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Aktuelle Studie deckt gravierende Vitamin-B1-Defizite bei Diabetes-Patienten auf
In einer aktuellen Studie wurden bei Menschen mit Diabetes deutlich niedrigere Konzentrationen an Vitamin B1 im Blut nachgewiesen als bei Gesunden: Die Forscher um Adnan Anwar vom Al-Tibri Medical College und Krankenhaus in Karachi, Pakistan, beobachteten bei Personen mit Typ-2-Diabetes um durchschnittlich 79 Prozent und bei solchen mit Typ-1-Diabetes um 89 Prozent niedrigere Vitamin-B1-Spiegel als bei Gesunden.[1] Ein Mangel an dem Vitamin kann Folgeerkrankungen des Diabetes wie Nervenschäden (Neuropathien) forcieren.
Bereits in früheren Studien wurden bei Zuckerkranken eklatante Defizite an dem lebenswichtigen Vitamin nachgewiesen. Britische Wissenschaftler von der Universität Warwick beobachteten bei Diabetikern um durchschnittlich 75 Prozent niedrigere Vitamin-B1-Spiegel als bei Gesunden. Auch der Ursache für die extrem niedrigen Vitamin-B1-Werte kam dieses Forscherteam auf die Spur: Sie fanden heraus, dass durch den Diabetes die Ausscheidung des essenziellen Nährstoffs über die Nieren stark ansteigt. In der Folge verlieren die Betroffenen das Vitamin in großen Mengen über den Urin.[2]
Ausgleich eines Vitamin-B1-Mangels gegen Nervenschäden
Diese Verluste führen zu einem Mangel, der ausgeglichen werden muss, so die Autoren der aktuellen Studie. Zu den typischen Symptomen eines Vitamin-B1-Defizits zählen beispielsweise Nervenschäden, sogenannte Neuropathien, die häufig auch als Folgeerkrankung des Diabetes auftreten. Durch einen Vitamin-B1-Mangel verursachte Neuropathien lassen sich nur durch Ausgleich dieses Defizits behandeln. Wie Studien zeigten, konnten bei Diabetikern mit Neuropathien, die die Vitamin-B1-Vorstufe Benfotiamin über mehrere Wochen einnahmen, Neuropathie-Symptome wie Kribbeln, Brennen und Taubheit in den Füßen gelindert werden.[3] Die Vorstufe Benfotiamin (z. B. milgamma® protekt) kann vom Körper deutlich besser aufgenommen werden als das einfache Vitamin B1.[4] Durch diesen biologischen Trick gelangt das Vitamin in hohen Konzentrationen in den Blutkreislauf und zum Nervengewebe, wo es einen Mangel und dadurch verursachte Schäden beheben kann.
Quellen
Anwar A, Ahmed Azmi M, Siddiqui J, et al. (May 08, 2020) Thiamine Level in Type I and Type II Diabetes mellitus Patients: A Comparative Study Focusing on Hematological and Biochemical Evaluations. Cureus 12(5): e8027. DOI 10.7759/cureus.8027
Thornalley PJ et al. High prevalence of low plasma thiamine concentration in diabetes linked to a marker of vascular disease. Diabetologia 2007; 50: 2164-2170
Stracke H, Gaus W, Achenbach U, Federlin K, Bretzel RG. Benfotiamine in diabetic polyneuropathy (BENDIP): results of a randomised, double blind, placebo-controlled clinical study. Exp Clin Endocrinol Diabetes. 2008;116(10):600-5.
Schreeb K.H. et al. Comparative bioavailability of two vitamin B1 preparations: benfotiamine and thiamine mononitrate. Eur J Clin Pharmacol 1997; 52: 319-320