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Glykämische Variabilität & Metabolisches Gedächtnis - Von der Kontroverse zum Konsens

Pressemitteilung: LifeScan Deutschland

Vortrag von Prof. Dr. med. Manfred Dreyer, Hamburg, beim LifeScan-Symposium im Rahmen der 44. DDG-Jahrestagung

Prof. Manfred Dreyer Diabetes hat sich als Pandemie zu einer gesundheitspolitischen Herausforderung entwickelt, die insbesondere im Management des Typ-2-Diabetes noch deutliche Verbesserungspotenziale aufweist. Im Fokus stehen hier einerseits Fragen der Machbarkeit und der Kosteneffektivität zur Prävention der Adipositas ("Diabesity") und des Diabetes, anderseits die Optimierung einer sachgerechten Diabetestherapie auf allen Versorgungsebenen zur Vermeidung bzw. Reduktion der Folgeschäden, deren Kosten die eigentlichen Behandlungskosten des Diabetes um ein Vielfaches übersteigen.

Eine erfolgreiche Intervention bei Hyperglykämie ist komplex und besteht im Kern aus den Säulen der Schulung und Betreuung, der Medikation sowie des Selbstmanagement einschließlich Blutglukose-Selbstkontrolle. Die Therapieziele der chronischen Erkrankung sind ein Zugewinn an Lebensqualität, Lebensperspektive und Lebenserwartung. Die Notwendigkeit der Blutzuckerselbstkontrolle kann wie folgt detailliert werden:

Als mit höchster Evidenzklasse durch Ergebnisse aus großen Interventionsstudien gesichert gilt heute die Erkenntnis, dass eine möglichst normnahe Blutglukoseeinstellung die diabetesbedingten Veränderungen an den kleinen Blutgefäßen bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 verhindern kann. Damit spielt eine gute Glukosekontrolle die zentrale Rolle bei der Sekundärprävention von Neuro-, Retino- und Nephropathie.

Während der relativ kurzen Dauer der Randomisierungs- und Behandlungsphase (5,6 Jahre) der ACCORD-, ADVANCE- und VADT-Studien war bei Patienten mit insgesamt bereits länger vorbestehendem Diabetes (9 Jahre) - trotz Annäherung des HbA1c-Werts auf Normalniveau - keine präventive Wirkung auf makrovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall gezeigt worden. Subgruppenanalysen dieser multizentrischen klinischen Untersuchungen deuten allerdings darauf hin, dass durchaus bei Patienten mit kürzer bestehendem Diabetes und längerer Beobachtungsdauer eine normnahe Glukosekontrolle zu einer Verringerung von makrovaskulären Spätschäden geführt hat.

In diesem Kontext aufhorchen lassen insbesondere jüngste Resultate der UKPDS-Studie: die ursprünglichen positiven Effekte einer guten Kontrolle des Blutzuckers hatten bei den Studienteilnehmern nach dem Abschluss der zehnjährigen intensiven Behandlungsphase nicht nur noch ein weiteres Jahrzehnt Bestand, sondern hinzu kam eine jetzt auch signifikante Reduktion der Herzinfarktrate und der Gesamtsterblichkeit der Typ-2-Patienten. Die Autoren sprechen von einem positiven Vermächtnis der früheren Therapie ("Legacy Effect"), ähnlich wie zuvor die Untersucher in der EDIC-Studie bei Typ-1-Patienten ("Metabolic Memory"). Insbesondere in den frühen Krankheitsjahren nach der Diagnose des Typ-2-Diabetes scheint daher das Prinzip zu gelten: "rechtzeitige und durchgängig konsequente Glukosekontrolle zahlt sich langfristig aus".

Der HbA1c ist und bleibt als Parameter international akzeptiert und etabliert. Allerdings können die beobachteten diabetischen Folgekomplikationen nur teilweise mit den Abweichungen vom HbA1c-Zielwert erklärt werden - neben genetischen Faktoren könnten weitere pathophysiologische Schädigungsmechanismen, wie eine erhöhte Variabilität der Blutglukose, daher zukünftig von Bedeutung sein. Insbesondere wird die Prävention von Hypoglykämien eine eigenständige, besondere und noch wichtigere Rolle spielen.

Bildunterschrift: Prof. Dr. med. Manfred Dreyer
Bildquelle: LifeScan Deutschland

zuletzt bearbeitet: 26.05.2009 nach oben

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