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Frühzeitige Behandlung hilft Kosten zu senken
DDFI: Politiker sind gefordert
Computerprogramm könnte Wirtschaftlichkeit prüfen
Der frühzeitigen Erkennung und Behandlung des Diabetes muss nach Ansicht des Deutschen Diabetes Forschungsinstituts (DDFI) mehr Gewicht in der Gesundheitspolitik eingeräumt werden. Viele Entscheidungsträger beachteten noch immer nicht, dass "der Diabetes in Deutschland inzwischen zur teuersten Volkskrankheit geworden ist", sagte Prof. Dr. Hans Hauner vom DDFI auf einer Pressekonferenz in Frankfurt/Main.
Für die rund fünf Millionen erfassten Diabetiker würden zehn bis 15 Prozent des gesamten Gesundheitsbudgets ausgegeben. Der Hauptanteil entfalle dabei auf die Behandlung von Spätkomplikationen wie Nierenversagen, Amputation, Erblindung, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Durch eine frühzeitig einsetzende Therapie ließen sich diese kostenintensiven Folgen deutlich reduzieren oder zumindest verzögern, so Hauner. Wichtig sei vor allem, dass die ohnehin knapp bemessenen finanziellen Mittel dort "eingesetzt werden, wo sie die größtmögliche Wirkung entfalten", mahnte Hauner.
In diesem Zusammenhang empfahl der DDFI-Experte das sogenannte Diabetes Mellitus Modell (DMM), ein Computerprogramm, das helfen soll, die Auswirkungen verschiedener Diabetes-Therapien schon vor ihrem Einsatz überprüfbar zu machen. Entwickelt wurde das Programm als Gemeinschaftsprojekt von dem Pharmaunternehmen Aventis und dem Forschungsinstitut IMOR.
Nach Angaben der Hersteller lässt sich DMM auf jedem Computer installieren. Das Programm ist gefüttert mit den Ergebnissen der wichtigsten Langzeitbeobachtungs- und Therapiestudien, die bisher im Bereich der Diabetologie durchgeführt wurden. Auf der Grundlage dieser Daten können Ärzte, Unternehmen und - wie die Entwickler fordern - auch Politiker den Verlauf einer Diabeteserkrankung über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren simulieren. Damit werden Schlussfolgerungen möglich, die von vornherein entscheiden helfen, welche Therapie in wirtschaftlicher Hinsicht sinnvoll ist und welche weniger.
Zwar könnten Programme wie das DMM klinische Studien nicht ersetzen. Sie seien aber durchaus nützliche Hilfsmittel, so Dr. Eduard Huppertz von Aventis. Das Modell eigne sich hervorragend, um die Wirtschaftlichkeit von bestimmten Behandlungsmöglichkeiten besser abschätzen zu können und sei damit letztlich eine Möglichkeit, das Versorgungsangebot für Diabetiker in Deutschland besser zu steuern.