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Disease Management Programme keine Spielwiese für falsch verstandenen Wettbewerb
Ministerin muss die Ärzte in die Pflicht nehmen
Mit großer Genugtuung sehen die Verwaltungsratsvorsitzenden des IKK-Bundesverbandes, Uwe Conrad und Wilfried Schleef, dass der Versuch, Disease Management Programme (DMP) als Spielwiese für Wettbewerb zu missbrauchen, sich immer mehr als Irrweg entpuppt.
Nahezu alle Beteiligten würden nun auf die Linie des IKK-Bundesverbandes einschwenken und erkennen, dass strukturierte Behandlungsprogramme einheitlich sein müssten. In diesem Zusammenhang gelte es zu betonen, dass auch die Vergütung innerhalb dieser Programme einheitlich zu regeln sei. "Es kann nur eine Form der Versorgung geben, wenn diese dem wissenschaftlichen Standard entsprechen soll," betont Uwe Conrad, der Versichertenvertreter.
Unterschiede in der Versorgung könnten den Versicherten auch nicht erklärt werden, eine starke Verunsicherung wäre die Folge. Zudem sei eine unterschiedliche Ausgestaltung das Ende eines der wesentlichen Grundelemente der GKV: der Gleichheit des Leistungskataloges.
Wettbewerb sei wichtig und richtig, doch nur die Zusatzleistungen dürften sich unterscheiden. "Das Programm der einen Kasse wird durch Broschüren ergänzt, das Programm der anderen durch eine telephonische Beratungshotline, wie unser IKKmed (Tel: 01802 - 455633). Doch die Untersuchungen und die medizinische Versorgung werden bundesweit einheitlich sein müssen," erläuterte Wilfried Schleef für die Arbeitgeberseite des Verwaltungsrates.
Unverständnis zeigen die beiden Verwaltungsratsvorsitzenden hinsichtlich der Blockadehaltung der KVen bezüglich der Datenlieferung. "Es ist hochproblematisch, wenn maßgebliche Teile der Ärzteschaft nicht bereit sind, ihrer Pflicht zur eindeutig definierten Lieferung von Behandlungsdaten nachzukommen," so Conrad. Ein solches Vorgehen sei deshalb inakzeptabel, weil diese Informationen benötigt würden, um die Wirksamkeit der Programme und deren qualitative Weiterentwicklung zu ermöglichen.
Im übrigen habe der Gesetzgeber eindeutig festgelegt, dass die Ärzteschaft den Kassen versichertenbezogene Behandlungsdaten zuleiten müsse. Sollte sich die KBV nicht kurzfristig zur gesetzeskonformen Datenlieferung bereit erklären, fordern Conrad und Schleef das unverzügliche Eingreifen der Ministerin.
Mit Skepsis betrachten die Verwaltungsratsvorsitzenden überdies den Versuch der Ärzteschaft, die Disease Management Programme zu einer deutlichen Erhöhung des Honorars zu nutzen. Es sei unerklärlich, worauf die Kassenärztlichen Vereinigungen ihre zum Teil horrenden Forderungen zurückführten, denn auch bisher seien chronisch kranke Menschen in Deutschland behandelt worden und dies sicherlich auch nicht zum Nulltarif.
Das einzige was sich nun ändere, sei die Qualität der Versorgung. "Nur weil chronisch Kranke nun endlich vernünftig versorgt werden, müssen die Ärzte nicht mehr Geld bekommen. Wir erwarten ausschließlich das, was eigentlich schon lange gelten müsste, eine einheitliche Versorgung überall in Deutschland nach anerkannten wissenschaftlichen Ergebnissen," so Conrad. Wenn überhaupt eine Veränderung oder gar Anhebung der Honorierung in Betracht gezogen werden könne, dann nur eine erfolgsabhängige Honorierung, wie es der IKK-Bundesverband mit dem Modell der ergebnisorientierten Vergütung schon vorgeschlagen habe.
Für Conrad und Schleef steht zudem fest, dass die Einschreibkriterien für die Programme transparent und manipulationssicher sein müssen. Es dürfe nicht sein, dass Kassen Versicherte zu den Programmen zuließen, die nicht in die Rubrik der chronisch Kranken fielen, nur um verstärkt am Risikostrukturausgleich partizipieren zu können. Die Verwaltungsratsvorsitzenden des IKK-Bundesverbandes fordern deshalb den Koordinierungsausschuss auf, die Kriterien sehr aufmerksam zu beraten.
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