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Ein neuer Süßstoff in Deutschland mit vielen Fähigkeiten
Neohesperidin Dihydrochalkon
Der Süßstoff Neohesperidin Dihydrochalkon bietet die Möglichkeiten, kalorienreduzierte Produkte im Geschmack zu verbessern und Süßstoffeinsatz zu vermindern
Der aus den Schalen von Bitterorangen hergestellte Süßstoff Neohesperidin Dihydrochalkon (NHDC) bietet deutliche Vorteile gegenüber anderen Süßstoffen, berichtete Sven-David Müller, Sprecher des Deutschen Instituts für Ernährungsmedizin und Diätetik (D.I.E.T.) in Bad Aachen, aus Anlass des Symposiums "Neohesperidin Dihydrochalkon ? Ein besonderer Süßstoff aus Bitterorangen" am vergangenen Freitag in München.
Neohesperidin Dihydrochalkon ist etwa 1.500-mal süßer als Haushaltszucker. Da er die Süße anderer Süßungsmittel synergistisch erhöht, hilft NHDC, die Gesamteinsatzmenge von Süßstoffen zu reduzieren. Durch seine geschmackskorrigierenden Eigenschaften kann er zudem kalorienreduzierte Produkte geschmacklich verbessern, hebt die Ernährungswissenschaftlerin Katrin Raschke des Instituts hervor.
Neohesperidin Dihydrochalkon ist einer der sechs für den Einsatz in Lebensmitteln zugelassenen Süßungsmittel. Neben Thaumatin ist er der einzige Süßstoff natürlichen Ursprungs: Grundstoff der Herstellung ist der sekundäre Pflanzenstoff Neohesperidin aus Bitterorangen. In niedrigen Konzentrationen ist NHDC 1.500- bis 1.800-mal süßer als Haushaltszucker. Seine Süße setzt leicht verzögert ein und dauert lange an, weswegen er häufig in Kombination mit anderen Süßungsmitteln eingesetzt wird. Neohesperidin DC erhöht deren Süßkraft in synergistischer Weise, so dass die Gesamteinsatzmenge von Süßstoffen verringert werden kann. Das ist gut für die Gesundheit und senkt den Preis der Produkte.
Zudem verbessert Neohesperidin die Qualität der Süße und kann bittere und salzige Geschmäcker maskieren. Zudem hebt es fruchtige und blumige Noten hervor. Besonders interessant sind seine geschmacksverbessernden Eigenschaften. Neohesperidin DC verleiht fettreduzierten Speisen ein deutlich cremigeres Mundgefühl, sie schmecken nicht so "trocken" und sind für den Verbraucher schmackhafter. Damit ist Neohesperidin DC ein optimaler Süßstoff für kalorien- und fettreduzierte Produkte. Seine hohe Stabilität macht ihn für den industriellen Einsatz in einer breiten Produktpalette geeignet. Während es in den USA den GRAS-Status (generally recognized as safe) besitzt, ist für Neohesperidin DC in der EU der ADI-Wert (Acceptable Daily Intake) von 5 mg/kg Körpergewicht festgelegt.
Der Austausch von Haushaltszucker gegen kalorienfreie oder ?arme Süßstoffe ist vor allem in den Produkten sinnvoll, in denen große Mengen eingesetzt werden. Dazu gehören beispielsweise Limonaden, Colagetränke oder Tee. Durch Neohesperidin DC können Lebensmittel ? beispielsweise Kaugummi oder Bonbons ? einen Geschmack erhalten, der fast "zuckersüß" ist.
Im Rahmen des Symposiums wies die ernährungsmedizinische Leiterin des Institutes, Frau Privatdozentin Dr. med. Christine Metzner darauf hin, dass Süßstoffe keinen Einsatz als Masthilfsmittel finden. In der Mastphase dürfen Süßstoffe überhaupt nicht verfüttert werden, so Metzner weiter. Es gäbe verschiedene aktuelle Studien, die zeigen, dass Süßstoffe keinen Einfluss auf die Hunger-Sättigungs-Regulation nehmen. Süßstoffe steigern weder den Appetit, noch machen sie dick. Daher seien sie probate Mittel in der Prophylaxe und Therapie von Übergewicht, wenn sie im Austausch zu Haushaltszucker eingesetzt würden. So ermöglichen sie die Einsparung von 4 Kilokalorien pro Gramm Zucker ohne Verzicht auf den Süßgeschmack. Süßstoffe haben einen berechtigten Platz in der Ernährungsmedizin, betont Metzner abschließend.