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Inkontinenz bei Diabetes mellitus

Blasen- und Darmschwäche beim Arzt ansprechen

Hilflosigkeit, Verzweiflung, Scham, Angst, Frustration: Inkontinenz ruft bei Betroffenen die verschiedensten negativen Gefühle hervor und schränkt ihre Lebensqualität stark ein. Viele verschweigen es selbst vor Angehörigen, da die Erkrankung immer noch als Tabu-Thema gilt. Dabei leiden Schätzungen zufolge in Deutschland etwa fünf bis acht Millionen unter Inkontinenz, darunter auch zahlreiche Menschen mit Diabetes mellitus. Kann der Umgang mit Diabetes alleine schon belastend sein, führt eine Folgeerkrankung wie Blasenschwäche häufig zu Depressionen und sozialer Isolation. Darauf macht diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe aufmerksam und ermutigt Betroffene, mit ihrem behandelnden Diabetologen darüber zu sprechen.

Wie viele Menschen mit Diabetes genau an Inkontinenz leiden, ist unklar. Denn die Hemmschwelle, als Betroffener darüber zu sprechen, ist sehr hoch. Feststeht: Inkontinenzprobleme nehmen mit dem Lebensalter zu, laut Angaben des Robert-Koch-Instituts ist bei den über 70-jährigen circa jeder Dritte betroffen, Frauen häufiger als Männer[*]. "Eine häufige Ursache sowohl für Beschwerden des Magen-Darm-Traktes als auch des Harnweges sind Nervenschädigungen, die diabetische Neuropathie", sagt Professor Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe und Chefarzt des Diabetes Zentrums Mergentheim in Bad Mergentheim. Sie tritt vor allem bei Diabetes auf, wenn die Blutzuckerwerte dauerhaft zu hoch sind. Geschädigte Nerven können das Signal für eine volle Harnblase nicht mehr an das Gehirn weiterleiten. Betroffene verlieren somit das Gefühl dafür, wann ihre Blase voll ist, die Blasenwand wird überdehnt und verliert an Kraft. Dies wiederum schwächt den Muskel, der beim Wasserlassen für die Entleerung der Harnblase zuständig ist, wodurch unbemerkt Restharn in der Blase verbleibt.

"Er kann zu Harnwegsinfekten oder gar zu einer Überlaufinkontinenz führen, bei der die Blase tröpfchenweise Urin verliert. Ebenso kann eine Stuhlinkontinenz Folge einer Nervenschädigung sein, aufgrund derer Betroffene ihren Darminhalt nicht mehr halten können", erklärt Haak. Gerade bei älteren Menschen können als weitere Ursachen für Inkontinenz unter anderem eine altersbedingte Schwäche der Beckenbodenmuskulatur, neurologische Störungen und bei Männern Harnröhrenverengungen oder eine vergrößerte Prostata hinzukommen. Staut sich dann der Urin über längere Zeit in der Blase, kann das nicht nur zu schweren Harnwegsinfektionen mit Blutvergiftung führen, auch Nierenversagen kann die Folge eines chronischen Harnaufstaus sein.

Die körperlichen Beschwerden gehen oft mit einer großen psychischen Belastung einher, weiß der Diabetologe: "Vielen Betroffenen ist ihre Inkontinenz so peinlich und unangenehm, dass ihre Lebensqualität stark einschränkt ist". Aus Angst, jemand könnte die Erkrankung bemerken, traut sich so mancher kaum noch aus dem Haus und spricht selbst gegenüber der Familie oder dem behandelnden Arzt das Thema nicht an. "Um die Beschwerden behandeln zu können, ist ein Austausch mit dem Diabetologen darüber jedoch sehr wichtig", betont Haak. Denn durch eine gute Blutzuckereinstellung, Beckenbodentraining, Medikamente, harnableitende Techniken oder auch eine Operation kann Inkontinenz vermieden beziehungsweise gelindert werden.

zuletzt bearbeitet: 08.04.2015 nach oben

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