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Diabetes Herbsttagung 2016 in Nürnberg

Arbeitswelt und Migration

Typ-2-Diabetes vorbeugen und Arbeitskraft bei Erkrankten erhalten

Etwa 5,6 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland sind laut des Bundesarbeitsministeriums im Schichtdienst tätig. Schichtarbeit erhöht das Risiko für Typ-2-Diabetes, wie mehrere Beobachtungsstudien zeigen. Durch Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus kann es zu Störungen im Glukosestoffwechsel kommen. Aufgrund der demografischen Entwicklung und der Zunahme von Erkrankungen an Typ-2-Diabetes hierzulande müssen neben Präventionsmaßnahmen auch Perspektiven entwickelt werden, wie Menschen trotz chronischer Erkrankung weiterhin und bei guter Lebensqualität am Berufsleben teilnehmen können. Außerdem ist ein Anstieg von Arbeitskräften aus anderen Kulturkreisen mit einer noch höheren Diabetesprävalenz zu erwarten. Die Arbeitsgemeinschaft "Diabetes und Migranten" der DDG kommt in ihren jüngsten Recherchen zu dem Ergebnis, dass die Zusammenhänge "Diabetes - Arbeitswelt - Migration" in Deutschland wissenschaftlich noch nicht systematisch aufgegriffen wurden und es einer Ausarbeitung von entsprechenden Lösungsvorschlägen und Behandlungskonzepten bedarf.

Bei Schichtarbeit kann es im Vergleich zu normalen Arbeitszeiten sowohl beim Menschen als auch im Mausmodell durch die Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus zu Störungen im Glukosestoffwechsel kommen. Eine Metaanalyse der Huazhong University of Science and Technology im chinesischen Wuhan fasste die Ergebnisse von 12 internationalen Beobachtungsstudien mit mehr als 226.000 Teilnehmern zusammen - knapp 15.000 hatten Diabetes mellitus. Bei Männern stieg das Diabetesrisiko durch Schichtarbeit um bis zu 37 Prozent. Laut der Metaanalyse ergab sich das höchste Risiko bei rotierenden Schichtmodellen, in denen die Arbeitnehmer häufig zwischen Früh-, Spät- und Nachschicht wechselten. Diese hatte ein um 42 Prozent erhöhtes Diabetesrisiko. Forscher der Harvard School of Public Health verglichen in einer Studie Krankenschwestern, die jahrzehntelang in Wechselschichten tätig waren, mit nur tagsüber arbeitenden Schwestern. Erstere wiesen ein um 20 Prozent erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes auf. Nach knapp 20 Jahren stieg das Risiko um 40 Prozent und nach mehr als 20 Jahren sogar um 58 Prozent an.

"Wer im Schichtdienst arbeitet, muss auch zwangsläufig seine Mahlzeiten den Schichten anpassen", sagt Faize Berger, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft "Diabetes und Migranten" der DDG. "Ständiges Verschieben von Essenszeiten wurde bereits in anderen Studien mit einem Anstieg von postprandialen Glukosewerten, Insulinspiegel und Body-Mass-Index  (BMI) in Zusammenhang gebracht." Neben einer durch Ursachen wie Schichtdienst und verändertem Lebensstil bedingten Zunahme an Diabeteserkrankungen wird es künftig auch mehr Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund geben, die aus Kulturkreisen mit genetisch höherer Veranlagung für Diabetes stammen. "Wir müssen schon jetzt erforschen, welche Rolle der Migrationshintergrund in der Arbeitswelt spielt und wo die Prävention praktisch ansetzen kann", erläutert Katrin Boege vom Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG). Diese Aspekte diskutiert die AG in ihrem Symposium im Rahmen der 10. Herbsttagung der DDG am Samstag, den 12. November 2016, im NCC NürnbergConvention Center in Nürnberg.

Das Tagungsprogramm zur Diabetes Herbsttagung ist im Internet unter www.herbsttagung-ddg.de abrufbar. Interessierte können sich dort direkt online anmelden.

Quellen

  • Kleine Anfrage der Abgeordneten Jutta Krellmann u. a. und der Fraktion DIE LINKE betreffend Arbeitszeiten in Deutschland", BT-Drs. 18/9257

  • Antwort der Bundesregierung zur kleinen Anfrage der Fraktion DIE LINKE PDF im Bundestag zu "Arbeitszeiten in Deutschland" vom 26.08.2016

  • Gan Y, et al:Occup Environ Med (online) 16. Juli 2014; Shift work and diabetes mellitus a meta-analysis of observational studies; Pan, A. PLoS Medicine 2011; 8(12): e1001141.

  • Pan A, Schernhammer ES, Sun Q, Hu FB (2011) Rotating Night Shift Work and Risk of typ-2-Diabetes PLoS Medicine 2011; 8(12): e1001141

zuletzt bearbeitet: 25.10.2016 nach oben

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