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Achtung: Fußpilz

Pressemitteilung: Elisabeth-Krankenhaus

Für Diabetiker keine Bagatellerkrankung!

Fußbehandlung Sie lauern auf den Fußböden in Hotelzimmern, in der Sauna, in Sporthallen oder in Gemeinschaftsduschen. Auch direkt von Mensch zu Mensch können sie übertragen werden. Die Rede ist von Pilzsporen. Fuß- und Nagelpilzerkrankungen sind hochgradig ansteckend, werden in den meisten Fällen durch denselben Erreger ausgelöst und treten oft gemeinsam auf. Menschen mit Diabetes mellitus sind dafür besonders anfällig. Während ein Nagelpilz auch beim Diabetiker in erster Linie ein kosmetisches Problem ist, kann ein Fußpilz hier schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen. Im Extremfall kann sogar eine Amputation die Folge sein.

"Eine geschwächte Immunabwehr macht Diabetiker, deren Blutzucker unzureichend eingestellt ist, anfälliger für Krankheitserreger", erklärt Dr. Anna Trocha aus der zertifizierten Fußbehandlungseinrichtung des Elisabeth-Krankenhauses Essen. "Darüber hinaus bieten die Füße eines Diabetikers Pilzerregern oft optimale Lebensbedingungen: Die Verminderung der Schweißdrüsenaktivität, die bei vielen Diabetikern vorliegt, lässt ihre Haut spröde und rissig werden. Solche Schwachstellen in der Haut sind ideale Angriffspunkte für die Sporen. Viele Diabetiker leiden aufgrund von Durchblutungsstörungen außerdem an kalten Füßen. Auch das kommt den Pilzerregern entgegen. Sie benötigen für ein optimales Wachstum eine Temperatur zwischen 25 und 30 Grad Celsius."

Juckreiz und Verfärbungen

Fußpilz entwickelt sich häufig zunächst zwischen den Zehen. Er nistet sich in der obersten Hautschicht ein und zerstört dann nach und nach immer mehr Hautpartien. "Der menschliche Körper reagiert auf den Eindringling mit einer Entzündung: Die Haut rötet sich, schuppt und juckt", beschreibt Lydia Guziotis, Podologin im Elisabeth-Krankenhaus, das Krankheitsbild. "Im weiteren Verlauf der Erkrankung entstehen kleine Pusteln oder Bläschen. Wird der Pilz nicht gestoppt, kann er schließlich auch den Nagel erreichen. In seltenen Fällen kann der Fußpilz allerdings auch mit einer Infektion der Nägel beginnen."

Im Anfangsstadium einer Pilzinfektion verliert die Nagelplatte ihren Glanz und es treten lokale Verfärbungen auf. Allmählich verfärbt sich die Nagelplatte gelblich-weiß, im späteren Stadium sogar braun. Der Nagel ist deutlich verdickt und wirkt porös und bröckelig. Nagelpilzerkrankungen bereiten der Hälfte aller Betroffenen zumindest beim Gehen Schmerzen.

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Wegbereiter

Im Gegensatz zu Bakterien verfügen Pilze über bestimmte Eiweiße, die es ihnen ermöglichen, leichter in die Haut einzudringen. Ist die Haut erst einmal durch eine Pilzinfektion geschädigt, haben auch Bakterien leichtes Spiel. Dr. Trocha: "Pilzsporen sind somit oftmals Wegbereiter für gefährliche Infektionen. Diese breiten sich rasch weiter aus und können letztendlich sogar zum Verlust der Gliedmaßen führen. Denn Menschen mit Diabetes mellitus sind häufig von Folgeerkrankungen wie Durchblutungsstörungen der Beine betroffen. Eine eingeschränkte Durchblutung lässt Wunden schlecht heilen." Das Risiko einer Beinamputation ist für Menschen mit Diabetes 25-mal höher als für Nichtdiabetiker.

