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Hoffnung für Diabetiker mit Bluthochdruck

Verödung von Nervenfasern senkt Bluthochdruck

Bei der Renalen Denervation veröden Mediziner Nervenfasern in den Nierenarterien Patienten, deren Bluthochdruck selbst durch die Kombination mehrerer Medikamente nicht ausreichend gesenkt werden kann, profitieren am Universitätsklinikum Heidelberg von einem schonenden Katheterverfahren, der "Renalen Denervation". Das zeigen erste Ergebnisse einer Studie des Universitätsklinikums: Vor allem der systolische, obere Blutdruckwert fällt deutlich ab und bessert sich noch weiter im Verlauf des ersten Jahres nach der Behandlung. Damit decken sich die Behandlungserfolge der Heidelberger Angiologen mit den Ergebnissen großer internationaler Studien der letzten drei Jahre und sprechen für eine hervorragende Behandlungsqualität.

Die Renale Denervation sowie weitere moderne Behandlungsverfahren bei Gefäßerkrankungen werden am Samstag, den 9. März 2013, beim 4. Heidelberger Angiologietag der Abteilung für Kardiologie, Angiologie und Pneumonologie vorgestellt. Beginn ist um 9 Uhr im Großen Hörsaal der Medizinischen Universitätsklinik, Im Neuenheimer Feld 410. Der Angiologietag ist eine Fortbildungsveranstaltung für Ärzte, richtet sich aber auch an Patienten, Angehörige und die interessierte Bevölkerung. Der Eintritt ist frei.

Höhepunkte der Veranstaltung sind vier Live-Übertragungen komplexer Eingriffe aus dem Katheterlabor direkt auf die große Leinwand im Hörsaal: Die Besucher können auf dem Röntgenbild u. a. verfolgen, wie eine Renale Denervation vorgenommen oder verengte Arterien im Bein mit einer Gefäßstütze (Stent) geweitet und stabilisiert werden. Experten kommentieren.

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Aktuelle Studienergebnisse: Nach einem Jahr Blutdruck weiter gesunken

Die Renale Denervation kommt am Universitätsklinikum seit September 2010 zum Einsatz. Dabei veröden Mediziner über einen Katheter Nervenfasern in den Nierenarterien; diese Nervenfasern sind überaktiv und tragen wesentlich zu einem dauerhaft erhöhten Blutdruck bei. In Frage kommt die Behandlung für Patienten mit einem systolischen Blutdruckwert ab 160, bei Diabetikern ab 150 Millimeter Quecksilbersäule (mm Hg), der auch mit drei oder mehr Blutdruckmitteln nicht ausreichend gesenkt werden kann. Sie tragen ein besonders hohes Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt oder Herzschwäche. Bisher wurde in Heidelberg der Kathetereingriff bei über 100 Patienten mit therapieresistentem Bluthochdruck durchgeführt, bei 64 von ihnen im Rahmen einer Studie. "Heidelberg ist weltweit eines der führenden Zentren für dieses Verfahren", sagt Professor Dr. Erwin Blessing, Angiologe an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg.

Die Studienteilnehmer werden zwei Jahre lang in regelmäßigen Intervallen nachuntersucht, die ersten Untersuchungen nach sechs Monaten sind inzwischen abgeschlossen. Im Durchschnitt sank der obere/systolische Wert in dieser Zeit um 19 mm Hg. Bei ungefähr der Hälfte der Patienten liegen bereits die Ein-Jahres-Ergebnisse vor: "Der Blutdruck ist dann durchschnittlich um 28 mm Hg gefallen", erklärt Blessing. "Der Effekt setzt zwar erst nach einigen Wochen ein, hält dann aber an."

Aus epidemiologischen Studien ist bekannt, dass bereits geringe Senkungen des Blutdrucks um 2 mm Hg das Risiko, an Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben, um sieben bzw. zehn Prozent verringert. "Diese Zahlen lassen sich nicht eins zu eins auf Patienten mit so hohem Blutdruck übertragen, wir gehen allerdings davon aus, dass sich ihr Risiko für Herz- und Gefäßschäden ebenfalls deutlich reduziert", sagt der Angiologe. Ihre Medikamente müssen die Patienten weiterhin einnehmen, einige konnten allerdings die Dosis oder Anzahl der Arzneimittel reduzieren. Bei keinem Patient traten Nebenwirkung oder Schäden an den Nieren auf.

