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Symposium "DiaLecT - Diabetes Lecture Transfer" als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Praxis
BERLIN-CHEMIE AG ruft neuartige Veranstaltungsreihe ins Leben
Auf der diesjährigen Jahrestagung der American Diabetes Association (ADA), die im Juni 2004 in Orlando (USA) stattfand, wurde erneut eine Vielzahl aktueller wissenschaftlicher Daten präsentiert. Um aus diesem großen Angebot an Informationen die für den diabetologischen Alltag besonders interessanten Themen zusammenzustellen, haben deutsche Diabetologen aus Klinik und Praxis für ihre Kollegen den ADA-Kongress besucht. Diese Themenschwerpunkte wurden nun im Rahmen des von der BERLIN-CHEMIE AG veranstalteten Arbeitstreffens "DiaLecT - Diabetes Lecture Transfer" niedergelassenen Diabetologen vorgestellt und mit den Kollegen ausführlich diskutiert.
Typ-1-Diabetes: Aktuelle Studienergebnisse für neue Therapieoptionen
Die Pathogenese des Typ-1-Diabetes ist nach wie vor noch nicht vollständig geklärt. Die Daten aus groß angelegten prospektiven Verlaufsstudien wie BABY DIAB, DAISY oder DIPP liefern nun neue Erkenntnisse zur Krankheitsentstehung. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen hierbei die genetische Prädisposition für Typ-1-Diabetes sowie verschiedene Umweltfaktoren. Unter anderem wurden Parameter wie die Bildung von Insel-Antikörpern, der Kontakt mit bestimmten Viren sowie das Ernährungsverhalten im Hinblick auf die Exposition mit Gluten oder Kuhmilchprotein bei Säuglingen erfasst. Die Erkenntnisse, die aus der Auswertung dieser Daten gewonnen werden konnten, sind Ansatzpunkte für neue Präventionsstrategien.
Aber auch in der Behandlung des insulinpflichtigen Typ-1-Diabetes sind große Fortschritte erzielt worden. So zeigten die Ergebnisse einer Multizenterstudie des Immune Tolerance Networks, dass Patienten, die sich einer Inselzelltransplantation unterzogen haben, nach 12 Monaten ihren Blutzuckerspiegel ohne zusätzliche Insulinzufuhr optimal regulieren konnten.
Neuartige Wirkstoffe optimieren die Behandlung bei Typ-2-Diabetes
Das Metabolische Syndrom - Dyslipoproteinämie, Hypertonus, Adipositas, Diabetes mellitus - begünstigt die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen. Bekanntermaßen besteht auch eine Korrelation der einzelnen Risikofaktoren untereinander. Therapieziel sollte es daher sein, für alle Aspekte des metabolischen Syndroms normale Befunde zu erzielen. Zahlreiche neuartige Wirkstoffe können zukünftig die Behandlung unterstützen. Diskutiert werden seit längerer Zeit Substanzen wie Endocannabinoid-Rezeptor-Hemmer zur Erleichterung der Nikotinabstinenz, ein Glucagon-like Peptide-1(GLP)-Analogon, das nicht nur den HbA1c-Wert verbessert, sondern auch eine Gewichtsreduktion begünstigen kann sowie ein Dipeptidyl-Peptidase-4(DDP4)-Inhibitor, der den Abbau des GLP-1 hemmt.
Erste Studiendaten belegen das mögliche Potenzial dieser Wirkstoffe und wurden im Rahmen des Symposiums vorgestellt. Die Entwicklung neuer Verabreichungsformen wie das inhalativ zugeführte Insulin könnten ebenfalls zu einer besseren Versorgung der Patienten mit Diabetes beitragen. Die Compliance kann zusätzlich durch eine adäquate psychologische Betreuung gefördert werden.
Komplikationen vorbeugen und effektiv behandeln
Es existieren derzeit nur wenige Daten, die die Rolle einer Senkung der Blutfette bei diabetischen Patienten im Hinblick auf die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrachten. Die Ergebnisse der beiden großen prospektiven Interventionsstudien CARD und PROVE-IT zeigen nun, dass durch den lipidsenkenden Effekt von Statinen die Inzidenz schwerer kardiovaskulärer Ereignisse bei Diabetikern signifikant gemindert werden kann. Hieraus entsteht die Forderung nach einer möglichst effektiven Lipidsenkung bei Diabetikern mit Werten für LDL-Cholesterin von unter 100 mg/dl.
Das Diabetische Fuß-Syndrom zählt zu den typischen Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus und wird in der Regel gemäß den Leitlinien behandelt. Reichen Standardmaßnahmen jedoch nicht aus, können Spezialisten durch geeignete Behandlungsstrategien, wie beispielsweise die Entlastungsbehandlung oder die Achillessehnenverlängerung, die Therapiechancen erhöhen. Liegt neben einer Fußwunde bei Diabetikern gleichzeitig eine Neuropathie vor, sollte eine stadiengerechte Wundversorgung mit gezielter Förderung der Fibroblastenbildung, der Granulation und der Epithelialisierung erfolgen.
Ernährung als ein entscheidender Einflussfaktor bei Diabetes
Eine auf die Diabeteserkrankung abgestimmte Kost sichert die Blutglukosewerte. Ausschlaggebend ist vor allem die Gesamtmenge und die Komplexität von Kohlenhydraten. In diesem Zusammenhang sprechen Wissenschaftler auch dem Glykämischen Index (GI) der verzehrten Lebensmitteleine große Bedeutung zu.
Hyperkalorische Ernährung und unzureichende physische Aktivität führen zur Entwicklung einer Adipositas, die nachweislich als ein Risikofaktor für Diabetes mellitus Typ 2 anzusehen ist. Von Übergewicht und seinen Folgen sind zunehmend bereits Kinder und Jugendliche betroffen. Das STOPP-Typ-2-Diabetes Programm an US-Schulen, das für weniger Fernsehkonsum und für mehr körperliche Bewegung wirbt, zeigt Wege auf, um junge Menschen mit Adipositas zu einer Verhaltensänderung zu motivieren.
Hypoglykämien bleiben häufig unentdeckt
Ein Ziel der Diabetestherapie ist die Erreichung normnaher Blutglukosewerte. Mit der normnahen Einstellung steigt jedoch die Gefahr für Hypoglykämien. Dies gilt sowohl für Typ-1-Diabetiker als auch für Typ-2-Diabetiker.
Die Wahrnehmungsfähigkeit für das Auftreten einer Unterzuckerung wird von einer Vielzahl von Faktoren gesteuert. Die Rolle von hormonellen Einflüssen, insbesondere von Cortisol, steht hierbei derzeit im Mittelpunkt des Interesses und wurde auf der Veranstaltung unter verschiedenen Gesichtspunkten diskutiert.
Quelle
Stand-Alone Symposium der BERLIN-CHEMIE AG "DiaLecT - Diabetes Lecture Transfer", Samstag, 10. Juli 2004, 8.30-16.00 Uhr, Marriott Hotel, Berlin.