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Kongress für Nierenheilkunde in Basel
Besorgniserregende Zunahme von Nierenerkrankungen - ein stärkeres Präventionsbewusstsein in der Gesellschaft ist notwendig
Die Inzidenz von Nierenerkrankungen wächst rapide. Gründe liegen einerseits in der demographischen Entwicklung (der Altersdurchschnitt der Bevölkerung steigt), andererseits in der explosionsartigen Zunahme von Volkskrankheiten, die in unmittelbarer Wechselwirkung zu Nierenerkrankungen stehen (Diabetes, Bluthochdruck).
Ein weiterer Grund liegt im mangelndem Präventionsverhalten: Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen werden nicht in Anspruch genommen und, da Nierenerkrankungen "stumm" verlaufen, werden die Patienten häufig erst beim Arzt vorstellig, wenn sie einen Großteil ihrer Nierenfunktion irreparabel eingebüßt haben. Auch im Bereich der ärztlichen Vorsorge sollten Früherkennungsmaßnahmen breiter eingesetzt werden, nach dem Motto "Nicht nur auf Herz, sondern auch auf Nieren prüfen".
Die Gesellschaft für Nephrologie, gemeinsam mit der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Nephrologie und der Schweizer Gesellschaft für Nephrologie, möchte den Jahreskongress nutzen, um Ärzteschaft und Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren. Der Anstieg von Nierenerkrankungen, die zur Dialysepflicht führen, wird unweigerlich zu einem Problem der Volksgesundheit und wird das Gesundheitswesen auch finanziell stark belasten. Schon jetzt werden in Europa allein rund 10 Milliarden Euro jährlich für die Behandlung von Nierenleiden ausgegeben. Die Öffentlichkeit, aber auch die Gesundheitspolitik sollte daher alle Kräfte mobilisieren, um den Aufwärtstrend von Nierenerkrankungen zu stoppen.
Nierenerkrankungen im Aufwind: In Deutschland gibt es rund 60.000 Dialysepatienten, in Europa sind es 225.000 - die Tendenz ist steigend! Im Jahr 2002 betrug die Neuzugangsrate dialysepflichtiger Menschen mit 14.358 Personen über 20 %. Die Gründe für diesen rasanten Anstieg sind vielfältig:
Demographische Entwicklungen
Schlagworte wie "Vergreisung der Gesellschaft" sind plakativ, beschreiben jedoch ein Grundproblem der westeuropäischen Staaten. Die Alterspyramide steht bald Kopf, wegen niedriger Geburtenraten und wachsender Lebenserwartung steigt das Durchschnittsalter auch in Deutschland stetig.
Nierenfunktionsstörungen und Nierenfunktionseinschränkungen sind auch Alterserscheinungen. Die zunehmende Überalterung der Gesellschaft ist daher ein Grund für die steigende Rate von Nierenleiden.
Wechselwirkungen zwischen Nierenleiden und "Volkskrankheiten" mit wachsender Inzidenz
Menschen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko, an Niereninsuffizienz zu erkranken. Diabetes mellitus, insbesondere der Typ 2 (früher "Altersdiabetes") ist eine Volkskrankheit, die rasant zunimmt. Laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft gibt es knapp sechs Millionen Diabetiker in Deutschland - und sie bilden eine große "Risikogruppe" für Nierenerkrankungen. Die richtige Einstellung des Blutzuckers, noch wichtiger aber des Blutdrucks, sind grundlegende Präventionsmaßnahmen, um Nierenerkrankungen als Folge von Diabetes entgegenzuwirken.
Eine ähnliche "Risikogruppe" bilden Hochdruckpatienten. Man kann davon ausgehen, dass mehr als die Hälfte der Bundesbürger an Bluthochdruck leiden, wenn auch meistens unerkannt. Die Betroffenen haben wie Diabetiker ein höheres Risiko, an Nierenleiden zu erkranken.
Mangelndes Vorsorgebewusstsein
Nierenerkrankungen verlaufen symptomarm und werden erst spät wahrgenommen. Früherkennungsmaßnahmen sind nicht wirklich etabliert, und so suchen viele Patienten erst einen Arzt auf, wenn die Nierenschädigungen weit fortgeschritten und irreparabel sind. Auch im Bereich der hausärztlichen Vorsorge könnten die Vorsorgeuntersuchungen noch breiter eingesetzt werden, z. B. wenn Patienten im Rahmen des "Jahres-Check" vorstellig werden. Hier besteht Verbesserungsbedarf, denn früh erkannt sind Nierenleiden heilbar oder zumindest in ihrem raschen Verlauf aufzuhalten, und führen nicht unweigerlich zur Dialyse. Neben der Gefahr einer Niereninsuffizienz bergen Nierenschäden auch andere Gefahren, da sie schwerwiegende Erkrankungen nach sich ziehen können. Sie lösen wiederum Bluthochdruck aus, können zu Herzerkrankungen wie Herzinfarkt und Herzversagen, Blutarmut sowie Knochenerkrankungen führen.
Die Gesellschaft für Nephrologie plädiert daher für ein höheres Vorsorgebewusstsein und möchte sowohl der medizinischen, aber auch der nicht-medizinischen Öffentlichkeit die Wichtigkeit der Früherkennung von Nierenerkrankungen nahe bringen.
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