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Bei Diabetikern das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken

Abstract zum Vortrag von Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Pressesprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG); Stellvertretender Direktor, Medizinische Klinik IV, Universitätsklinikum Tübingen, im Rahmen der Pressekonferenz zur 12. Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) am 9. November 2018 in Wiesbaden.

Gute Blutzucker-, Blutdruck- und Blutfettwerte erhöhen Lebenserwartung bei Menschen mit Diabetes

Professor Baptist Gallwitz, Mediensprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft Bei Typ-2-Diabetes besteht bei nicht ausreichend guter Behandlung gegenüber der gesunden Bevölkerung ein bis zu vierfach erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie eine frühzeitige Sterblichkeit um etliche Jahre. Nun zeigt eine Auswertung des Diabetesregisters in Schweden: Wenn Diabetespatienten Blutdruck-, Blutfett-, Blutzucker- und Nierenwerte im Zielbereich halten und auf das Rauchen verzichten, ist ihre Lebenserwartung vergleichbar mit der von Menschen ohne Diabetes. Gleiches gilt für das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) rät daher Menschen mit Typ-2-Diabetes, ihre Gesundheit und Lebenserwartung durch einen bewussten Lebensstil positiv zu beeinflussen. Politische Maßnahmen zur Verhältnisprävention wie die von der DDG geforderte "Gesunde Mehrwertsteuer" könnten zudem Betroffenen helfen, diese Ziele zu erreichen.

Ziel der hochrangig im "New England Journal of Medicine" veröffentlichten Kohortenstudie war es, aufzuzeigen, wie das erhöhte Risiko für Menschen mit Typ-2-Diabetes für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und frühen Tod verringert oder gar nivelliert werden kann. Hierzu werteten die Autoren die Daten von 271.174 Menschen mit Typ-2-Diabetes aus dem sehr gut geführten und umfassenden schwedischen nationalen Diabetesregister über mehr als fünf Jahre aus und verglichen sie mit einer Kontrollgruppe von 1 355 870 Patienten ohne Diabetes. Hierbei nahmen sie die fünf klassischen Risikofaktoren in den Fokus, die bei Typ-2-Diabetes bekanntermaßen zu kardiovaskulären Risiken und einem frühzeitigen Tod führen: erhöhte Blutzucker-, Blutfett- und Blutdruckwerte sowie schlechte Nierenwerte und Rauchen.

Das bemerkenswerte Ergebnis dieser Untersuchung: Menschen mit Diabetes Typ 2, die alle Werte im Zielbereich hielten, hatten in der Analyse dieser Daten ein nahezu identisches Sterberisiko und ein fast gleiches kardiovaskuläres Risiko wie die Kontrollgruppe. Das Risiko für die kardiovaskulären Erkrankungen und die Sterblichkeit reduzierte sich durch Normalisierung jedes einzelnen Risikofaktors weiter, wobei umgekehrt ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel der höchste Risikofaktor für Schlaganfall und Herzinfarkt war. Rauchverzicht hatte den größten positiven Effekt auf die Lebensverlängerung.

Somit ist ein gesunder Lebensstil mit ausschlaggebend für die erfolgreiche Behandlung des Typ-2-Diabetes. Um bei Patienten die fünf Risikofaktoren zu minimieren und auszuschalten, sind nicht nur Schulungen und die Compliance der Betroffenen wichtig. Untersuchungen offenbaren, dass der Appell an den Einzelnen im Sinn einer "Verhaltensprävention" nicht ausreicht. Es ist ein gesellschaftliches Umdenken im Sinne einer "Verhältnisprävention" nötig, was es den Betroffenen durch ein insgesamt gesünderes Umfeld erleichtert, ihre Therapieziele zu verwirklichen. Erst wenn die gesündere Wahl auch die einfachere Wahl ist, setzen Menschen auch einen gesünderen Lebensstil um. Darüber hinaus muss unbedingt durch bevölkerungsweite Maßnahmen verhindert werden, dass immer mehr Menschen an Typ-2-Diabetes erkranken.

Die DDG fordert gesundheitsfördernde Steueranpassungen für die Mehrwertsteuer bei hochkalorischen oder besonders zuckerhaltigen Produkten bei gleichzeitiger Steuerentlastung für gesunde Lebensmittel. Zudem sollten ein Verbot von Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder richtet, sowie verbindliche Standards für die Verpflegung in Kitas und Schulen sowie eine verpflichtende Stunde Schulsport/-bewegung täglich etabliert werden. Weitere Ziele des Gesamtkonzepts der Nationalen Diabetes-Strategie sind eine bessere, sektorenübergreifende Diabetesversorgung vom Hausarzt über den Diabetesspezialisten bis in die Klinik, ein flächendeckendes Versorgungsnetz durch niedergelassene Haus- und Fachärzte, eine angemessene Behandlung und Pflege von Menschen mit Diabetes im Krankenhaus, moderne Medikamente sowie ein deutschlandweites Diabetesregister, das absolut notwendig ist, wie die vorgestellte Studie gezeigt hat.

Auf der Herbsttagung der DDG gemeinsam mit der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) wurden diese Erkenntnisse ausgetauscht und mit dem Ziel diskutiert, die Nationale Diabetes-Strategie voranzubringen.

(Es gilt das gesprochene Wort!)

Quellen

Rawshani A et al., Risk Factors, Mortality, and Cardiovascular Outcomes in Patients with Type 2 Diabetes, N Engl J Med 2018;379(7):633-644. DOI: 10.1056/NEJMoa1800256

Bildunterschrift: Professor Baptist Gallwitz, Mediensprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft
Bildquelle: Diabetes-Portal DiabSite

zuletzt bearbeitet: 02.12.2018 nach oben

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