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Weltdiabetestag 2000
KKH rät:Gesundheitsuntersuchung alle zwei Jahre nutzen
Zuckerkranke benötigen zusätzlich spezielle Vorsorge
Der Weltdiabetestag am 14. November steht unter dem Motto "Deine Gesundheit liegt in Deinen Händen". Der Diabetestag soll den Blick schärfen für die Probleme der Diabetiker, aber auch für die Chancen Betroffener, die "Herausforderung Diabetes" erfolgreich zu bewältigen.
In Deutschland leben etwa 6 Millionen Zuckerkranke. Therapeutische Maßnahmen zielen darauf ab, den erhöhten Blutzucker auf das normale Maß zu senken. Das geschieht, wie die Kaufmännische Krankenkasse - KKH schreibt, durch eine gesunde Ernährung und sportliche Aktivität, eine Behandlung mit Tabletten oder mit einer Insulintherapie.
Früherkennung ist wichtig. Symptome für Altersdiabetes können sein: eine Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens, Gewichtsverlust, auffälliger Durst, Mattigkeit. Wenn diese Symptome auftreten, sollte unbedingt ein Nüchternblutzuckerwert bestimmt werden. Die KKH rät Erwachsenen ab 35, auch ohne Beschwerden alle zwei Jahre die gesetzliche Gesundheitsuntersuchung in Anspruch zu nehmen. Dies gilt besonders dann, wenn sie Diabetiker in der Verwandtschaft haben oder übergewichtig sind.
Früherkennung lohnt - sie eröffnet frühzeitig Wege zur Therapie und ermöglicht qualifizierte Vorsorge im Hinblick auf gravierende Diabetesfolgen wie Herz-Kreislauf-Krankheiten, Erkrankungen der Augen, der Nieren sowie Durchblutungsstörungen. Eine Diabetesstudie lässt nach Angaben des Diabetes-Journals (11/2000) jährlich für Deutschland rund 58.000 neue Fußgeschwüre bei Diabetikern, 28.000 Amputationen, 6.000 Neuerblindungen, über 8.000 Dialysefälle und 27.000 Herzinfarkte sowie über 44.000 Schlaganfälle erwarten. Daher benötigen Zuckerkranke zusätzlich eine spezielle Vorsorge, die besonders auch der richtigen Einstellung von Blutzucker und Blutdruck dient.
Aktuell/Hintergrund
Höhere Behandlungsstandards sollen 'Zeitbombe Diabetes' entschärfen helfen
Einen wesentlichen Qualitätsschub bei der Behandlung von Diabeteskranken soll ein "Nationaler Aktionsplan Diabetes" ermöglichen. Die SPD-Bundestagsfraktion will Behandlungsstandards "festschreiben lassen" (so die Berliner Morgenpost), mit denen der sich immer weiter ausbreitenden Zivilisationskrankheit endlich wirksam begegnet werden kann. Der größte Teil (bis zu 80 Prozent) der Betroffenen gilt als nicht zureichend versorgt.
Zwar gibt es in Deutschland bereits Diabetes-Leitlinien für Ärzte, und es existieren auch wirksame Therapien, die eine bessere Versorgung bewirkt haben. Aber eine flächendeckende Anwendung scheiterte bislang u.a. an Honorarproblemen sowie nicht ausreichender medizinischer Weiterbildung. Eine durch Leitlinien flächendeckend optimierte Versorgung soll die Amputationsrate um die Hälfte, Erblinden und Nierenversagen um jeweils ein Drittel senken helfen, wie der SPD-Gesundheitsexperte Horst Schmidbauer betont.
Der neue Koordinierungsausschuss der Krankenkassen und Ärzte erhält die Aufgabe, bis Anfang 2001 Kriterien für eine zweckmäßige und wirtschaftliche Behandlung der Zuckerkrankheit festzulegen. Ein Gesundheits-Pass kann ein wirksames patientenorientiertes Mittel zur Dokumentation und Kommunikation sein. Im Pass werden die persönlichen Daten der Patienten, die Adressen der behandelnden Ärzte sowie Untersuchungsergebnisse über Jahre hinweg dokumentiert. Die Kaufmännische Krankenkasse - KKH stellt betroffenen Versicherten ein solches Patientenbuch zur noch wirksameren Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient zur Verfügung. Der Gesundheits-Pass Diabetes wird u.a. im Rahmen von Schulungsmaßnahmen ausgegeben.
Vor einer Verdoppelung der Zahl der Diabetes-Fälle bis 2030 wird gewarnt. Karl Lauterbach (Uni Köln), Mitglied des Sachverständigenrates im Gesundheitswesen, sieht als Gründe hierfür den steigenden Altersdurchschnitt der Bevölkerung, den zunehmenden Trend zu Übergewicht und Bewegungsarmut sowie Mängel in Prävention und Betreuung. "Diabetes ist eine Zeitbombe, wird aber von der Bevölkerung in seiner Gefahr unterschätzt", sagt Werner Scherbaum vom Deutschen Diabetes-Forschungsinstitut in Düsseldorf. Im Internet wird zurzeit ein Infodienst eingerichtet (www.diabetes-deutschland.de).