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Warum Diabetiker Selbsthilfegruppen brauchen

Cornelia Hagemann-Rohweder für das Diabetes-Portal DiabSite

Cornelia Hagemann-Rohweder
Cornelia Hagemann-Rohweder

Cornelia Hagemann-Rohweder ist seit über 20 Jahren Diabetikerin und aktives Mitglied im Deutschen Diabetiker Bund Landesverband Hamburg e. V. Seither macht sie sich auch in der Öffentlichkeit für Menschen mit Diabetes stark. Viele Jahre hat sie darüber hinaus in einer Krankenkasse die Versicherten mit Diabetes mellitus erfolgreich betreut. Dass Diabetiker selbstverantwortlich und selbstbestimmt mit ihrem Diabetes leben können, liegt Frau Hagemann-Rohweder besonders am Herzen. Gerne hilft sie bei praktischen Problemen mit dem Diabetes im Alltag, hält Vorträge zum Thema und beantwortet kompetent Fragen von Journalisten und allen, die sich mit ihren Sorgen an die engagierte Diabetikerin wenden.

Nach dem Motto "Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott" entstanden Selbsthilfegruppen für Menschen mit Diabetes in einer Zeit, in der es wenige Behandlungsmöglichkeiten für Diabetiker gab. Die Therapie wurde vom behandelnden Arzt bestimmt. Aus Erzählungen Betroffener weiß ich, dass Diabetiker untereinander Erfahrungen austauschten, bei denen es zum Teil um Ernährungsfragen aber auch um Veränderungen der Insulintherapie ging.

Vieles ist für Diabetiker einfacher geworden

Die letzten 30 Jahre haben die Behandlung insulinpflichtiger Diabetiker revolutionär verändert. Durch die Entwicklung der Blutzuckermessgeräte zur Selbstkontrolle für Diabetiker, veränderten sich auch die Insulintherapien. In Schulungen wurde den Betroffenen die Selbststeuerung der täglichen Behandlung vermittelt. Die Einführung Diabetologischer Schwerpunktpraxen, in denen Fachärzte die Betreuung der Diabetiker übernahmen, führte zu einer wesentlich verbesserten Versorgung und damit auch zu einer deutlichen Verringerung von Folgeerkrankungen.

Hilfsmittel für die Blutzuckereinstellung sind eine Selbstverständlichkeit. Die Krankenkassen bezahlen bislang die meisten Verordnungen ohne Probleme. Durch die neuen Medien können sich Diabetiker umfassend informieren, egal, ob es sich um Diabetes mellitus oder Kochrezepte mit BE-Angaben handelt. In sozialen Netzwerken wird sich über fast alles ausgetauscht.

Trotzdem brauchen wir Diabetiker Selbsthilfe

Der persönliche Erfahrungsaustausch ist allerdings in den letzten Jahren rückläufig. Meine Erfahrung und die vieler Aktiver ist jedoch, dass sich der Nutzen des regelmäßigen Zusammensitzens durch nichts ersetzen lässt. Es geht hier nicht um "Vereinsmeierei", sondern um einen Erfahrungsaustausch im realen Leben, der hilft, auch langfristig gut mit dem eigenen Diabetes zu Recht zu kommen.

Erwähnt habe ich das bislang meist problemlose Verordnen von Hilfsmitteln und neuen Insulinen. Jedoch zeichnet sich bei einigen Kostenträgern leider die Tendenz ab, sinnvolle Hilfsmittel nicht mehr zu bewilligen, so zum Beispiel Folgeverordnungen für Insulinpumpen bei Kindern und Erwachsenen. Blutzuckerteststreifen werden reglementiert, schnell wirkende Insuline dürfen nur noch mit besonderer Begründung verordnet werden.

Eine starke Lobby für die Diabetiker-Versorgung

Krankenkassen wollen Kosten vermeiden. Im Zuge der zu erwartenden Altersentwicklung unserer Gesellschaft werden die Kosten im Gesundheitswesen zwangsläufig steigen. Somit ist eine Einschränkung der Ausgaben für chronisch Kranke, Diabetiker inbegriffen, absehbar. Wenn meine Befürchtungen eintreten, haben wir Diabetiker ein Problem. Wer hilft uns dann?

Deshalb habe ich mich für eine aktive Mitarbeit beim Deutschen Diabetiker Bund (DDB) entschieden. Der DDB ist die bislang größte Selbsthilfevertretung für Diabetiker in Deutschland - leider mit abnehmender Mitgliederzahl.

Doch gerade jetzt benötigen wir mehr Diabetiker, die sich in einer Selbsthilfegruppe organisieren. Damit die gute Zusammenarbeit zwischen Ärzten, politischen Gremien und organisierten Diabetikern noch effektiver fortgeführt werden kann. Auch wenn wir heute schon Einschränkungen zum Beispiel in der Verordnung von Teststreifen und Tabletten für Typ-2-Diabetiker haben, ist die Versorgung von Diabetikern in Deutschland bislang noch recht gut. Alle Diabetiker sollten dafür eintreten, dass es so bleibt.

Wir können uns selbst helfen, indem wir unsere Erfahrungen weitergeben und uns gegenseitig immer wieder zu einem aktiven Umgang mit dem Diabetes motivieren.

Cornelia Hagemann-Rohweder

Quellen

Text- und Bildquelle: Cornelia Hagemann-Rohweder

Wir danken Frau Hagemann-Rohweder für ihren interessanten Beitrag!

zuletzt bearbeitet: 29.03.2013 nach oben

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