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Neue Erkenntnisse zum Einsatz von Olivenöl bei Diabetikern
Olivenöl hat medizinische Vorteile - und schmeckt
Livorno/Italien: Um alt zu werden, trinken die norditalienischen Ligurer ihr tägliches Gläschen kalt gepresstes Olivenöl. Darüber hinaus kommt "das Gold des Südens" im gesamten Mittelmeerraum als Geheimrezept für Vitalität und Fitness zu Pasta, Fisch oder gedünstetem Gemüse auf den Tisch. Inzwischen bestätigen Ernährungswissenschaftler und Mediziner weltweit, dass der regelmäßige Gebrauch des Öls zahlreichen Erkrankungen vorbeugen und die Lebenserwartung steigern kann. Nach neusten Erkenntnissen profitieren auch Diabetiker vom Olivenöl-Konsum.
In Deutschland ist der Verbrauch an Olivenöl verhalten. Zwar nehmen die Deutschen über 40 % der täglichen Kalorien als Fett zu sich. Doch stammt dieses nicht wie bei den Südeuropäern aus pflanzlichen sondern vorwiegend aus tierischen Quellen. "Wir essen nicht nur zuviel Fett, sondern auch noch das falsche," so die Ernährungswissenschaftlerin Professor Ursel Wahrburg auf einer Presseveranstaltung.
Diese Tatsache hat besonders für fettstoffwechselgestörte Patienten, wie Diabetiker, weitreichende Konsequenzen: Da 60-90 % aller Typ-2-Diabetiker übergewichtig sind, muss die Grundlage einer Diabetestherapie eine angepasste Ernährung sein. Demnach empfiehlt sich für Diabetiker eine Kost, die reich an Kohlenhydraten und einfach ungesättigten Fettsäuren ist, wie sie vorzugsweise in nativem Olivenöl extra vorkommt. Vor diesem Hintergrund rät Wahrburg nicht nur übergewichtigen Diabetikern zu einer ballaststoffreichen Ernährungsform, der ein "Schuss Olivenöl" nicht fehlen darf: "Das macht nicht dick, vorausgesetzt, der Anteil an tierischen Fetten wird durch Olivenöl ersetzt."
Wie stark die Ernährung mit der Entstehung bestimmter Erkrankungen zusammenhängt, erläuterte der Würzburger Ernährungsfachmann Professor Heinrich Kasper. Epidemiologische Untersuchungen, wie die mit mehr als 12.500 Versuchspersonen in den frühen 90er Jahren durchgeführte, großangelegte "Sieben-Länder-Studie", konnten belegen: Im Vergleich mit "westlichen" Ländern weist Kreta eine besonders niedrige Infarktrate auf.
In entsprechenden Untersuchungen wurde mehrfach bewiesen, dass die mediterrane Ernährung eine schützende Wirkung bei Herz-, Gefäß-, Krebs- und anderen chronischen Erkrankungen wie auch bei rheumatoiden Gelenkerkrankungen entwickelt. Wesentlich ist, dass ballaststoffreiche Kost mit viel Gemüse und Obst kombiniert wird. Zudem sollte das an Antioxidantien reiche Olivenöl eingesetzt werden, das zirka 75 % der wichtigen einfach ungesättigten Fettsäuren enthält.
Zur Gewährleistung eines fairen Handels und zum Schutz der Verbraucher hat die Europäische Kommission Bezeichnungen und Qualitätskriterien für Olivenöl festgelegt. Leider werden diese nur nicht selten unterlaufen, da seitens der Regierungen in den produzierenden Ländern keine gesetzliche Regelung festgeschrieben und folglich keine strikte Überwachung gewährleistet ist. Ein Umstand, der zu Missbrauch verleitet. Oft werden im gesamten Mittelmeerraum Billigöle eingekauft, vermischt und in Italien abgefüllt. "Ein solches Gemisch ist kein Qualitäts-Olivenöl und sollte nicht verwendet werden," so der italienische Olivenöl-Papst Luigi Veronelli.
Ob es sich nun um ein Qualitätsprodukt oder um ein Olivenölgemisch handelt, erschließt sich dem Laien oft nicht am Etikett. Wie soll da der Konsument die richtige Qualität erwischen? Dazu der Ratschlag von Veronelli: "Ein hochwertiges kaltgepresstes natives Olivenöl extra bewegt sich preislich zwischen 18,00 und 30,00b DM. Alles darunter ist Betrügerei, alles darüber ist Prestige!"
Eine Erkenntnis bleibt: Wir sollten es viel stärker einsetzen. Denn ein gutes Extra-virgine-Olivenöl verleiht der Küche nicht nur das unnachahmliche mediterrane Flair. Es entwickelt stets auch seine medizinische Wirkung. Patienten mit Herz-, Gefäß- und Krebserkrankungen profitieren ebenso wie Diabetiker.