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Frankfurter Diabetes Erklärung

Pressemitteilung: Aktion: Wahrheit über Diabetes

Aktion: Wahrheit über Diabetes

Der Berufsverband Deutscher Diabetologen, der Deutsche Diabetiker Bund und der Verband der Diabetes Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland geben gemeinsam die Frankfurter Diabetes Erklärung ab.

Die Politik muss Diabetes als Herausforderung annehmen

In Deutschland gibt es sechs Millionen bekannte Diabetesfälle. Die Dunkelziffer beträgt mehrere Millionen Diabeteskranke, die noch nichts von ihrer Krankheit wissen. Die gesamte Gesellschaft und die Volkswirtschaft sind betroffen.

Diabetes und die dadurch bedingten Folgekrankheiten haben insgesamt ein größeres Problemausmaß angenommen als die Arbeitslosigkeit. Wer im Gesundheitswesen spart, beschwört die Krankheitskatastrophe herauf. Die Folgekosten der zu befürchtenden Diabeteswelle wären erheblich teurer als die nötige Anstrengung, um Diabetes zu entschärfen. Nur wenn die Politik handelt und dem Thema Diabetes Priorität einräumt, können die Folgen für die Volkswirtschaft und das Gesundheitswesen abgewandt werden.

Die Würde des Diabetikers darf nicht angetastet werden

Die von Verfassung und Gesetzgebung garantierten Bürgerrechte müssen auch für Diabetiker gelten. Alle Versuche, deren Rechte - etwa auf Datenschutz und persönliche Selbstbestimmung - zu beugen, haben zu unterbleiben. Diabetiker dürfen wegen ihrer Krankheit nicht diskriminiert werden!

Die Gesellschaft muss lernen, die Diabetiker zu akzeptieren und sie zu berücksichtigen. Sie müssen so leben können, dass ihnen - in Anbetracht ihrer Krankheit - keine zusätzlichen Nachteile aufgebürdet werden; weder in Beruf und Freizeit, noch im Umgang mit Krankenkassen und Behörden.

Wenn eine Folgekrankheit eintritt, darf der Diabetiker nicht auf ein rechnerisches Todesdatum hin als Kostenfaktor abgeschrieben werden.

Die Diabetiker müssen die bestmögliche Behandlung erhalten

Um Folgeerkrankungen zu verhindern, oder so weit als möglich hinauszuzögern, oder sie zu behandeln, muss die jeweils neueste wissenschaftliche und medizinische Erkenntnis angewandt werden können.

Dazu gehört schon bei Früherkennung von Diabetes die Anwendung auch neuester, erfolgversprechender Mittel und Methoden, um den Blutzucker im Normbereich zu halten. Daher müssen die diabetologischen Schwerpunktpraxen erhalten und gestärkt werden. Hausärzte, Diabetologen, Schulungs- und Beratungskräfte müssen Netzwerke bilden und kooperieren. Diese Zusammenarbeit dient dem Ziel, die Basisversorgung der Diabetiker zu optimieren.

Prävention von Schlimmerem hat Priorität in jedem Stadium von Diabetes. Diabetiker, die eine stationäre Behandlung brauchen, bedürfen besonderer Zuwendung. Sie müssen Anspruch darauf haben, in Fachkrankenhäusern und diabetologischen Kompetenz-Zentren behandelt zu werden.

Die Nationale Versorgungsleitlinie muss Grundlage der Behandlungsprogramme sein

Die Nationale Versorgungsleitlinie wurde von den wichtigsten und bedeutendsten Ärzteorganisationen in Deutschland gemeinsam entwickelt. Der in dieser Leitlinie erzielte Konsens muss Grundlage und Standard für alle künftigen Disease Management Programme werden.

Dabei werden die Zielvorgaben der St. Vincent Deklaration von 1989, wonach die Anzahl der schwerwiegenden Diabetesfolgeerkrankungen drastisch reduziert werden sollen, weiterverfolgt und nach Möglichkeit übertroffen.

Die Krankenkasse muss dem Arzt die Therapie überlassen

Der Arzt muss Manager der Disease Management Programme sein. Er kennt den Patienten und dessen Krankengeschichte am besten und kann mit ihm gemeinsam die Behandlung gestalten. Der "Gesundheitspass Diabetes" muss in bewährter Form zur Dokumentation des Therapieverlaufs beitragen.

Dem Arzt darf von den Krankenkassen keine bürokratische "Fragebogenmedizin" aufgelastet werden. Ein Vorbild für eine sinnvolle Aufgabenteilung des Arztes und der Kassen ist das Modell des Freistaats Sachsen. Ärzte behalten die Behandlungsdaten. Die Krankenkassen erhalten die Abrechnungsdaten. Sie dürfen nicht in Therapie und Privatsphäre des Patienten eingreifen.

Diabetiker, Diabetologen und Diabetesberater müssen Mitbestimmungsrechte haben

Bei Gestaltung und Weiterentwicklung von Disease Management Programmen müssen alle kompetente Interessensgruppen mitwirken können.

Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Programme für Prävention, Rehabilitation, psychosoziale Betreuung und Motivation der Diabetiker. Der Diabetiker muss sein Recht wahrnehmen können, die Therapie als Experte seiner Krankheit selbst mitzubestimmen.

Die Diabetes-Forschung muss durch neue Impulse intensiviert werden

Die Aktion "Wahrheit über Diabetes" fordert in Deutschland und Europa ein großangelegtes Forschungsprogramm, das von einem starken Erfolgswillen geprägt ist. Universitäten, Diabeteskliniken und Pharmaindustrie müssen gemeinsame und im Wettbewerb untereinander neue Therapien für die verschiedenen Diabetesformen entwickeln.

Die Bundesrepublik kann dabei eine Vorreiterrolle übernehmen. Die Politik hat die Aufgabe und die Chance, die Möglichkeiten der medizinischen Forschung zu verbessern.

Das Ziel muss sein, die Volkskrankheit Diabetes zu besiegen.

Frankfurt am Main, 29. August 2002

Berufsverband Deutscher Diabetologen e.V.
Deutscher Diabetiker Bund e.V.
Verband der Diabetes Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V.

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zuletzt bearbeitet: 29.08.2002 nach oben

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Dr. phil. Axel Hirsch

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