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diabetesDE und DAG fordern klare Lebensmittel-Kennzeichnung

Rote Ampel soll zu viel Zucker, Salz und Fett aufdecken

Was ist wirklich drin in unseren Lebensmitteln? Fast vier von fünf Bundesbürgern ärgern sich über fehlende, unübersichtliche oder missverständliche Formulierungen auf Lebensmittelverpackungen. Eine klare und leicht verständliche Kennzeichnung ist besonders wichtig für chronisch Kranke, die häufig auch mit einem zu hohen Gewicht kämpfen, zum Beispiel für Menschen mit Typ-2-Diabetes und anderen Stoffwechselerkrankungen. Auch für Personen, die vorbeugend ihre Ernährung verbessern möchten, wäre der Griff zu den gesünderen Produkten erleichtert, wenn diese besser erkennbar wären. Anlässlich des Tages der gesunden Ernährung am 7. März 2014 fordern diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe und Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) erneut eine klare Nährwertkennzeichnung, zum Beispiel in Form einer plakativen "Nährwertampel". Die 2016 in Kraft tretende neue Regelung der Europäischen Union biete keine gesundheitsbezogene Kauforientierung für die Verbraucher.

Zu den großen Ängsten der Verbraucher in Deutschland gehört es, Lebensmittel zu essen, die die Gesundheit beeinträchtigen. Da ist es schon erstaunlich, dass die Lebensmittelindustrie nicht allergrößten Wert legt auf Wahrheit und Klarheit bei der Kennzeichnung ihrer Produkte. Nach der aktuellen Verbraucherstudie 2014 der Société Générale de Surveillance (SGS) hat knapp jeder zweite Verbraucher Probleme damit, Verpackungsangaben überhaupt zu verstehen - umso mehr, je älter die Befragten sind und je geringer ihre Schulbildung ist.

"Verbraucher sind überfordert, wenn sie erst einen Dreisatz rechnen müssen, bevor sie genau wissen, wieviel Fett oder Zucker sie mit dem Lebensmittel in ihrer Hand zu sich nehmen. Verwirrende Prozentangaben, unrealistische Portionsgrößen, zu kleine Schrift und idealisierte Abbildungen auf den Verpackungen bieten keine Orientierung, sondern ärgern die Verbraucher nur", kritisiert Professor Dr. med. Thomas Danne, Kinderdiabetologe aus Hannover und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe.

Bei einer verpflichtenden Ampelkennzeichnung würde die Lebensmittelindustrie vermutlich auch eher bereit sein, ihre Produktrezepturen zu überdenken, vermutet Professor Dr. Martin Wabitsch, Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) und Experte für adipöse Kinder und Jugendliche. "Bei vielen Lebensmitteln, wie etwa Frühstückszerealien, Fertigprodukten, Süßigkeiten oder Getränkepulver könnte man den Zuckergehalt leicht um bis zu einem Drittel reduzieren, ohne dass der Geschmack leidet - das macht sogar ökonomisch Sinn für die Hersteller", erklärt Wabitsch.

Besonders problematisch sind unverständliche Nährwertangaben für Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen auf eine ausgewogen gesunde oder auf eine spezielle Ernährung angewiesen sind. Immer mehr und auch immer jüngere Menschen kämpfen mit starkem Übergewicht und den chronischen Folgen wie Diabetes Typ 2, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Mit einer leicht verständlichen Kennzeichnung könnten die Hersteller einen wichtigen Beitrag zur Prävention dieser Krankheiten leisten, sind sich Experten von diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe und der Deutschen Adipositas-Gesellschaft einig. Am besten verstehen Verbraucher eine Kennzeichnung in Ampelfarben - das haben Umfragen längst gezeigt. Trotzdem - oder gerade deshalb - hat die Lebensmittelindustrie auf EU-Ebene dafür gesorgt, dass die leicht verständliche Ampel-Kennzeichnung heute nicht gesetzliche Pflicht für die Hersteller ist.

Statt eine verständliche Nährwertkennzeichnung voranzutreiben, verlegt sich die Lebensmittelindustrie nun verstärkt darauf, Lebensmittel mit besonderen Gesundheitseigenschaften zu produzieren, die etwa den Cholesterinspiegel senken oder die Abwehrkräfte stärken. "Functional Food" boomt. "Ich kann nur raten, sich nicht allein auf punktuell gesundheitliche Zusatznutzen der neuen Trend-Lebensmittel zu verlassen. Je mehr Tüten-, Halbfertig- und Fertigprodukte, je mehr Fast Food sie essen, um so mehr gesättigte Fette, Zucker und Salz nehmen sie auch zu sich. Unsere Nahrung sollte möglichst naturbelassen und selbst zubereitet sein. Das ist das beste Rezept", empfiehlt Danne.

Anlässlich des Tages der gesunden Ernährung am 7. März 2014 fordern diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe und die Deutsche Adipositas-Gesellschaft erneut folgende verpflichtende Nährwertkennzeichnung: Gut sichtbar auf der Vorderseite sollten in einer farblichen Grafik Brennwert (Kalorien) sowie alle Nährstoffe pro 100 Gramm in rot (hoher Gehalt), gelb (mittel) und grün (niedrig) gelistet werden. Eine ausführliche Nährwerttabelle (Brennwert, Eiweiß, Zucker, Fett, gesättigte Fettsäuren, Ballaststoffe und Salz) sollte gemäß der neuen Lebensmittelinformationsverordnung spätestens ab 2016 auf der Rückseite stehen. Die neue Kennzeichnungspflicht begrüßen die Experten von diabetesDE und DAG zwar, halten sie dennoch für unzureichend, da der Verbraucher auf diese Weise nur mehr Zahlenwerte, aber keine echte gesundheitsbezogene Kaufhilfe erhalte.

Tipps für eine ausgewogene Ernährung, gibt die diabetesDE-Chat-Expertin Michaela Berger am 6. März 2014 zwischen 17.00 und 19.00 Uhr. Sie ist Diabetesberaterin und Vorstandsmitglied von diabetesDE und des VDBD (Verband der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe in Deutschland). Fragen können ab sofort unter www.diabetesde.org/experten-chat gestellt werden.

zuletzt bearbeitet: 03.03.2014 nach oben

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