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Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König, abends wie ein Bettelmann essen

Ist das auch zur Gewichtsreduktion besser als "FdH"?

Aktuelle Studien vorgestellt und kommentiert von Prof. Helmut Schatz

Am 9. September 2022 wurde in Cell Metabolism[1] publiziert, dass eine randomisierte cross-over-Studie an übergewichtigen und adipösen Personen ergeben hatte, dass die Gewichtsabnahme bei gleicher hypokalorischer Diät keinen Unterschied in der Gewichtsabnahme ergeben hatte, egal ob man die größte Mahlzeit morgens oder abends verabreichte. Sie betrug in beiden Gruppen etwas mehr als 3 kg. (-3.33 vs. -3.38 kg). Das "raphical abstract" aus der Publikation stellt dies anschaulich dar.

Methodik

Leonie C. Ruddick-Collins et al. mit Alexandra M. Johnstone als Senior-Autorin, einer Spezialistin für Appetit-Kontrolle am Rowett Institute der University of Aberdeen untersuchten 30 übergewichtige und adipöse, sonst gesunde Menschen (16 Männer, 14 Frauen) im mittleren Alter von 51 Jahren, mit einem Body Mass Index (BMI) von 27-42 kg/m². Die Versuchspersonen erhielten eine isokalorische , kalorienbeschränkte Diät in folgender Verteilung:

Jede Diät wurde 4 Wochen gegessen, nach einer kontrollierten einwöchigen Basisdiät vor Beginn der ersten 4-Wochen-Periode sowie nochmals 1 Woche lang vor dem Wechsel der beiden Diätverfahren. Die Kalorienmenge für jede Person wurde nach deren basalem Grundumsatz eingestellt. Beide Diäten wiesen die gleiche Nährstoffzusammensetzung auf: 30 % Protein, 35 % Kohlenhydrate und 35 % Fett. Alle Nahrungsmittel und Getränke wurden den Testpersonen zur Verfügung gestellt.

Ergebnisse

Der Gewichtsverlust nach jeder 4-Wochenperiode betrug etwas über 3 kg, egal, ob die Hauptmenge der Kalorien morgens oder abends gegessen wurde.

Unterschiede hingegen ergaben sich im Appetit: Dieser wurde stündlich mit einer visuellen Analog-Skala erfaßt. Er war am geringsten bei morgendlicher Hauptkalorienmenge. Bei der größten Kalorienbelastung morgens fanden sich die ausgeprägteren Veränderungen in den Appetithormonen (Unterdrückung des Hungerhormons Grehlin und Steigerung der Sättigungshormone) sowie langsamere Magenentleerung, verglichen mit den Befunden unter der geringerer Kalorienmenge morgens.

Kommentar

Das Thema "Ernährung, Gewicht und Stoffwechsel" ist ein Dauerbrenner. Schon von Kindesbeinen hat wohl jeder schon einmal FdH ("Friss die Hälfte") gehört, wenn es um das Übergewicht ging. In jüngster Zeit ist das "Alternierende Fasten" groß im Gespräch und es erscheinen dazu viele Studien darüber. Eine davon wurde im DGE-Blog kritisch referiert, weil die Vergleichsgruppe nicht dieselbe Kalorienzahl zu sich genommen hatte wie die Versuchsgruppe.[2]

Der verminderte Appetit bei großer morgendlicher Mahlzeit ist ein wichtiger Faktor für das Durchhalten einer Diät zur Gewichtsreduktion, die Compliance. Das größere Sättigungsgefühl, welches in der referierten Studie demonstriert wurde, erleichtert das Durchhalten, insbesondere das Vermeiden von Zwischenmahlzeiten. Somit trägt es indirekt zum Prinzip des FdH bei. Bei geringer Kalorienmenge morgens fällt das Vermeiden von Zwischenmahlzeiten (snacks) offenbar vielen Menschen schwerer.

Der Referent nahm dies Arbeit zum Anlass, das Frühstücksverhalten europäischer Völker anzusehen. Das interessante Ergebnis wird im nächsten Beitrag, dem letzten spätsommerlichen "Blick an den endokrinologischen Tellerrand" dargestellt werden.

Helmut Schatz

zuletzt bearbeitet: 21.09.2022 nach oben

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