Stressfolgen zu schützen. Außerdem kann eine individuelle Diabetes-Schulung Sicherheit vermitteln, realistische Ziele zu definieren und Fertigkeiten zum Selbstmanagement zu trainieren. "Darüber hinaus kann eine qualifizierte und vertrauensvolle Langzeittherapie bei Typ-2-Diabetes so mit der individuellen Lebenssituation abgestimmt werden, dass die körperliche Gesundheit und Lebensqualität sich deutlich verbessern", sagt Karin Lange.

Maya Curmann baute seit der Diagnose einen großen Teil ihres Übergewichts ab, bewegt sich viel im Alltag und geht regelmäßig ins Fitnessstudio. Sie hat außerdem ihre Ernährung umgestellt und nimmt sich bewusster Zeit für ihre eigenen Bedürfnisse. Ihre Geschichte erzählt sie in der zweiten Folge der dritten Staffel von "Doc2Go", dem Diabetes-Podcast zum Mitlaufen von diabetesDE.

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Bildunterschrift: Dauerhafte Anspannung und Druck können Diabetes Typ 2 fördern.
Bildquelle: Monika Gause für www.DiabSite.de

zuletzt bearbeitet: 10.12.2022 nach oben

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