Das unabhängige Diabetes-Portal DiabSite

Home > Aktuelles > Diabetes-Nachrichten > Archive > 2000 > 001012

Über 50 Prozent der Dialysepatienten sind Diabetiker

Diabetische Nephropathie ist die häufigste Dialyseursache

Über 50 Prozent der Dialysepatienten sind Diabetiker und der Prozentsatz steigt weiter, so Sven-David Müller, Diabetesberater DDG des Deutschen Instituts für Ernährungsmedizin und Diätetik (D.I.E.T.) gestern aus Anlass einer Fortbildung in Aachen.

Die diabetische Nephropathie ist in den letzten Jahren zur häufigsten Ursache der chronischen Niereninsuffizienz avanciert, so Birgit Bahnsen, ernährungsmedizinische Beraterin des D.I.E.T. in Bad Aachen. Die Prognose bei diesen Diabetikern ist sehr schlecht, schlechter als bei manchen Patienten mit malignen Tumoren.

Trotz dieser erschreckenden Zahl ist das Problembewusstsein bei den behandelnden Ärzten für die diabetische Nephropathie gering. So werden nur bei 10 bis 15 Prozent der Diabetiker nach einer Mikroalbuminurie (Eiweiß im Urin) als frühzeitigem Indikator einer Nephropathie (diabetischen Nierenerkrankung) gefahndet. Auch stellen sich die Mehrzahl der Diabetiker erst in einem späten Stadium beim Nephrologen (Nierenspezialist) vor. Bei 80 Prozent ist die Stoffwechsellage und bei über 90 Prozent der Blutdruck unzureichend eingestellt. Nur zirka 25 Prozent der Diabetiker werden mit ACE-Hemmern (moderne Bluthochdruckmedikamente) therapiert.

Zur Erkennung einer Nierenfunktionsstörung ist die Bestimmung der Mikroalbuminurie unerlässlich, da sie mit dem Schweregrad der Niereninsuffizienz und der Arteriosklerose korreliert. Daher sollten Diabetiker auf Empfehlung des DIET mindestens zweimal jährlich ihren Urin auf Mikroalbumin überprüfen. Teststreifen dazu sind in jeder Apotheke erhältlich.

Zahlreiche Studien belegen den Erfolg einer optimierten Blutzuckereinstellung als auch einer effektiven Blutdruckeinstellung (auf Werte von 120/80 mmHg für Diabetiker) und der frühzeitigen Gabe von ACE-Hemmern für die Progression der Niereninsuffizienz und der Senkung des kardiovaskulären Risikos. Die Dialysepflicht wird um Jahre verschoben. In der HOPE-Studie konnte durch die zusätzliche Gabe von ACE-Hemmern zur internistischen Standardtherapie eine Verbesserung der vaskulären Ereignisrate, des Gesamtüberlebens und der Proteinurie erzielt werden. Dazu kam ein vermindertes Risiko für das erneute Auftreten einer Mikroalbuminurie und der Neumanifestation eines Typ-2-Diabetes. Diese Effekte waren unabhängig von der erreichten Blutdrucksenkung. Dies spricht für einen reno-gefäßprotektiven Effekt der ACE-Hemmer. Zu ähnlichen Ergebnissen kam Ravid bei einer Studie mit Typ-2-Diabetikern, in der es durch Behandlung mit ACE-Hemmern ebenfalls zu einer Verbesserung der Nierenfunktion kam.

Da bei etwa 40 Prozent der Typ-1-Diabetiker aufgrund der genetischen Disposition für eine arterielle Hypertonie mit der Entwicklung einer diabetischen Nephropathie zu rechnen ist, sollten Typ-1-Diabetiker mit einer Mikroalbuminurie sowohl intensiviert mit Insulin eingestellt als auch mit ACE-Hemmern behandelt werden, da diese die Mikroalbuminurie effektiv senken. Durch die Normalisierung der Albuminwerte kann eine Progression der diabetischen Nephropathie auf lange Sicht verhindert werden.

All dies zeigt, wie wichtig die Einhaltung der von den Fachgesellschaften geforderten Blutdruckeinstellung für Diabetiker auf Werte von 120/80 mmHg und der frühzeitige Therapieansatz von ACE-Hemmern ist.

Für Patienten, Angehörigen und Fachpersonal mit Nierenerkrankungen steht die Hotline "Niere, Dialyse und Ernährung" des Deutschen Instituts für Ernährungsmedizin und Diätetik zur Verfügung. Die Anrufer tragen lediglich die Telefonkosten, die Auskünfte der ernährungsmedizinischen Berater sind kostenlos. Die Hotline ist montags bis freitags von 9.30 bis 12.00 Uhr unter der Telefonnummerb 0241-6080831 zu erreichen.

zuletzt bearbeitet: 12.10.2000 nach oben

Unterstützer der DiabSite:

Dr. phil. Axel Hirsch

Dr. phil. Axel Hirsch

Weitere Angebote:

Spendenaufruf Ukraine

Hilfeaufruf Ukraine

Diabetes-Portal DiabSite startet Spendenaufruf für Menschen in der Ukraine.