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Von Würmern lernen

Der ukrainische Wissenschaftler Dr. Andriy Cherkas ist im Rahmen eines Humboldt-Stipendiums an der Universität Jena zu Gast

Dr. Andriy Cherkas Krankheit im Alter, das muss nicht zwingend sein. Zwar steigt mit zunehmender Lebenserwartung die Zahl altersbedingter Beschwerden, wie kardiovaskuläre Erkrankungen oder Diabetes, gleichzeitig entschlüsseln aber Wissenschaftler weltweit immer mehr Faktoren, die solchen Krankheiten vorbeugen können. Zwei zentrale Punkte sind dabei Ernährung und Bewegung. So nehmen sitzende Tätigkeiten und eine zu hohe Kalorienzufuhr bereits in jungen Jahren erheblich Einfluss auf die spätere Lebensdauer, weiß Dr. Andriy Cherkas. Der Sport- und Humanmediziner aus der Ukraine ist zu Gast an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) und wird in den kommenden zwei Jahren am Institut für Ernährungswissenschaften zu dieser Thematik forschen. Den Forschungsaufenthalt ermöglicht die Alexander von Humboldt-Stiftung mit ihrem Georg-Forster-Forschungsstipendium für Postdoktoranden. Gastgeber des ukrainischen Wissenschaftlers ist der Institutsdirektor und Lehrstuhlinhaber für Nutrigenomik, Prof. Dr. Lars-Oliver Klotz.

Lebensspanne verlängern

Dr. Cherkas, der in seiner Heimat an der Lviv National Medical University lehrt und forscht, konzentriert sich insbesondere darauf, ob zum Beispiel Fasten in Verbindung mit Bewegung die Stressresistenz eines Organismus und somit seine Lebensdauer erhöht. Dabei untersucht der 35-Jährige, wie bestimmte Signalmechanismen in Zellen funktionieren und wie unterschiedliche Nährstoffe den Energiestoffwechsel beeinflussen. Und das bis auf die kleinste Ebene: die Gene. Eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Stressfaktoren (also beispielsweise Umwelteinflüssen und Giftstoffen) spielen die sogenannten . "FoxOs schalten bei Bedarf die Gene für Abwehrproteine an und dieser Abwehrmechanismus, der mit der Ernährung gekoppelt ist, könnte dabei helfen, die Lebensspanne einzelner Zellen zu verlängern", so Cherkas. Und da es FoxOs in fast allen Tiergruppen gibt, möchte der Ukrainer an der FSU zunächst ein Modellsystem entwickeln, das auf Experimenten mit Fadenwürmern (Caenorhabditis elegans) beruht. Mit dem Wurm, der ebenfalls über ein solches FoxO-Gen verfügt, steht dem Wissenschaftler ein kompletter Organismus zur Verfügung. Außerdem leben Fadenwürmer in der Regel nur 3-4 Wochen, so dass innerhalb einigermaßen kurzer Zeit getestet werden kann, wie sich die Ernährung und eventuelles Fasten auf die Lebensdauer auswirken. Ob die Zellen des Wurms zudem stressresistenter werden, will Dr. Andriy Cherkas ebenfalls herausfinden und knüpft dabei an die Arbeit seines Gastgebers an. "Wir untersuchen, inwiefern die Möglichkeit besteht, mithilfe der Ernährung Regulationsmechanismen in Gang zu setzen, um Zellen gegen schädliche Einflüsse resistenter zu machen", so der Biochemiker Prof. Klotz.

Ergebnisse fließen in Jenaer Alternsforschung

Der Kontakt zu Prof. Klotz und der FSU Jena entstand im Rahmen einer Tagung in Griechenland vor zwei Jahren. Seitdem bestehen ein enger Kontakt und der Plan, ein Kooperationsprojekt zwischen den Universitäten Jena und Lviv zu etablieren. Denn lassen sich Cherkas Forschungsergebnisse in Zukunft auf den menschlichen Organismus übertragen, trägt das auch zur Weiterentwicklung des an der FSU verfolgten Bereiches Alternsforschung bei. In Jena stehen dem Mediziner nun zunächst die Ausstattung und Expertise zur Verfügung, um seine Grundlagenforschung am Wurm zu betreiben. "Ich bin sehr froh, hier zu sein und bin sicher, dass mir der Aufenthalt für meine zukünftigen klinischen Studien viel nützen wird", sagt Dr. Cherkas und ergänzt, "hier habe ich beste Möglichkeiten, mich auch auf molekularer Ebene mit der Thematik zu beschäftigen, während ich in der Ukraine auf den medizinisch-klinischen Bereich beschränkt bin". Gleiches erhoffen sich aber auch die Jenaer Forscher: "Wir freuen uns, mithilfe von 'Herrn Cherkas' Forschungsansätzen auch unseren Blick für neue Themenfelder zu öffnen", so Institutsdirektor Prof. Klotz.

Aber nicht nur das wissenschaftliche Knowhow, die gute Organisation und Vernetzung der FSU und das interdisziplinäre Arbeiten haben den Ukrainer in die Saalestadt gelockt: "Ich komme aus einer großen Stadt, Jena ist dagegen klein und leise, so dass man sich sehr gut auf seine Forschung konzentrieren kann. Außerdem fühle ich mich mit meiner Familie sehr wohl in dieser freundlichen Umgebung", so Cherkas.

Bildunterschrift: Der Sport- und Humanmediziner Dr. Andriy Cherkas will an der Universität Jena untersuchen, wie mit der richtigen Ernährung altersbedingten Krankheiten vorgebeugt werden kann.
Bildquelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena
Foto: Jan-Peter Kasper

zuletzt bearbeitet: 28.09.2016 nach oben

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