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9. Adipositas Symposium in Norderstedt

Adipositas muss als Krankheit endlich ernstgenommen werden

Diskussionen um Lebensstil- und Verhaltensänderungen reichen nicht aus

Adipositas-Symposium am European Surgical Insititute (ESI) Norderstedt 2016
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Die Versorgungslage von Menschen mit Adipositas in Deutschland ist weiterhin unzureichend. Dies ist das Ergebnis des bereits zum neunten Mal stattfindenden Adipositas-Symposiums, welches Wissenschaftler, Ärzte und Vertreter von Krankenkassen zusammenbringt, um über den aktuellen Stand der Forschung und Versorgungslage in Deutschland zu diskutieren. Im European Surgical Institute von Johnson & Johnson Medical in Norderstedt bei Hamburg diskutierten Experten insbesondere darüber, wie man die Therapiemöglichkeiten der Betroffenen verbessern könnte.

In Deutschland gelten 1,4 Millionen Menschen als morbid adipös - und die Tendenz ist steigend. Auch in anderen Ländern Europas steigt die Zahl der Betroffenen, wenn auch in unterschiedlichem Maße. Laut eines neuen Reports der Economist Intelligence Unit (EIU) mit dem Titel "Confronting Obesity in Europe" gab es zwar beträchtliche Bemühungen, mittels Kampagnen-Arbeit zur Adipositas-Prävention beizutragen. Diese greife aber bei bereits adipösen Menschen zu kurz.

"Adipositas ist eine komplexe Krankheit mit vielen unterschiedlichen Ursachen und Ausprägungen. Diese Komplexität ist einer der Gründe dafür, dass bisher weder in den USA noch in den europäischen Ländern eine übergreifende, umfassende Strategie zur Bekämpfung von Adipositas implementiert wurde", so Prof. David E. Cummings von der University of Washington, USA.

Laut einer kürzlich veröffentlichten EIU-Fallstudie ist Deutschland im europäischen Vergleich sogar schlechter aufgestellt als viele seiner Nachbarländer. Auf Bundesebene fehle es an nachhaltigen und ganzheitlichen Therapieangeboten sowie transparenten Entscheidungsprozessen. Bestehende Initiativen sind bisher auf einzelne Regionen fokussiert und die Unterstützung von Therapiemaßnahmen gestaltet sich von Krankenkasse zu Krankenkasse unterschiedlich. Oft müssen Patienten sich bei der Finanzierung bestimmter Maßnahmen auf lange Diskussionen mit ihrer Versicherung einstellen.

Dabei ist die Entwicklung einer umfassenden Strategie zum Umgang mit Adipositas dringend erforderlich: "Immer mehr Menschen in Deutschland sind übergewichtig und adipös. Vielen von ihnen ist nicht einmal bewusst, dass Adipositas schwerwiegende Folgen für ihre Gesundheit haben wird", so Thomas Bodmer, Mitglied des Vorstands der DAK-Gesundheit. Ein weiteres Problem ist die Stigmatisierung von adipösen Menschen in unserer Gesellschaft. "Wir müssen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Adipositas eine ernstzunehmende Erkrankung und kein Lifestyle-Problem ist", erklärt Herr Bodmer weiter.

Prävention, zum Beispiel in Schulen, ist dabei unabdingbar. Darüber hinaus, so sind sich die Experten jedoch einig, müssen Patienten, die von starkem Übergewicht bereits betroffen sind, die bestmöglichen Therapien erhalten. Nur ein Umdenken in unserem Gesundheitssystem kann dafür die Voraussetzungen schaffen. Notwendig sind ganzheitliche Lösungsansätze unter Einbeziehung moderner Therapieformen, die neben Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapien auch chirurgische Therapien einbeziehen. Vorsorge und lebenslange Nachsorge müssen dabei ausreichend finanziert sein.

"Deutschland- und europaweit benötigen wir also eine Strategie, die sowohl die Prävention als auch die Behandlung der Erkrankten umfassend in Betracht zieht - und dabei eine gleichermaßen sach- sowie leistungsgerechte Finanzierung berücksichtigt", fasst Dr. Chima Abuba, Geschäftsführer der Johnson & Johnson Medical GmbH, das Kernergebnis des Symposiums zusammen. "Es ist wichtig, disziplinübergreifende Gespräche zu führen, um Lösungsansätze voranzutreiben und ich freue mich, dass wir mit dem Symposium wieder einen Ort des Austauschs und des Anstoßes schaffen konnten."

Auch Prof. Dr. med. Thomas Hüttl, Vorsitzender des Adipositas Symposiums zieht ein positives Fazit: "Die Symposien der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass der Wissenstransfer zwischen Adipositas-Chirurgen und multidisziplinären Teams maßgeblich die Homogenisierung der Arbeitsabläufe sowie die interdisziplinäre Arbeit fördert und somit einen wichtigen Beitrag zur Optimierung der Adipositastherapie im deutschsprachigen Raum leistet. Ich bin davon überzeugt, dass auch die Ergebnisse des diesjährigen Symposiums zur Findung ganzheitlicher Lösungsansätze beitragen werden."

Über die EIU-Fallstudie

Die paneuropäische Studie der Economist Intelligence Unit über Adipositas, Confronting obesity in Europe, und die EIU-Fallstudie über Adipositas in Deutschland, Confronting obesity in Germany, im Internet.

Über das Adipositas-Symposium

Ethicon, eine Tochterfirma der Johnson & Johnson Medical GmbH, veranstaltet bereits seit 2007 jährlich ein Symposium zum Thema Adipositas. Auch dieses Jahr findet die Veranstaltung am 17. und 18. März im European Surgical Institute (ESI) in Norderstedt statt. Zahlreiche Experten aus Wissenschaft und Forschung, darunter Ärzte und Vertreter von Krankenkassen, diskutieren die neuesten Forschungsergebnisse, aktuelle Therapiemöglichkeiten und die gesamtgesellschaftliche Rolle des Themas Adipositas. Ziel der Veranstaltung ist es, durch einen direkten Austausch zwischen Experten aus verschiedenen Bereichen mögliche Lösungsansätze für eine bessere Patientenversorgung in Deutschland zu entwickeln.

Bildunterschrift: Adipositas-Symposium am European Surgical Insititute (ESI) Norderstedt 2016
Bildquelle: Johnson & Johnson Medical

zuletzt bearbeitet: 18.03.2016 nach oben

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