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Disease Management
Ersatzkassen stellen Qualitätskonzept vor
"Disease Management-Programme (DMP) werden die medizinische Versorgung chronisch Kranker deutlich verbessern". Diese Erwartung formulierte Herbert Rebscher, Vorstandsvorsitzender der Ersatzkassenverbände VdAK/AEV, in einem Pressegespräch zur Einführung von Disease Management-Programmen (DMP) bei den Ersatzkassen am 17. Oktober in Berlin.
Gleichzeitig forderte er, hohe Maßstäbe hinsichtlich Qualität, Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit der DMP anzulegen. Dazu gehörten z. B. der Einsatz medizinischer Leitlinien, die Patienteneinbindung und eine überprüfbare Dokumentation. "Alle, die Disease Management zum Erfolg führen wollen, müssen an einer hohen Qualität interessiert sein", so Rebscher.
Zu vermeiden gelte es, dass Kassen wegen der Anbindung der DMP an den Risikostrukturausgleich (RSA) sog. "quick and dirty-Programme" auflegen, um möglichst viel Geld aus dem RSA zu bekommen. DMP würde damit das Ziel verfehlen, die Versorgung der chronisch kranken Menschen zu verbessern.
In der geplanten Reform des RSA ist die Förderung der DMP zur Verbesserung der Versorgung chronisch Kranker wesentlicher Bestandteil. Krankenkassen sollen demnach für bestimmte noch zu definierende Krankheitsbilder (wie z. B. Diabetes) spezielle DMP entwickeln, in die sich chronisch Kranke einschreiben können. Um eine Benachteiligung der Kassen, die sich besonders für die Versorgung chronisch Kranker einsetzen, zu vermeiden, sollen die Ausgaben für in DMP eingeschriebene Versicherte im RSA berücksichtigt werden.
Qualitätsstrategien der Ersatzkassen
Als Unterstützung für die Entwicklung eigener DMP haben die Ersatzkassen ein Gutachten bei Prof. Lauterbach, Universität Köln, in Auftrag gegeben, welches die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen zur Implementierung von DMP wissenschaftlich untersucht. Auf Grundlage des Gutachtens stellen die Ersatzkassen drei zentrale Forderungen an den Gesetzgeber:
- DMP müssen darauf abzielen, gleichzeitig Über-, Unter- und Fehlversorgung abzubauen. Defizite der Regelversorgung würden sonst nicht beseitigt, die Versorgung würde teurer und das Ziel der Versorgungsoptimierung verfehlt. Hierzu sollte die wichtigsten Versorgungsziele einheitlich und gemeinsam von den Spitzenverbänden der gesetzlichen Krankenkassen definiert werden.
- Die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen sollten gemeinsam Standards zur Erreichung der Versorgungsziele festlegen. Dazu sollten drei bis vier evidenzbasierte Leitlinien pro Krankheit verbindlich ausgewählt werden.
- Auf der Grundlage der ausgewählten Leitlinien sollten für jede Krankheit bestimmte Versorgungsparameter und Zielwerte festgelegt werden (z. B. Laborwerte, Blutdruckwerte etc.), die es ermöglichen, die Prozess- und Ergebnisqualität der DMP zu dokumentieren und zu messen, um damit ein Benchmarking für DMP zu ermöglichen.
Rebscher betonte, die Ersatzkassen hätten bereits in der Vergangenheit zahlreiche Programme zur Verbesserung der Versorgung chronisch Kranker durchgeführt. Momentan würden zudem Vorbereitungen für die Umsetzung weiterer Programme ab 2002 getroffen. Dabei werden sich die Ersatzkassen auf die sieben Krankheitsbilder konzentrieren, die vom Sachverständigenrat als disease-managementfähig bezeichnet wurden. Dies sind Diabetes, Hypertonie, Koronare Herzkrankheit, Brustkrebs, Schlaganfall, Herzinsuffizienz und Asthma.
Darüber hinaus führen die Ersatzkassen derzeit eine Versichertenbefragung durch. Dabei sollen Schwachstellen des derzeitigen Versorgungssystems aus Patientensicht erfasst werden und die Bereitschaft der Versicherten, sich in DMP einzuschreiben, ergründet werden. Den Ersatzkassen geht es dabei vor allem darum, die Wünsche und Einstellungen der Versicherten in die Planung und Gestaltung der Disease Management-Programme einzubringen.
Rebscher erklärte, zentrale Voraussetzung für eine offensive Umsetzung von Versorgungsprogrammen für chronisch kranke Menschen sei jedoch, "dass die Politik die Fehlsubventionierung im heutigen Risikostrukturausgleich beendet und aktiv für Solidarität eintritt". "Wenn heute Geld dorthin geht, wo keine Leistungen erbracht werden, geht genau die Finanzkraft verloren, die zur besseren Versorgung benötigt wird", so Rebscher abschließend.