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Ein ganzes Leben für unbeschwerte Kindertage

Pressemitteilung: Bayer Vital GmbH

Sächsische Elterninitiative auf Platz drei beim "Fine Star"

Logo der Elterninitiative 'Zuckerstachel e.V.' "Wo sind denn die Diabetiker?" verunsichert schaut die siebenjährige Anna ihre Betreuerin an. Sie hat gerade die erste Klasse absolviert - in einer Grundschule, in der sie die Einzige mit Diabetes ist. Nun darf sie zum ersten Mal an einem Feriencamp für zuckerkranke Kinder teilnehmen. Ihre Eltern hatten sie darauf vorbereitet, dass sie im "Zuckerstachel-Camp" viele Mädchen und Jungen treffen würde, die ebenso wie sie an Diabetes leiden. Als sie ankommt, staunt Anna. Irgendwie hatte sie sich das Ganze eher wie ein Krankenhaus vorgestellt.

Anna gehört zu den 40 Kindern, die in diesem Jahr an einem von Ronald Kuhl organisierten Feriencamp teilgenommen haben. Seit über 30 Jahren veranstaltet der gebürtige Jenaer Freizeiten für Kinder und Jugendliche mit Diabetes. Sein bis heute andauernder kontinuierlicher Einsatz auch unter schwierigsten Bedingungen wurde nun von Bayer Vital mit dem dritten Platz des "Fine Star", dem Bayer-Preis für kreative Kinderdiabetes Projekte, gewürdigt. "Das Engagement von Ronald Kuhl hat maßgeblich dazu beigetragen, die Ferien- und Freizeitqualität von diabeteskranken Kindern in Sachsen zu verbessern", erklärt Prof. Dr. Thomas Danne, Mitglied der Fine Star Jury und Chefarzt am Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover.

Ferien machen wie "ganz normale" Kinder

Ebenso wie für Anna, war auch für Ronald Kuhl das erste Feriencamp ein ganz besonderes Erlebnis. Sein Leben veränderte sich maßgeblich im August 1967. Da wurde bei dem damals 10-Jährigen Diabetes mellitus diagnostiziert. Fünf Jahre später durfte er zum ersten Mal an einem Ferienlager für Kinder mir Diabetes teilnehmen: Kicken, Spielen, Schnitzeljagd, Nachtwanderungen, Lagerfeuer - und natürlich Schulungen! Alles unter Gleichgesinnten. Er fühlte sich aufgehoben, gestärkt, akzeptiert.

Nach einigen Jahren wollte er mehr sein, als nur Teilnehmer - er wollte helfen! 1975 war es so weit: Er begleitete das erste Feriencamp als Betreuer. Eine im Vergleich zu heute ungleich schwerere Aufgabe, denn in dieser Zeit gab es in der DDR noch keine Blutzuckermessgeräte. Erhebliche Schwankungen des Blutzuckerspiegels waren an der Tagesordnung und konnten nur im Labor oder im Nachhinein per Urinanalyse festgestellt werden. Ohne eine regelmäßige Kontrolle ihres Blutzuckers waren Diabetiker zu dieser Zeit darauf angewiesen, nach einer im Krankenhaus vorgenommenen "Grundeinstellung" festgelegte Insulinmengen zu spritzen und abgewogene Kohlenhydrate nach Plan zu essen. Von nun an wurde die Aufgabe, an Diabetes erkrankten Kindern und Jugendlichen eine unbeschwerte Freizeit zu ermöglichen, zentraler Lebensinhalt für Ronald Kuhl. Das Gesundheitswesen der DDR unterstützte ihn dabei, die staatliche Krankenkasse förderte die Camps finanziell.

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Spaß und Spiel im Klinikalltag

Bald wurden die Verantwortlichen eines neu erbauten Kinderkrankenhauses auf das Engagement von Ronald Kuhl aufmerksam. 1979 holten sie ihn und weitere diabetische Helfer an die Kinderklinik des Zentralinstituts für Diabetes im ostpommerschen Karlsburg, um die Freizeitgestaltung der stationär betreuten zuckerkranken Kinder zu übernehmen. In den folgenden zehn Jahren widmete sich Ronald Kuhl der wichtigen Aufgabe, mit Spaß und Spiel Abwechslung in den Klinikalltag der chronisch kranken Kinder zu bringen und die jungen Patienten damit zu motivieren und zu stärken.

Eigeninitiative ersetzt staatliche Förderung

Für die Organisation von Ferienfreizeiten waren die Zeiten nach der Wiedervereinigung schwerer geworden, denn eine Förderung durch Krankenkassen gab es nicht mehr. Doch die Betreuer aus Leidenschaft ließen sich so schnell nicht entmutigen. Diesmal ergriff Petra Wahl, Mutter einer an Diabetes erkrankten Tochter und heute Ehefrau von Ronald Kuhl, die Initiative. 1995 begann sie wieder mit der Organisation von Ferienfreizeiten für zuckerkranke Kinder. Ihr unermüdliches Engagement und Ronald Kuhls Erfahrung machten beide zu einem unschlagbaren Team.

Gemeinsam knüpften sie Netzwerke, holten Partner ins Boot und gewannen Sponsoren. So entstand der Verein "Zuckerstachel", der seitdem als finanzielle und organisatorische Basis für die Feriencamps dient. Das pfiffige Logo haben die Kinder selbst entwickelt: Ein Igel mit Lutscher im Mund steht bildlich für die mit dem Diabetes verbundenen zentralen Themen "Zucker" und "stechen". Dass das kleine Stacheltier freundlich dreinschaut, beweist den offenen und angstfreien Umgang der Kinder mit ihrer Erkrankung.

Zwischen 1995 und 2008 organisierten Petra Wahl und Ronald Kuhl 15 zweiwöchige Ferien- und Schulungslager, an denen 235 Kinder und Jugendliche mit Diabetes teilnahmen - viele von ihnen mehrmals. Insgesamt 75 Betreuer und neun Ärzte kümmerten sich dabei um das körperliche und seelische Wohl der jungen Campgäste. Im Ferienlager 2008 war Ronald Kuhl nicht mehr als Betreuer dabei. Er hat nach 33 Jahren Nachfolger für diese Arbeit gefunden. Sein Engagement für diabeteskranke Kinder geht indessen weiter: Er arbeitet intensiv an seinem Vorhaben, Zuckerstachel-Feriencamps über die sächsischen Landesgrenzen hinaus zu etablieren. Dabei helfen ihm die 2.500 Euro Preisgeld des Fine Star-Gewinnes.

Bildunterschrift: Logo des Vereins Zuckerstackel
Bildquelle: Bildquelle: Bayer Vital GmbH

zuletzt bearbeitet: 31.10.2008 nach oben

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