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Pfizer nimmt weltweit inhalatives Insulin für Menschen mit Diabetes vom Markt

Pressemitteilung: Diabetes-Portal DiabSite

Mangelnde Akzeptanz führt zum Aus von Exubera

Als Grund gibt das Unternehmen an, Diabetiker und Ärzte hätten das Insulin, das ähnlich wie ein Asthmaspray inhaliert wird, nicht angenommen. Sicherheitsprobleme sollen bei der Entscheidung, die gestern bekannt gegeben wurde, keine Rolle gespielt haben, wie das Deutsche Ärzteblatt heute in seiner Online-Ausgabe berichtete. Den wenigen Patienten, die das erste Insulin, das nicht gespritzt werden muss, bisher verordnet bekommen haben, steht es noch drei Monate zur langsamen Therapieumstellung zur Verfügung.

Im Schnellverfahren wurde das inhalierbare Insulin, das über die Lungenbläschen in die Blutbahn kommt, im Mai 2006 weltweit zuerst in Deutschland eingeführt. Es fehlten jedoch ausreichende Studien zur Anwendungssicherheit im Alltag und zur langfristigen Lungenverträglichkeit der chronischen Insulininhalation. Die tatsächlichen Vorteile für die Steigerung der Lebensqualität der Diabetiker waren ebenso wenig belegt.

Exubera könnte, wenn die Angaben der Wirtschaftsmedien stimmen, zu einem der größten Flops in der Geschichte der pharmazeutischen Industrie werden. Denn laut Angaben der Wirtschaft sind in die zehnjährige Entwicklung und anschließende Vermarktung des Diabetes-Medikaments rund 2,8 Milliarden US-Dollar geflossen, denen bis heute gerade einmal 12 Millionen Einnahmen gegenüberstehen.

Der Marktanteil von Exubera lag in Deutschland unter einem Prozent. Ein Grund dafür waren gewiss die gravierenden Einschränkungen in der Anwendung. Exubera durfte weder bei Patienten mit Chronisch obstruktive Lungenerkrankung noch bei Rauchern bedenkenlos eingesetzt werden. Schon das Passivrauchen konnte die inhalierte Insulindosis beeinflussen. Außerdem kam beim Einatmen nur ein kleiner Teil des verabreichten Insulins zur Wirkung. Etwa 30 % des Insulinnebels blieben im Inhalator, weitere 30 % im Mund- und Rachenraum bzw. in den Bronchien hängen.

Im vergangenen Jahr stuften das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) das im Vergleich zu gespritztem Humaninsulin fünfmal teurere Mittel als unwirtschaftlich ein. Auch deshalb wurde es in Deutschland nur sehr wenigen Diabetikern verordnet.

Exubera, das erste Insulin zum Einatmen, ließ die Firma Pfizer im US-Staat Indiana und in Frankfurt-Hoechst herstellen. Die Fabrik in den Staaten wurde bereits geschlossen. Jetzt wird auch in Frankfurt kein inhalierbares Insulin mehr hergestellt, und alle Diabetiker werden sich das lebenswichtige Hormon wieder mit einem stiftähnlichen Insulinpen oder einer Insulinpumpe verabreichen müssen.

Autor: hu; zuletzt bearbeitet: 19.10.2007 nach oben

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