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Aktuelles aus der Diabetesforschung

Deutsches Zentrum für Diabetesforschung auf dem Hauptstadtkongress

Sprecher des DZD Symposiums
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Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) stellte sich gemeinsam mit den weiteren Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) im Rahmen eines Innovationsforums auf dem Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit vor. Zentrale Themen waren der rasche Transfer der Forschungsergebnisse aus dem Labor zum Patienten sowie mögliche Anknüpfungspunkte für Ärzte und Industrie. Die Wissenschaftler des DZD präsentierten am 15. Juni in dem Symposium "Volkskrankheit Diabetes - Neue Wege für individualisierte Prävention und Therapie" zwei multizentrische Studien zur Entwicklung personalisierter Behandlungsstrategien für Diabetes.

Mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland leiden an Diabetes mellitus - mit steigender Tendenz. "Der Bekämpfung von Volkskrankheiten wird in der Forschungspolitik ein überaus hoher Stellenwert beigemessen", erklärte Dr. Helge Braun, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung. "Mit der Gründung der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung sollen Forschungsergebnisse zum Wohle der Patientinnen und Patienten zeitnah in die medizinische Praxis gelangen."

Einblicke in die Strategien der Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung (DZG) wurden der medizinischen Fachwelt beim Hauptstadtkongress 2012 - Medizin und Gesundheit durch eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion gewährt. Prof. Martin Hrabé de Angelis, Vorstandsmitglied des DZD und Direktor des Instituts für experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum München, vertrat das DZD. Aktuelle Fortschritte bei der Entwicklung neuer Behandlungsstrategien für Diabetes wurden von DZD-Wissenschaftlern im Symposium "Volkskrankheit Diabetes - Neue Wege für individualisierte Prävention und Therapie" dargestellt.

"Im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung arbeiten Kliniker und Grundlagenforscher eng zusammen. Dieses interdisziplinäre Umfeld bietet großartige Voraussetzungen für die Entwicklung individualisierter Präventionsstrategien und maßgeschneiderter, kausaler Therapien", erläuterte Hrabé de Angelis. Unter der Mission "Gemeinsam forschen für eine Zukunft ohne Diabetes" arbeiten im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung fünf Partner: das Helmholtz Zentrum München, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, das Deutsche Diabetes-Zentrum in Düsseldorf und die Universitäten Tübingen und Dresden.

Diabetes frühzeitig erkennen und verhindern

Erschreckend ist, dass in Deutschland jedes Jahr rund 270.000 Typ-2-Diabetes-Neuerkrankungen auftreten und die Tendenz ist steigend. "Eine der Ursachen der zunehmenden Diabetesepidemie ist in unserem modernen Lebensstil mit üppiger Ernährung und mangelnder Bewegung zu finden", brachte Prof. Hans Hauner von der Technischen Universität München einen der wichtigsten Gründe auf den Punkt. Dabei wäre die Lösung relativ einfach: 50 % der Patienten mit Typ-2-Diabetes können ihre Erkrankung bereits mit einer Gewichtsabnahme von 4 kg besser in den Griff bekommen. "Die Gene schlagen uns ein Schnippchen: Übergewicht ist häufig erblich bedingt", fand Hauner eine mögliche Erklärung für vergebliche Diätversuche. Und noch viel wichtiger, die Gene legen die Verteilung des Körperfetts fest. Liegen die Fettpolster primär im Bauchbereich, sind sie eindeutig mit einem erhöhten Diabetesrisiko assoziiert.

Individualisierte Präventionsstrategien

"Eine Änderung des Lebensstils ist nicht bei allen Personen mit einem erhöhten Diabetesrisiko zur erfolgreichen Prävention ausreichend. In der Prädiabetes Interventions-Studie wollen wir für diese Patienten individuelle Vorsorgestrategien entwickeln und so der Krankheit zukünftig keine Chance geben", erklärte Prof. Hans-Ulrich Häring vom Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrums München an der Universität Tübingen. Bei der Gruppe von Diabetesrisikopatienten, bei denen sich Fettgewebe primär im Rumpf anlagert und die zusätzlich eine Insulinresistenz sowie eine gestörte Insulinsekretion haben, reichen eine Ernährungsumstellung kombiniert mit mehr Bewegung oft nicht aus, um einen Typ-2-Diabetes zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. Die DZD-Wissenschaftler untersuchen in der mehrjährigen Studie, welche Vorbeugemaßnahmen bei den einzelnen Subgruppen von Prädiabetespatienten am wirksamsten sind. Ziel ist die Entwicklung von wirksamen Präventionsstrategien mit der Hilfe von genetischen Analysen und Biomarkern.

Spätfolgen des Diabetes vermeiden

"Diabetes ist eine Krankheit mit vielen Gesichtern, die bei jedem Patienten anders verläuft. In der Deutschen Diabetes-Studie stehen die Entstehung und der individuelle Verlauf von Typ-1- und Typ-2-Diabetes im Fokus", erläuterte Prof. Karsten Müssig, Studienleiter am Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf. Sowohl Merkmale wie z. B. die Fettverteilung im Körper als auch zusätzliche Erkrankungen oder medikamentöse Therapien beeinflussen die Diabeteserkrankung und die Entstehung von Spätfolgen.

Im Rahmen der Studie werden neu diagnostizierte Patienten mit Diabetes sehr detailliert untersucht, sprich phänotypisiert, und der Verlauf der Erkrankung sowie die etwaige Entstehung von Spätfolgen über mehrere Jahre beobachtet. Besonderes Augenmerk legen die DZD Forscher dabei auf genetische und immunologische Aspekte sowie auf die Rolle von Umwelteinflüssen wie Ernährung und Bewegung. Bisher wurden mehr als 500 Patienten eingeschlossen. Durch die Erweiterung der Studie auf die weiteren vier DZD-Standorte kann innerhalb kurzer Zeit eine hohe, aussagekräftige Patientenzahl in die Studie aufgenommen werden. Die Wissenschaftler hoffen dadurch zeitnah auf neue Erkenntnisse zur Wirksamkeit von unterschiedlichen Therapien und zur Prävention von Sekundärerkrankungen.

Gelebtes DZD bringt Forschungsergebnisse schneller zum Patienten

"Im interdisziplinären Umfeld des DZD arbeiten über 250 Wissenschaftler zusammen, um innovative Therapiekonzepte für Diabetes zu entwickeln. Forschungsaufenthalte der Wissenschaftler an Partnerinstituten, regelmäßige Workshops, ein eigenes DZD-Nachwuchsförderprogramm und übergreifende Forschungsinfrastrukturen intensivieren die interne Zusammenarbeit und Kommunikation. Durch die im DZD in den letzten zwei Jahren initiierten Netzwerkprojekte, die aufgebauten Strukturen und die Kooperationen bestätigt sich schon jetzt, dass die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung schneller in die Klinik und zeitnah dem Patienten zu Gute kommen", fasste Hrabé de Angelis die Arbeit im DZD-Forschungsverbund zusammen.

Bildunterschrift: Sprecher des DZD Symposiums: Prof. Martin Hrabé de Angelis, Helmholtz Zentrum München, Prof. Karsten Müssig, Deutsches Diabetes-Zentrum, Prof. Hans-Ulrich Häring, Universität Tübingen, Prof. Hans Hauner, TU München.
Bildquelle: Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, (©) kniestphotography

Diese Pressemitteilung wurde über den - idw - versandt.

zuletzt bearbeitet: 18.06.2012 nach oben

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