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Neue Leitlinien in der Adipositaschirurgie:

Wann sind chirurgische Maßnahmen gegen Fettleibigkeit erfolgreich?

Vortrag von Professor Dr. med. Rudolf Weiner, Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Krankenhaus Sachsenhausen

Professor Dr. med. Rudolf Weiner Die Evidenz zur Adipositaschirurgie belegt die nachhaltige Effektivität bei morbider Adipositas nicht nur hinsichtlich der Gewichtsreduktion, sondern auch hinsichtlich der Reduktion verschiedener Adipositas assoziierter Komorbiditäten und Mortalität. Insbesondere bei morbid adipösen Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 führen einzelne Verfahren zu einer Verbesserung und in vielen Fällen auch zu einer Remission des Diabetes. Da dieser metabolische Effekt bei einem Teil der Patienten bereits kurzfristig nach dem operativen Eingriff und nicht erst mit der Gewichtsreduktion eintritt, scheinen hier andere, bisher noch nicht abschließend geklärte endokrinologische Mechanismen eine Rolle zu spielen.

Trotz der vorhandenen Evidenzlage, besteht aufseiten der vertragsärztlichen Diabetologen und Hausärzte noch große Vorbehalte hinsichtlich eines adipositaschirurgischen Eingriffs bei morbid adipösen Diabetikern. Krankenkassen und Gesundheitspolitik fokussieren sich derzeit ausschließlich auf die sehr wichtige Prävention der Adipositas. Die fehlende Finanzierung der interdisziplinären Adipositastherapie in Deutschland lässt aber die seit Jahren vorherrschende Unterversorgung morbid adipöser Menschen in Deutschland. Morbid adipösen Diabetikern wird nur vereinzelt der Zugang zur chirurgischen Therapie der Adipositas und damit auch ihres Diabetes mellitus Typ 2 gewährt.

Die metabolischen Effekte der Adipositaschirurgie führen international zu der Fragestellung, ob sich eine chirurgische Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 auch bei nicht morbid adipösen Patienten darstellen lässt. Hierzu wurden erste Studien durchgeführt und weitere begonnen.

Vor diesem Hintergrund wurde die Erarbeitung einer S3-Leitlinie zur Adipositaschirurgie und metabolischen Chirurgie in Zusammenarbeit mit anderen Fachgesellschaften durch die Chirurgische Arbeitsgemeinschaft für Adipositastherapie der DGAVC erarbeitet, die nun noch durch die Fachgesellschaften bestätigt werden muss.

Es ist Zeit, auch in Deutschland einen Paradigmenwechsel im Denken von Ärzten, Leistungsträgern und Öffentlichkeit einzuleiten, denn Adipositaschirurgie ist keine Lifestyle-Medizin zur Gewichtsreduktion, sondern eine erfolgversprechende Therapie zur Minimierung von Begleiterkrankungen und des Gewichts bei schwer adipösen Diabetes-Patienten. Die Leitlinie soll die Hürden bei Patienten mit ausgeschöpfter konservativer Therapie nehmen, denn in Deutschland werden im Vergleich zu anderen Ländern die Patienten in zu späten Stadien (zu hohes Gewicht) operiert.

Bildunterschrift: Professor Dr. med. Rudolf Weiner
Bildquelle: Deutsche Diabetes-Gesellschaft

zuletzt bearbeitet: 05.11.2009 nach oben

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