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Diabetes-Management und -Behandlung
Der Diabetes begleitet die betroffenen Kinder und Jugendlichen ihr Leben lang. Im Vergleich zum Diabetesmanagement bei Erwachsenen gilt es im Alltag mit diabetischen Kindern und Jugendlichen ganz besondere Anforderungen zu bewältigen. Dazu gehört unter anderem:
- die Gewährleistung einer normalen körperlichen und geistigen Entwicklung
- der Umgang mit der Tatsache, dass sich der Diabetes auf das Leben der gesamten Familie auswirkt. Dies trifft insbesondere zu, wenn das Kind noch zu klein für ein selbstständiges Diabetesmanagement ist
- die Organisation einer geeigneten Betreuung des diabetischen Kindes außerhalb der häuslichen Umgebung, beispielsweise in der Schule
An das Diabetes-Management bei Kindern und Jugendlichen werden in den verschiedenen Altersstufen unterschiedliche Anforderungen gestellt.
Anforderungen des Diabetes im Säuglings- und Kleinkindalter:
- Abhängigkeit von Eltern und Betreuern zur Versorgung des Diabetes
- unterschiedliche Essensmengen und Bewegungsintensitäten
- die Schwierigkeit für Betreuer, zwischen normalem Verhalten und diabetesbedingten Stimmungsschwankungen zu unterscheiden
- die durch Injektionen und Blutzuckermessen verursachten Schmerzen
- häufigere Unterzuckerungen
Anforderungen des Diabetes im Schulalter:
- die Umstellung vom Leben zu Hause auf den Schulalltag zu meistern
- Beziehungen mit anderen Kindern aufzubauen
- zu lernen, den Diabetes selbstständig zu versorgen
- ihr Diabetesmanagement an die Gegebenheiten in der Schule anzupassen
Anforderungen des Diabetes im Jugendalter:
- eine aufgrund der Pubertät verringerte Insulinempfindlichkeit
- schnelle Verhaltensänderungen
- erhöhtes Risiko für Depressionen, Angststörungen und ein geringes Selbstwertgefühl
- Wechsel vom Kinderarzt/Kinderdiabetologen zu einem Arzt für Erwachsene
Nach Swift, P.: ISPAD Clinical Practice Consensus Guidelines 2006-2007. Pediatric Diabetes, (2007) H8, S. 103-109.
Ziel der Diabetesversorgung bei Kindern ist es, die Krankheit so gut wie möglich unter Kontrolle zu haben, um so das Risiko von Spätkomplikationen zu reduzieren und gleichzeitig eine normale körperliche und geistige Entwicklung zu gewährleisten. Hierzu sollten Unter- und Überzuckerungen durch Erreichen einer normnahen Stoffwechsellage möglichst vermieden werden.
Alle Kinder mit Typ-1-Diabetes müssen Insulin zuführen. Dies kann durch täglich dreimalige oder häufigere Injektionen oder mit Hilfe einer Insulinpumpe geschehen, die wie eine Art Infusion kontinuierlich Insulin unter die Haut (subkutan) abgibt. Kinder mit Typ-2-Diabetes können mit Tabletten (zum Beispiel Metformin) oder Insulin behandelt werden. Häufig erhalten sie beides (Es liegen nur wenige Erkenntnisse über die besten Behandlungsmethoden für Kinder mit Typ-2-Diabetes vor, aber es Hinweise gibt darauf, dass mehr Kinder Insulin benötigen als dies bei Erwachsenen der Fall ist.). Darüber hinaus ist es wichtig, dass sich die Kinder - gleichgültig, ob sie einen Typ-1- oder einen Typ-2-Diabetes haben - gesund ernähren, ausreichend bewegen und ihren Blutzucker regelmäßig messen.
Bewegung ist für Kinder mit Diabetes in jedem Fall wichtig. Sie verbessert die allgemeine Fitness und Kraft, fördert die Ausdauer und senkt den Blutdruck und die Blutfettwerte. Körperliche Aktivität verbessert außerdem die Insulinempfindlichkeit und senkt den Blutzuckerspiegel. Besonders bei Kindern mit Typ-2-Diabetes kann ein gesundes Maß an Bewegung dazu beitragen, Körperfett zu reduzieren und Muskelmasse aufzubauen, und somit für eine verbesserte Insulinempfindlichkeit sorgen.
Es gibt keine Behandlungsstrategie, die für alle Kinder geeignet ist: Blutzuckerzielwerte, die Häufigkeit des Blutzuckermessens, die Art, Dosis und Häufigkeit der Insulinzufuhr, die Einnahme von Tabletten oder auch die Ernährung können sich von Kind zu Kind unterscheiden.
Die richtige Diabetesschulung ist der entscheidende Faktor, wenn es darum geht, Komplikationen zu vermeiden und Leben zu retten. Damit Kinder ihren Blutzucker selbstständig kontrollieren und ihre Familien und Erzieher alle erforderlichen Informationen zur Verfügung haben, müssen ihnen altersspezifische Empfehlungen zugänglich gemacht werden. Zweifellos sind die Anforderungen, denen sich die Kinder stellen müssen, ganz erheblich. Dennoch ist es auch für Kinder möglich, ihren Blutzucker im Griff zu haben und ein erfülltes, gesundes und glückliches Leben zu führen. Alle Kinder mit Diabetes sollten ein Recht auf Schulung und medizinische Betreuung haben, um ihnen die optimale Versorgung ihres Diabetes zu ermöglichen. Im Idealfall sollten die mit der Versorgung des Diabetes betreuten Fachleute eng mit Eltern, Lehrern, Betreuern, der gesamten Familie und dem Kind selbst zusammenarbeiten. Gemeinsam spielen sie eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung des Kindes oder Jugendlichen auf eine Zukunft ohne Diabeteskomplikationen.
Die Diabetesschulung muss individuell ausgestaltet und dem Alter, dem Diabetesstadium, der persönlichen Reife und dem Lebensstil gerecht werden. Darüber hinaus sollten auch kulturelle Eigenheiten berücksichtigt werden, und die Geschwindigkeit, in der vorgegangen wird, sollte sich nach den individuellen Bedürfnissen der Teilnehmer richten.
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; zuletzt bearbeitet: 17.10.2008
Bildquellen: Stock.XCHNG,
Privat und Bayer Vital GmbH
Bildunterschriften: Kind, Puppe und mehrere Kinder
Die Broschüre wurde im Auftrag des Diabetes-Portals DiabSite von Martina Koppelwieser übersetzt. Die Urheberrechte liegen bei den Autoren und Fotografen.