Fatal ist, dass gerade Diabetiker eine Pilzinfektion häufig nicht oder erst sehr spät bei sich entdecken - was natürlich das ungestörte Ausbreiten der Erkrankung fördert. "Der Grund dafür ist, dass viele Patienten mit Diabetes zusätzlich zur Durchblutungsstörung auch Nervenschädigungen - sogenannte Neuropathien - aufweisen", so Guziotis. "Ihr Schmerzempfinden in den Füßen ist deutlich herabgesetzt. Das Fußpilzsymptom Juckreiz fehlt bei ihnen oft ganz. Auch Rötungen treten nicht immer auf. Die auffallend verdickte Hornschicht und eine starke Abschuppung an den Füßen deuten viele Patienten zunächst als Anzeichen einer trockenen Haut."

In der Essener Fußbehandlungseinrichtung werden deshalb alle Diabetiker genauestens über die Symptome von Fuß- und Nagelpilz aufgeklärt und angehalten, ihre Füße inklusive der Zwischenräume und der Zehennägel regelmäßig zu untersuchen. Sollte ein Verdacht auf eine Pilzinfektion bestehen, wird Diabetikern geraten, auf jeden Fall einen Arzt aufzusuchen.

Oft langwierig

Je früher Fuß- und Nagelpilz erkannt und behandelt werden, umso schneller wird man die lästigen Eindringlinge wieder los. Für die Behandlung von Fußpilz gibt es heute hochwirksame, hautschonende Salben. "Arzneimittel, die ätzende Substanzen enthalten, sollten nicht eingesetzt werden, da sie insbesondere bei Diabetikern zu Schäden führen können", erläutert Dr. Trocha. "Eine Behandlung muss bis mindestens zwei Wochen nach Abklingen der Beschwerden fortgesetzt werden. Nur dann kann man sicher sein, dass die Pilze ganz aus dem Gewebe verschwunden sind."

Für die Therapie einer Nagelpilzinfektion gilt: Wenn weniger als die Hälfte des Nagels befallen ist, kann dieser zunächst durch konsequentes Kürzen, Abschleifen und die Anwendung eines pilzsporenabtötenden Nagellacks erfolgreich behandelt werden. Je älter ein Mensch ist, desto langsamer wachsen die Nägel und desto länger dauert die Therapie. "Bei der oft langwierigen Behandlung einer Nagelpilzinfektion ist die Unterstützung des Patienten durch einen Fußpfleger - den sogenannten Podologen - nicht nur sinnvoll, sondern manchmal auch absolut notwendig", so Dr. Trocha.

"Bei Nagelpilzinfektionen besteht auch die Möglichkeit, Medikamente oral zu verabreichen. Aufgrund der Nebenwirkungen setzen wir diese Tabletten aber nur bei sehr hartnäckigen Fällen ein." Begleitend zu den Maßnahmen an Haut und Nagel muss während der gesamten Therapie natürlich auch eine regelmäßige Desinfektion der Schuhe und Strümpfe erfolgen. Nur so kann man sicher gehen, dass auch die Sporen der Pilze abgetötet und Neuinfektionen verhindert werden.

Guziotis: "Vorbeugen kann man Pilzerkrankungen, indem man in öffentlichen Umkleidekabinen, Duschräumen oder auch Schwimmbädern nicht barfuß läuft. Socken sollten möglichst aus Baumwolle bestehen und täglich gewechselt werden. Schuhe sollten nach dem Tragen immer gut und lange genug ausgelüftet werden - erst etwa nach 24 Stunden sind Pilzsporen nicht mehr aktiv. Durch konsequente Vorbeugemaßnahmen, eine regelmäßige Inspektion ihrer Füße und - wenn nötig - eine frühzeitige Behandlung können Diabetiker schwerwiegende Infektionen mit Bedrohung für den Fuß vermeiden."

Bildunterschrift: Dr. Anna Trocha bei einer Untersuchung in der Fußambulanz
Bildquelle: Elisabeth-Krankenhaus EKE

zuletzt bearbeitet: 02.11.2007 nach oben

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