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IQWiG-Chef Sawicki vor dem Aus?
Diabetes-Medikamente gehörten zu den ersten, die er unter die Lupe genommen hat
Am Mittwoch entscheidet der Vorstand des IQWiG darüber, ob der Vertrag mit dem jetzigen Chef des Arzneimittel-TÜVs, Peter Sawicki, um fünf weitere Jahre verlängert wird. Das IQWiG bewertet Vor- und Nachteile von medizinischen Leistungen, aber auch die Wirksamkeit von Arzneimitteln.
Prof. Dr. med. Peter T. Sawicki - von Haus aus Diabetologe - profilierte sich als Kritiker der Pharmaindustrie, verschreckte aber auch Menschen mit Diabetes. Ihre Medikamente gehörten zu den ersten, die das IQWiG geprügt hat. Dort wurde weder bei modernen Analoginsulinen noch bei neueren Tabletten ein Zusatznutzen für Diabetes-Patienten erkannt. Mitte Dezember 2009 sprach der Institutsleiter zudem der Blutzuckerselbstmessung für nicht insulinpflichtige Typ-2-Diabetiker den Nutzen ab.
Den Kritikern an den Methoden des Instituts kontert Sawicki in einem Interview mit der taz: "Lange hatten Pharmaunternehmen die alleinige Hoheit über die wissenschaftliche Interpretation dessen, was ein Präparat bewirkt". Auf Grundlage der Berichte von Sawickis Institut entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss, ob Medikamente zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung verordnet werden oder eben nicht.
Bei der Debatte um einen weiteren Fünf-Jahres-Vertrag für Prof. Sawicki geht es um Wünsche der schwarz-gelben Koalition, die das Institut umstrukturieren und seinen pharmakritischen Leiter gerne ersetzen würde. Außerdem gibt es Vorwürfe gegen den Arzneimittelprüfer, er habe diverse Abrechnungsfehler begangen. Die Rede ist von unnötig geleasten Dienstwagen, falsch abgerechneten Tankquittungen und teuren innerdeutschen Business-Class-Flügen, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in diesen Tagen berichtete.
Das IQWiG und Prof. Sawicki sind seit langem umstritten. Dies gilt auch für die Methoden, mit denen die Effektivität und die Kosten neuer Medikamente im Vergleich zu herkömmlichen geprüft werden. Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft, Patientenverbände und andere Fachgesellschaften haben diese Methoden immer wieder beanstandet. Bleibt abzuwarten, ob es einen Führungswechsel im IQWiG geben wird und dieser - trotz erforderlicher Einsparungen - eine breitere Akzeptanz finden wird.
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