An den verschiedenen Zentren, die Renale Denervationen anbieten, werden derzeit mögliche weitere positive Effekte untersucht: Eine aktuelle Studie des Universitätsklinikums Homburg zeigte, dass sich bei Patienten mit Typ-2-Diabetes neben dem Bluthochdruck auch die Regulation des Blutzuckerspiegels verbesserte. Zudem gibt es Hinweise, dass sich Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche günstig beeinflussen lassen.

Über den aktuellen Stand informiert beim Angiologietag Professor Dr. Paul A. Sobotka vom Hennepin County Medical Center in Minneapolis, USA, der die Renale Denervation führend mit entwickelte. "In Heidelberg untersuchen wir aktuell gemeinsam mit dem Nierenzentrum des Universitätsklinikums in einer neuen Studie, in wie weit nierenkranke Hochdruck-Patienten von diesem schonenden Verfahren profitieren, ob z. B. die Entlastung der Nieren durch den niedrigeren Blutdruck für diese Patienten weitere Vorteile mit sich bringt", so Blessing.

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Heidelberger Gefäßzentrum ist Vorreiter bei innovativen Therapien

Ein weiterer Themenschwerpunkt ist die Behandlung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, auch Schaufensterkrankheit genannt. Vorgestellt werden u. a. mit Medikamenten beschichtete Ballons und neue sich auflösende Stents, die im Rahmen eines Kathetereingriffs eingesetzt werden. Die Medikamentenbeschichtung trägt dazu bei, die Verschlüsse in den Beinarterien dauerhaft offen zu halten. "Der Trend geht verstärkt zu schonenden Methoden, um die Engstellen zu entfernen und mit resorbierbaren Stents die Heilung zu fördern. Es soll anschließend nichts im Körper zurückbleiben", sagt Blessing. 2013 startet eine multizentrische Studie mit resorbierbaren Stents, an der Heidelberg teilnehmen wird.

Die Angiologie innerhalb der Medizinischen Klinik III (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Hugo A. Katus) ist Teil des zertifizierten, interdisziplinären Gefäßzentrums am Universitätsklinikum Heidelberg. Hier erarbeiten Gefäßchirurgen, Radiologen und Angiologen gemeinsam mit Neurologen, Nephrologen, Diabetologen und Ernährungsmedizinern für jeden gefäßkranken Patienten ein individuell angepasstes Behandlungskonzept, das zusätzliche Erkrankungen berücksichtigt.

Programm im Internet

Literatur

  • Diabetes-Studie UKL Homburg: Mahfoud, Felix, Markus Schlaich, Ingrid Kindermann et al.: Effect of Renal Sympathetic Denervation on Glucose Metabolism in Patients With Resistant Hypertension: A Pilot Study. In: Circulation 123 (2011), S. 1940-1946.

  • Symplicity HTN-1 Investigators: Catheter-Based Renal Sympathetic Denervation for Resistant Hypertension. In: Hypertension 57 (2011), S. 911-917.

  • Symplicity HTN-2 Investigators: Renal sympathetic denervation in patients with treatment-resistant hypertension (The Symplicity HTN-2 Trial): a randomised controlled trial. In: The Lancet Vol. 376 (2010), S. 1903-1909.

Bildunterschrift: Bei der Renalen Denervation veröden Mediziner über einen Katheter Nervenfasern in den Nierenarterien; diese Nervenfasern sind überaktiv und tragen wesentlich zu einem dauerhaft erhöhten Blutdruck bei. Das schonenden Verfahren wird beim 4. Heidelberger Angiologietag am Samstag, den 9. März 2013, vorgestellt.
Bildquelle: Medtronic

Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

zuletzt bearbeitet: 06.03.2013 nach oben

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