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Weiterbildung in der Betreuung von Diabetespatienten

Abstract zum Vortrag von Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Mediensprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Stellvertretender Direktor, medizinische Klinik IV, Eberhard Karls Universität Tübingen, im Rahmen der Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) "Wenn es dunkel wird - warum Depressionen bei Diabetes ein massives Problem darstellen" Donnerstag, 30. November 2017 in Berlin.

Warum ist sie wichtig?

Professor Dr. med. Baptist Gallwitz Diabetes ist eine "Volkskrankheit", die in Deutschland mehr als 6,5 Millionen Menschen betrifft, 500.000 Neuerkrankte kommen jährlich hinzu. Als chronische Stoffwechselkrankheit ist Diabetes nicht heilbar, er kann jedoch gut behandelt werden. Hier spielen interdisziplinäre Behandlungsteams eine entscheidende Rolle, um dem Patienten und seinem persönlichen Umfeld eine stabile Stoffwechsellage und eine individualisierte Therapie zukommen zu lassen, die der Lebenssituation gerecht werden. In diesem Behandlungs-Setting haben Ärzte, Diabetesberater, Psychologen und speziell ausgebildete Pflegekräfte, die sich gemeinsam um den Patienten kümmern, einen festen und wichtigen Platz. Es geht hierbei darum, dem Patienten und seinem in die Behandlung einbezogenen Umfeld nicht nur das Wissen und die praktischen Fähigkeiten zur therapiezielgerechten Stoffwechselkontrolle zu vermitteln. Es geht auch um die kontinuierliche Motivation des Patienten, der lebenslang eine Therapie im Alltag umsetzen muss. Die Therapieziele müssen realistisch und umsetzbar sein, daher gilt es auch, Grenzen und Barrieren einer Behandlung früh zu identifizieren und die Therapie gegebenenfalls anzupassen. Patienten, die die Therapie nicht selbst durchführen können, brauchen in der Therapieumsetzung geschulte Pflegekräfte oder Angehörige.

Die DDG begrüßt es sehr, dass die diabetesspezifische Qualifikation für Psychologen jetzt im Schulterschluss mit der Bundeskammer der Psychologen und Psychotherapeuten noch besser verankert und etabliert ist, um die Patientenversorgung zu verbessern. Dies hilft, die langfristige bessere Stoffwechselkontrolle bei Patienten zu verbessern, den Patienten häufig zu entlasten und somit auch Komplikationen des Diabetes zu vermeiden. Die DDG begrüßt außerdem, dass die Bundesärztekammer den wichtigen Schritt gegangen ist und eine bundesweite Anerkennung des Berufs des Diabetesberaters umgesetzt hat.

Eine neuere Studie zeigt, dass fast jeder vierte Patient einer Klinik der Maximalversorgung an Diabetes Typ 2 leidet. Diabetes verlängert den Klinikaufenthalt oft und führt zu vermehrten Komplikationen, besonders, wenn der Diabetes vor dem Klinikaufenthalt nicht bekannt oder schlecht eingestellt war. Daher sollte jeder Diabetes von Beginn der stationären Aufnahme an von einem spezialisierten Diabetes-Team mitbehandelt werden. Dies erspart unnötige Komplikationen und damit auch Kosten. Die DDG bietet das Zertifikat "Klinik für Diabetespatienten geeignet (DDG)" an. Das Zertifikat soll sicherstellen, dass Patienten mit der Nebendiagnose Diabetes in den entsprechenden Abteilungen bei jedem Krankheitsfall kompetent behandelt werden. Spezialkenntnisse aus der Diabetologie sind in Kliniken immer stärker gefragt. Grund: Jährlich lassen sich etwa zwei Millionen Menschen wegen anderer Krankheiten im Krankenhaus behandeln, die aber auch an einem Diabetes leiden - viele von ihnen, ohne davon zu wissen. So müssen Ärzte und Pflegepersonal etwa diabetesbedingte Folgeerkrankungen, wie Nierenschwäche und Nervenerkrankungen, im Blick behalten, einen zeitweiligen Verzicht auf Nahrung vor einem Eingriff einplanen oder untypische Symptome, beispielsweise bei einer Herzerkrankung, kennen.

Nicht nur in Kliniken, auch in Altenheimen oder in der ambulanten Pflege steigt die Zahl der Patienten mit Diabetes. Häufig fehlen Pflegekräfte mit spezifischen Diabeteskenntnissen. Um die Kompetenz im Umgang mit der Stoffwechselerkrankung zu stärken, bietet die DDG Kompaktkurse "Basisqualifikation Diabetes-Pflege" an. Die Fortbildung umfasst sechzehn Stunden und vermittelt zielgerichtet Wissen über Therapie, Folgen und Begleiterscheinungen des Diabetes - speziell auch vor dem Hintergrund der Altenpflege. Mit Themen rund um die Pflege älterer Patienten beschäftigt sich die AG Geriatrie und Pflege der DDG.

Mit der rasant steigenden Zahl von Diabetespatienten kommen auf das Pflegepersonal in deutschen Kliniken und Altenheimen (hier sind in Deutschland circa 500.000 Senioren von Diabetes betroffen) neue Herausforderungen zu. Um das Personal zu rüsten, bietet die DDG zwei neue Weiterbildungen an - für Pflegefachkräfte in Kliniken (Kurzzeitpflege) und für die Langzeitpflege in Altenheimen und ambulanten Pflegediensten.

Abhilfe schaffen will die Weiterbildung zur Diabetes-Pflegefachkraft DDG (Klinik), die sich an examinierte Pflegekräfte in Kliniken und Reha-Einrichtungen wendet. Diese Zusatzqualifikation zielt darauf ab, die verschiedenen Lücken im stationären Prozess, in der Pflegeüberleitung und im Entlassungsmanagement zu schließen, die bei der Behandlung von Diabetespatienten entstehen können.

In der ärztlichen Weiterbildung hat die DDG für die neue Musterweiterbildungsordnung, über die der Ärztetag im nächsten Jahr entscheidet, einen Entwurf zur Zusatzqualifikation Diabetologie eingereicht, die von Internisten, Allgemeinmedizinern, Pädiatern und Endokrinologen erreicht werden kann.

Die DDG setzt sich so mit verschiedenen Berufsgruppen dafür ein, die Versorgung von Diabetespatienten zu verbessern und die interdisziplinäre "sprechende Medizin" zu stärken.

(Es gilt das gesprochene Wort!)

Bildunterschrift: Professor Dr. med. Baptist Gallwitz
Bildquelle: Diabetes-Portal DiabSite

zuletzt bearbeitet: 26.01.2018 nach oben

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