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Diabetes: Eine Gratwanderung für Eltern und Kind

Eine Gratwanderung ist das Leben mit Diabetes für unsere Kinder und natürlich auch für uns. Es werden ständig Entscheidungen gefordert, um unsere Sprösslinge aufwachsen zu lassen wie alle anderen - Stoffwechsel gesunden - Kinder auch. Trotzdem soll aber den besonderen Anforderungen des Diabetes mellitus Rechnung getragen werden.

Eine Verantwortung wird immer übernommen. Von den Eltern, den Kindergärtnern und den Lehrern. Hier behaupte ich, dass sie bei jedem Kind groß ist und nicht besonders groß bei Kindern mit Diabetes. Wenn man die kleinen Regeln, die eben durch die Erkrankung eingehalten werden müssen, kennt - und ich meine wirklich darüber Bescheid weiß - gibt es keinen Grund, das Kind in auch nur irgendeiner Form vom Leben der anderen auszugrenzen!

Je nach Art der Therapie müssen verschiedene Regeln eingehalten werden und diese unbedingt. Bei der konventionellen Therapie müssen Essensmenge und -zeiten eingehalten werden. Aber diese Therapie kann auf den Tagesablauf abgestimmt werden. So dass Eltern, Erzieher oder Lehrer mit dem Kind mit Diabetes in den gleichen Tagesabläufen leben können wie z.B. mit den Geschwisterkindern. Es ist keine Diät mehr, die unsere Kinder essen müssen, sondern eine gesunde Ernährung, die jedem von uns, auch uns Erwachsenen, gut tut. Aufgeteilt in sieben bis acht Mahlzeiten ist das zwar schon eine Umstellung, aber Zwischenmahlzeiten können auch schnell einmal ohne großen Aufwand eingeschoben werden. Meistens werden Kinder, vor allem wenn sie noch sehr jung sind, zuerst in dieser Therapieform eingestellt. Das wäre dann meiner Ansicht nach die Zeit, um sich intensiv mit dem Diabetes zu beschäftigen und wirklich zu lernen, was man darüber wissen muss. Dazu gehört auch die Berechnung der Mahlzeiten nach Kohlehydraten (BE) und die Beobachtung der Auswirkung des Insulins in Abhängigkeit von Zeit und Bewegung.

Die intensivierte Therapie erleichtert dann das Zusammenleben noch einmal merklich. Durch mehrere Blutzuckermessungen und Insulingaben wird das Kind unabhängig von starren Essensplänen. Dadurch wird es aber weiter gefordert, denn es muss im Umgang mit den BE's und der Insulingabe schon eine recht gute Kenntnis erworben haben. Dann kann es seinen Tagesablauf wesentlich problemloser an den der Freunde, der Familie oder der Schule anpassen. Da hat das kleine Persönchen schon einmal eine riesige Leistung vollbracht, wenn es das alles ausrechnen und in Verbindung setzen kann.

Wichtig zu wissen ist meiner Ansicht nach auch, dass sich Kinder im Unterzucker im Verhalten verändern können. Abwesenheit, Konzentrationsschwäche, Wesensveränderung können genauso Zeichen einer Unterzuckerung sein wie Bauschmerzen, Zittern, Schweißausbrüche usw. Die ist schnell zu beheben mit einer Gabe von Traubenzucker, Apfelsaft oder "richtiger" Cola. Jedes Kind hat andere Anzeichen für seine persönliche Hypo. Darauf zu reagieren hilft viel mehr als zu schimpfen oder sie zu ignorieren.

Diabetes ist nicht ansteckend oder selbst verschuldet und bei Kindern in der Regel keine Erbkrankheit. Die Leistungsfähigkeit ist in keiner Weise eingeschränkt. Wenn man die Zusammenhänge kennt und dementsprechend bereit ist zu reagieren, gibt es keinen Grund für Einschränkungen. Das sollte jeder wissen, der mit Menschen mit Diabetes umgeht. Sätze wie: "Da bist du selber Schuld", oder "Ätsch, das darfst du jetzt nicht essen", oder "Da darfst du dann eben nicht mitmachen" müssen mit dem nötigen Hintergrundwissen nicht mehr fallen.

Sollte es endlich geschafft werden, dieses Wissen unter den lieben Mitmenschen zu verbreiten, besteht meiner Ansicht nach für unsere Kinder auch keinen Grund mehr den Diabetes zu verschweigen. Aussagen wie: "Du bist top, wenn keiner etwas weiß" sind dann vollkommen unnötig. Schließlich und endlich bleibt der Diabetes eine Stoffwechselerkrankung, auf die richtig reagiert werden muss, damit durch Unwissenheit und falsch verstandene Rücksichtnahme unsere Kinder keine Schäden davontragen. Und damit meine ich nicht nur die durch den Diabetes der älteren Generation bekannten Folgeschäden, sondern vorwiegend auch die seelischen Qualen, die unsere Kleinen durch Ablehnung von anderen erfahren.

Gaby

zuletzt bearbeitet: 09.09.2001 nach oben

P.S. Meine Tochter ist 9 Jahre alt und seit ihrem 10. Lebensmonat ein Kind mit Diabetes.

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