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Nanokapseln statt Insulinspritze
Winzig kleine Löcher für Hormonaustritt und Antikörperabwehr
Bioingenieure der University of Illinois haben eine Nanokapsel entwickelt, die in der Diabetes-Behandlung eingesetzt werden soll. Der Forscherin Teja Desai ist es im Versuch bereits gelungen, zuckerkranke Ratten mittels der Methode zu heilen. Bei erfolgreicher Anwendung der Insulinsekretions-Vorrichtung könnten erstmals mikroelektromechanische Systeme (MEMS) in medizintherapeutischen Bereichen Einzug finden.
Bei dem Einsatz von MEMS in der Medizin handelt es sich um äußerst kleine Vorrichtungen unter Verwendung von Mikrochips. MEMS wurden bereits für Bluttests genutzt und gehören auch in der Genomforschung zur täglichen Praxis. In der medizinischen Therapie wären bioMEMS allerdings eine Neuigkeit. "Das Problem stellte bisher die Biokompatibilität dar. Menschen und Tiere erkennen fremde Objekte im Blutstrom. Antikörper wehren Fremdkörper ab, erklärte Mauro Ferrari vom Biomedical Engineering Center der Ohio State University.
Desai entwickelte Kapseln mit winzig kleinen Öffnungen an der Oberfläche. Die Öffnungen besitzen lediglich einen Durchmesser von sieben Nanometern. Sie sind groß genug, um Insulin austreten zu lassen, aber klein genug, um Antikörper am Eintritt zu hindern. "Die Insulin sekretierenden Zellen innerhalb der Kapsel müssen allerdings am Leben erhalten werden. Eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff muss garantiert sein", so die Bioingenieurin. Eine besondere Herausforderung stellt laut Desai die Größe der Nanoporen dar. "Sind die Poren zu klein, unterbleibt eine Nährstoffversorgung mit Zucker und Sauerstoff. Sind die Poren zu groß, töten die Antikörper die Insulinzellen", erklärt Desai. Die Kapseln zirkulieren permanent im Blutstrom.
Mit einer Therapie für den Menschen ist allerdings erst in einigen Jahren zu rechnen. Im nächsten Schritt sollen Langzeitstudien an Kleintieren folgen, in weiteren Tests an Schimpansen. Die Forscher können sich auch den Einsatz der Nanokapseln bei der Behandlung von Parkinson oder Blutern vorstellen. "Die Methode eignet sich für jede Erkrankung, bei der eine Sekretion von Hormonen aus Zellen erfolgt", resümiert Desai. Die Forscherin befindet sich bereits in Besitz eines Patents für die dahinterstehende Technologie.
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von pressetext.deutschland.