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Neue Studie mit höchster Evidenzklasse belegt:

Blutzucker-Selbstkontrolle nutzt Menschen mit Typ-2-Diabetes

Auch nicht-insulinpflichtige Menschen mit Typ-2-Diabetes profitieren von einer regelmäßigen Blutzucker-Selbstkontrolle, wie die aktuelle DINAMIC1-Studie zeigt. Demnach ist ein Therapieregime mit Blutzucker-Selbstkontrolle signifikant effektiver als eines ohne Blutzucker-Selbstkontrolle.

Mit DINAMIC1 liegt nun eine multizentrische, randomisierte, prospektive, kontrollierte Studie (RCT) an 610 Patienten vor, die mit höchster Evidenz den Nutzen der Blutzucker-Selbstkontrolle in der Therapie von Diabetes Typ-2 belegt. Damit werden die Ergebnisse früherer epidemiologischer Studien, RCTs und Metaanalysen bestätigt, die positive Effekte der Blutzucker-Selbstkontrolle bei Menschen mit Diabetes Typ-2 nachgewiesen hatten.

Der Nutzen der Blutzucker-Selbstkontrolle in der Therapie von Menschen mit Diabetes Typ 2 wurde jetzt entsprechend der höchsten Evidenzklasse belegt: Wie die multizentrische, randomisierte, prospektive, kontrollierte DINAMIC1-Studie [1] zeigt, kann eine regelmäßige und eigenverantwortliche Blutzucker-Selbstkontrolle bei Menschen mit Diabetes Typ 2, die bislang mit spezieller Diät oder oralen Antidiabetika (OAD) behandelt werden, den HbA1c-Wert signifikant absenken.

An der Studie in 133 Diabetes-Zentren in sieben Ländern nahmen zwischen 2001 und 2005 insgesamt 610 Patienten im Alter zwischen 40 und 80 Jahren teil. Die Probanden der Interventionsgruppe (n=311) kontrollierten regelmäßig ihren Blutzucker, in der Kontrollgruppe (n=299) verzichtete man auf die Blutzucker-Selbstkontrolle. Nach 27 Wochen war der HbA1c-Wert in der Blutzucker-Selbstkontroll-Gruppe um 1,17 Prozentpunkte von 8,12 % auf 6,95 % gesunken, in der Kontrollgruppe hingegen nur um 0,92 Prozentpunkte von 8,12 % auf 7,20 % (p=0,0097).

DINAMIC1-Studie untermauert Nutzen der Blutzucker-Selbstkontrolle

In den vergangenen Jahren haben diverse epidemiologische Studien, RCTs und Metaanalysen den positiven Effekt der regelmäßigen Blutzucker-Selbstkontrolle auf den HbA1c-Wert und andere relevante Parameter geliefert: Darunter die ROSSO-Studie, die einen Zusammenhang zwischen Blutzucker-Selbstkontrolle und verringerter Morbiditäts- und Mortalitätsrate von Menschen mit Typ-2-Diabetes zeigen konnte. [2]

Kritische Studien [3] offenbaren zum Teil methodische Mängel, wie Prof. Oliver Schnell vom Münchener Institut für Diabetesforschung anmerkt [4]: So wurden etwa in der DiGEM-Studie [5] zur Kosteneffizienz der Blutzucker-Selbstkontrolle die Probanden zu starren Messschemata angehalten, die bei bereits stabiler Stoffwechsellage vieler Teilnehmer zu keinen weiteren Verbesserungen des Blutzuckerwertes, sondern lediglich zu einem Kostenanstieg führten.

Auch wurde die Therapie nicht systematisch aufgrund der Selbstmessung angepasst, sondern es blieb allein den behandelnden Ärzten überlassen, bei Bedarf die Therapie anzupassen und Konsequenzen zu ziehen, ohne die Veränderung des Therapieregimes im Studienprotokoll zu dokumentieren. "Die DINAMIC1-Studie hingegen enthält klar formulierte Vorgaben auch zur Therapieanpassung im Bedarfsfall", erläutert Prof. Schnell und ergänzt: "Die gravierenden Mängel der ESMON- und DiGEM-Studie konnten in der DINAMIC1-Studie vermieden werden. Mit einer Evidenzklasse A belegt die DINAMIC1-Studie den Nutzen der Blutzucker-Selbstkontrolle in der Diabetes-Typ-2-Therapie auf höchstem Niveau."

Blutzucker-Selbstkontrolle motiviert zur Lebensstil-Änderung

Die aktuelle Studie zeigt deutlich, dass auch nicht-insulinpflichtige Menschen mit Typ-2-Diabetes im Rahmen eines strukturierten Diabetes-Managements von der Blutzucker-Selbstkontrolle profitieren. Insbesondere die individuelle und ereignisgesteuerte Blutzucker-Selbstkontrolle stärkt die Motivation und Eigenverantwortung, denn sie vermittelt Menschen mit Diabetes unmittelbar, welchen Einfluss bestimmte Nahrungsmittel oder körperliche Aktivitäten auf ihren Blutzuckerspiegel haben.

Anhand ihres individuellen Mess- und Blutzuckerprofils können sie informierte Entscheidungen zur Änderung ihres Lebensstils treffen. Die verbesserte Blutzuckereinstellung hilft damit gefährliche und kostenintensive Langzeitfolgen des Diabetes mellitus zu vermeiden und die Lebensqualität von Menschen mit Diabetes nachhaltig zu verbessern.

Quellen:

[1] Barnett et al.: Diamicron MR in NIDDM: Assessing Management and Improving Control (DINAMIC1), in: Diabetes, Obesity and Metabolism 2008, vorab online veröffentlicht am 20. Mai 2008.

[2] Martin et al.: Retrolective Study Self-Monitoring of Blood Glucose and Outcome in Patients with Type 2 Diabetes, in: Diabetologia 2006 (49).

[3] Simon et al.: Diabetes Glycemic Education and Monitoring (DiGEM), in: British Medical Journal 2007 (335); O'Kane et al.: Efficacy of self monitoring of blood glucose in patients with newly diagnosed type 2 diabetes (ESMON), in: British Medical Journal 2008 (336).

[4] Vgl.: Schnell et al.: Blutglukoseselbstkontrolle bei Typ-2-Diabetes - Optimierung der Studienprotokolle, in: Diabetes, Stoffwechsel und Herz 2008 (Band 17 (5)).

[5] Simon et al.: Diabetes Glycemic Education and Monitoring (DiGEM), in: British Medical Journal 2007 (335).

zuletzt bearbeitet: 06.11.2008 nach oben

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