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Erste internationale Studie zur Verhinderung der Zuckerkrankheit
Hoffnung für Millionen: Diabetes- und Herzkreislaufrisiko kann bei frühzeitiger Therapie drastisch gesenkt werden
Bessere und kosteneffizientere Behandlung ist möglich
Eine frühzeitige Behandlung vor dem endgültigen Ausbruch der Zuckerkrankheit kann das tödliche Risiko drastisch senken, denn Diabetiker leben gefährlich: Fast 70 Prozent sterben an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Wie die erste Studie zur Verhinderung des Erwachsenendiabetes vom Typ 2 nachweist, werden durch ein Medikament mit dem Wirkstoff Acarbose die Herz-Kreislauf-Komplikationen um fast die Hälfte verringert. Außerdem kann eine Zuckerkrankheit um bis zu 36 Prozent verhindert werden. Diese Ergebnisse wurden jetzt in München vorgestellt.
"Die Zeitbombe beginnt bereits zu ticken, lange bevor ein Diabetes erkannt wird", sagte der Leiter der Studie STOP-NIDDM (Study To Prevent Non-Insulin-Dependent Diabetes Mellitus), Professor Dr. Jean-Louis Chiasson, Montreal, Kanada. "Um das persönliche Risiko, besonders bei Übergewicht und Bewegungsmangel, abschätzen zu können, sollte ein Blutzuckertest (oraler Glukosetoleranztest) gemacht werden. Nur so erhält der Arzt verlässliche Informationen über eine vorbeugende Behandlung." Laut Chiasson waren in die Studie 1.429 Patienten mit Diabetes im Vorstadium einbezogen. Die Resultate werden in einer internationalen renommierten Zeitschrift veröffentlicht.
Wie in einer anderen Studie nachgewiesen wurde, schädigt ein krankhaft erhöhter Blutzuckerspiegel nach dem Essen die Gefäße und führt zur Arterienverkalkung. Diese Zeitbombe kann durch Acarbose entschärft werden, da das Medikament einen übermäßigen Anstieg des Blutzuckerspiegels verhindert.
"Doch sollte sich niemand allein auf ein Medikament verlassen", betonte Chiasson. "Gewichtsabnahme und regelmäßiger Sport sind die Eckpfeiler der Diabetes-Vorbeugung."
Weltweit sind schätzungsweise 150 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt. Bis zum Jahr 2010 wird ihre Zahl um etwa 50 Prozent zunehmen, auch übergewichtige Jugendliche sind immer häufiger betroffen.
Mit Acarbose, das bisher nur vom Pharmakonzern Bayer hergestellt wird, kann vermutlich ein neues Kapitel in der Vorbeugung und Behandlung der Zuckerkrankheit aufschlagen werden. Es wird eine bessere und kosteneffizientere Behandlung erwartet, weil schwere Komplikationen vermeidbar sind.