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Verminderte sexuelle Aktivität bei Frauen mit Diabetes

Sexualstörungen nicht nur bei männlichen Diabetikern häufiger

Aktuelle Studien vorgestellt und kommentiert von Prof. Helmut Schatz

Diabetespatientinnen mittleren Lebensalters berichten über Verminderung von Geschlechtsverlangen, Befriedigung und Häufigkeit sexueller Aktivität im Vergleich zu Frauen ohne Diabetes. In einer Studie von Kaiser Permanente Northern California wurden bei 2.240 Frauen im mittleren Alter von 55 (Bereich 40 bis 80) Jahren die 247 Diabetespatientinnen unter oralen Antidiabetika und 139 unter Insulintherapie mit den Personen ohne Diabetes verglichen.

Die Sexuelle Aktivität und Funktion wurden mit dem "Female Sexual Function Index" erfasst, der bereits in großen Studien zur Frauengesundheit validiert worden war. Zusätzlich wurden die Frauen über die Frequenz der sexuellen Aktivität einschließlich Masturbation in den vorangegangenen 3 Monaten befragt.

Geschlechtliche Aktivität von weniger als 1x im Monat berichteten 59 % der Patientinnen unter Insulin, 57 % unter oralen Antidiabetika und 47 % der Frauen ohne Diabetes (p=0.003 bzw. <0.001 %). Geringes Geschlechtsverlangen berichteten 60 % der Insulinbehandelten, 58 % unter oralen Antidiabetika und 52 % in der nichtdiabetischen Gruppe. Ebenso verhielt es sich mit der geschlechtlichen Befriedigung. Eine Multivarianzanalyse, die eine sehr große Zahl von Variablen berücksichtigte ergab einen mehr als doppelt so hohen Prozentsatz von Frauen mit geringer Geschlechtsbefriedigung unter Insulintherapie verglichen mit Frauen ohne Diabetes, bei oraler Therapie lag dieser Prozentsatz immer noch 40 % höher.

Zusammenhänge bestanden in unterschiedlichen Relationen auch zum Vorliegen der verschiedenen diabetischer Folgeerkrankungen. Verständlicherweise war der Schlaganfall am stärksten mit sexuellem Desinteresse verknüpft.

Kommentar: Die Ergebnisse dieser sehr gut geplanten, von den National Institutes of Diabetes, Digestive and Kidney Diseases mitunterstützende Studie sind nicht überraschend, aber von hoher Wichtigkeit. Dies betrifft auch die Gynäkologie. Jeder, der Frauen mit Diabetes behandelt, sollte auch die Sexualanamnese erheben, in gleicher Weise wie bei Männern mit Diabetes immer die Frage nach der Potenz zu stellen ist. Im ärztlichen Gespräch sollten Frauen mit Diabetes in dem Sinne beraten werden, dass Verhinderung von Spätkomplikationen gleichzeitig den Erhalt ihrer normalen Sexualfunktion bedeutet.

Literatur: Norra MacReady et al., Sexual Function Diminished in Women With Diabetes. Obstet Gynecol 1012; 120: 331-340, http://www.medscape.com/viewarticle/768032?src=nl_topic.

zuletzt bearbeitet: 02.09.2012 nach oben

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