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DMP ja - aber nicht um jeden Preis
Datentransparenz im Gesundheitswesen
DMP um jeden Preis wird es mit uns nicht geben, erklärte heute Dr. Leonhard Hansen, Zweiter Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), am Rande des KBV-Symposiums "Datentransparenz im Gesundheitswesen" in Königswinter. Noch bis morgen diskutieren Experten aus dem Gesundheitswesen über die Frage, wie viele und welche Patientendaten erhoben werden müssen. Rede und Antwort stehen unter anderem Joachim Jacob, Bundesbeauftragter für den Datenschutz, Herbert Rebscher, Vorstandsvorsitzender der Ersatzkassenverbände und Edwin Smigielski, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Gesundheit.
Grundsätzlich stehe die KBV zur bundesweiten Einführung von DMP (Disease-Management-Programmen) nach einheitlichen, qualitätsorientierten medizinischen Standards. "Dafür haben wir uns in allen Verhandlungen stark gemacht und dafür stehen wir uneingeschränkt ein", erklärte Hansen. Die Kassenärztlichen Vereinigungen betrachteten es als ihre Aufgabe, für DMP das Qualitätsmanagement mit zu übernehmen.
"Wir haben hier eine Qualitätsoffensive für die Patienten begonnen", führte er aus. "Ihnen gegenüber sind wir in der Pflicht." Leonhard Hansen: "Wir müssen sie deshalb auch davor schützen, bei den Krankenkassen zu 'gläsernen Menschen' zu mutieren." Gehe es nach dem Willen der Kassen, so habe der Versicherte keinen Einfluss darauf, welche Daten von ihm erhoben werden, sobald er einmal eine Teilnahme-Erklärung für DMP unterzeichnet habe. "Wir lehnen deshalb die Lieferung sensibler arzt- und versichertenbezogener Daten an die Krankenkassen ab", sagte Hansen. In diesem Punkt lasse sich die KBV auf keine Kompromisse ein.
"DMP lassen sich uneingeschränkt durchführen, ohne dass die Versicherten auf ihre informationelle Selbstbestimmung verzichten müssen." Die Vorstellungen der Krankenkassen, mithilfe gelieferter sensibler Daten direkt in das Behandlungsgeschehen einzugreifen, seien mit der Ärzteschaft nicht zu machen.
Weiterhin forderte der Zweite KBV-Vorsitzende, dass die Ärzte im Falle der Umsetzung von DMP nicht das finanzielle Risiko tragen dürften. "Die Wahrnehmung besonderer Managementaufgaben und eine intensivere medizinische Betreuung der Versicherten schlagen sich auch in höheren Kosten nieder."
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