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Diabetes Typ 2

Bessere HbA1c-Werte dank regelmäßiger Blutzucker-Selbstkontrolle

Die regelmäßige Blutzucker-Selbstkontrolle verbessert die HbA1c-Werte von Menschen mit Typ-2-Diabetes. Dies bestätigt eine kürzlich veröffentlichte Metaanalyse von 12 randomisierten, kontrollierten Studien. Gegenstand dieser Studien war der Vergleich von Blutzucker- versus Urinzucker-Selbstkontrollen sowie von Therapieregimen ohne Selbstkontrolle und deren Einfluss auf den HbA1c-Wert. Dabei erwies sich die Blutzucker-Selbstkontrolle als die effektivste Intervention. Die Messung des Urinzuckers zeigte ähnliche Ergebnisse wie die Intervention ohne Selbstkontrolle. Die Metaanalyse bestätigt, bezogen auf den Surrogatparameter HbA1c, die Ergebnisse der ROSSO-Studie, die anhand harter Endpunkte wie Morbidität und Mortalität die positiven Effekte der Blutzucker-Selbstkontrolle bei Menschen mit Typ-2-Diabetes gezeigt hat.

Eine aktuelle Metaanalyse1 von zwölf randomisierten, kontrollierten Studien (Jansen et al. [1])hat ergeben, dass die regelmäßige Blutzucker-Selbstkontrolle (Self-Monitoring of Blood Glucose, SMBG) bei Diabetes Typ 2 signifikant effektiver ist als Interventionen ohne SMBG oder mit Urinzucker-Selbstkontrolle (Self-Monitoring of Urine Glucose, SMUG). Danach liegt bei Patienten, die regelmäßig ihren Blutzucker selbst kontrollieren, der HbA1c-Wert im Schnitt um 0,4 Prozentpunkte niedriger als bei Patienten, die keinerlei Zuckerkontrolle durchführen - und immer noch 0,38 Prozentpunkte unter dem Durchschnittswert von Patienten, die regelmäßig ihren Urinzucker kontrollieren. Damit zeigte sich, dass die Selbstmessung des Urinzuckers keinen deutlich besseren Effekt auf den HbA1c-Wert hat als die Nichtmessung.

Darüber hinaus zeigte die Analyse, dass ein regelmäßiges Arzt-Patienten-Gespräch über die aktuellen Blutzuckerwerte und ihre therapeutische Bedeutung den HbA1c-Wert um 0,62 Prozentpunkte senkt. Neben der regelmäßigen SMBG ist daher auch die kontinuierliche Betreuung, Schulung und Beratung des betroffenen Patienten für ein erfolgreiches Diabetes-Management entscheidend.

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Hohe Wahrscheinlichkeit für direkten positiven Einfluss der Blutzucker-Selbstkontrolle auf HbA1c

Mit ihrem Bayes'schen Zufallsmodell konnten die Autoren außerdem die Wahrscheinlichkeit für den Therapieerfolg der verschiedenen Methoden berechnen. Die Ergebnisse dieser Berechnungen sind eindeutig: Die regelmäßige Blutzucker-Selbstkontrolle hat mit einer sehr hohen statistischen Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent einen direkten positiven Effekt auf den HbA1c-Wert von Menschen mit Diabetes Typ-2.

Die SMBG sollte daher ein selbstverständlicher und regelmäßiger Bestandteil des Therapieregimes für Menschen mit Diabetes Typ 2 sein. Mit 88 Prozent ist die Wahrscheinlichkeit, dass die SMBG zu besseren HbA1c-Werten führt als die SMUG, ebenfalls sehr hoch. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch die regelmäßige Urinzucker-Selbstkontrolle den HbA1c-Wert positiv beeinflusst, ist hingegen gering.

Metaanalyse bestätigt Ergebnisse der ROSSO-Studie

Die große Bedeutung der Blutzucker-Selbstkontrolle für den allgemeinen Gesundheitszustand von Menschen mit Diabetes Typ 2 hatte bereits die ROSSO-Studie [2] belegt. Diese retrolektive epidemiologische Kohortenstudie mit einer sehr breiten Datenbasis von 3.268 Patienten aus bundesweit 192 Zentren hatte ergeben, dass für Menschen mit Diabetes Typ 2 das Morbiditätsrisiko um zirka ein Drittel und das Mortalitätsrisiko sogar um etwa die Hälfte sinkt, wenn sie regelmäßig ihren Blutzucker selbst kontrollieren.

Der protektive Effekt der SMBG in Bezug auf diese harten Endpunkte blieb bei der ROSSO-Studie in allen Subgruppen nachweisbar, auch wenn die Patientenkohorte im Hinblick auf die Stoffwechseleinstellung, Medikation mit oder ohne orale Antidiabetika, Körpergewicht, Blutdruck oder andere Laborparameter adjustiert wurde. Die Ergebnisse von Jansen et al. bestätigen den protektiven Effekt der SMBG nun auch im Hinblick auf den HbA1c-Wert als gängigen Surrogatparameter.

Die aktuelle Metaanalyse zeigt einmal mehr, dass die Versorgung von Menschen mit Diabetes Typ 2 nur durch ein ganzheitliches Therapiemanagement verbessert werden kann. Dabei sind die Selbstkontrolle des Blutzuckers verbunden mit regelmäßiger Beratung und Schulung zentrale Bestandteile des Therapieerfolgs. Diese Einschätzung spiegelt sich auch in den 2005 aktualisierten Leitlinien der International Diabetes Foundation (IDF) [3] zur Therapie des Typ-2-Diabetes: Die evidenzbasierten und damit wissenschaftlich abgesicherten Empfehlungen sehen erstmals und uneingeschränkt die regelmäßige Blutzucker-Selbstkontrolle für alle Typ-2-Diabetiker unabhängig von ihrem aktuellen Therapieregime vor.

Quellen:
[1] Jansen JP: Self-monitoring of glucose in type 2 diabetes mellitus: a Bayesian meta-analysis of direct and indirect comparisons. In: Current Medical Research and Opinion 22; 4 (2006): 671-681.
[2] Martin S. et al.: Self-monitoring blood glucose in type 2 diabetes and long-term outcome: an epidemiological cohort study, Diabetologia 49; 2 (2006): 271-278.
[3] IDF Clinical Guidelines Task Force. Global guideline for Type 2 diabetes. Brussels: International Diabetes Federation, 2005.

zuletzt bearbeitet: 20.06.2006 nach oben

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