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"Rückenwind für Diabetiker"
Schmidbauer: Große Fortschritte bei Versorgung der chronisch Kranken
Der Gesundheitspolitiker Horst Schmidbauer (SPD) hat eine positive Bilanz der Diabetesversorgung in Deutschland gezogen. Vor allem aus der Politik sei dem Thema in den vergangenen Jahren durch den von ihm initiierten "Nationalen Aktionsplan Diabetes" deutlich mehr Beachtung geschenkt worden, sagte der Bundestagsabgeordnete auf einer Veranstaltung des Deutschen Diabetiker Bundes, bei der DiabSite zugegen war.
Unter der rot-grünen Bundesregierung sei die Behandlung der Volkskrankheit Diabetes mellitus auf der Prioritätenliste nach oben gerutscht, so Schmidbauer. Als Beispiel führte er die offizielle Festsetzung des Diabetes als eines von fünf deutschen Gesundheitszielen an. Außerdem habe sich der Bundestag, erstmals darauf verpflichtet, konkrete Maßnahmen im Kampf gegen die Krankheit, wie sie schon in der St. Vincent Deklaration von 1989 festgehalten wurden, durchzusetzen. Dazu gehören unter anderem die Verringerung der Zahl neuer Erblindungen durch Diabetes um mindestens ein Drittel und die Verringerung der Zahl von Diabetes bedingten Amputationen um mindestens die Hälfte. Im Zusammenhang mit den erreichten Fortschritten sprach Schmidbauer von einem "Rückenwind für alle Diabetiker".
Druck auf die Krankenkassen
In seinem Vortrag vor etwa 30 Gästen des DDB Landesverbandes Berlin lobte Schmidbauer besonders das von der Regierung verabschiedete Podologengesetz, welches dazu geführt habe, dass Krankenkassen die Kosten für die medizinische Fußpflege bei Diabetikern wieder übernehmen. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass die Kassen ihre Ausgaben für Vorbeugung und Aufklärungskampagnen unter dem Druck der Bundesregierung um zehn Prozent gesteigert hätten. Trotzdem musste Schmidbauer einräumen, dass Deutschland "in Sachen Prävention immer noch ein Entwicklungsland" sei.
Auch im Bereich der Selbsthilfe ist nach Ansicht Schmidbauers eine Menge erreicht worden. So habe Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) durchgesetzt, dass die Krankenkassen 50 Cent pro Versicherten zur Unterstützung von Selbsthilfegruppen bereitstellen müssen. Untersuchungen hätten aber ergeben, dass nicht einmal ein Drittel des Betrages tatsächlich bei den Empfängern lande. Deshalb werde daran gedacht, sogenannte Fördertöpfe einzurichten, die zu gleichen Teilen von den Kassen und den Betroffenen selbst verwaltet werden. Vordringliches Anliegen sei es, so Schmidbauer, die Selbsthilfegruppen finanziell unabhängig zu machen von möglichen Einflussnahmen seitens der Pharmaindustrie.
Zu den Vorwürfen des DDB Berlin, nach Deutschland importierte Insulinpräparate seien als qualitativ bedenklich einzustufen, nahm Schmidbauer nur am Rande Stellung. Grundsätzlich sei davon auszugehen, dass sogenannte Reimport-Medikamente eine gültige Zulassung für den Vertrieb in Europa vorweisen und deshalb bedenkenlos verabreicht werden könnten, sagte der SPD-Politiker. Sollte ein begründeter Verdacht bestehen, dass die Mittel nicht den geforderten Qualitätsstandards genügten, müssten die Verbraucher ihren Apotheker und dieser wiederum die zuständigen Behörden benachrichtigen. Mitglieder des DDB Berlin hatten darauf hingewiesen, dass einige reimportierte Insuline oftmals schlechter wirkten als die Originalpräparate. Mitunter seien sogar die Verfallsdaten dieser deutlich preiswerteren Medikamente nachträglich verändert worden. Außerdem gebe es bislang keine Untersuchung, die belege, dass die reimportierten Mittel den Originalen qualitativ tatsächlich ebenbürtig seien.